"Inflation der Inhalte" - Dienstleister, hört auf, euer Wissen zu verschenken!
Corona makes me.... wütend - auf so vielen Ebenen! Eine Ebene ist die wirtschaftliche Lage und die Frage, die sich mir in diesem Kontext unentwegt stellt:
Liebe Dienstleister, warum (zur Hölle!) verschenkt ihr eure Arbeit?
Kostenlose Inhalte sind keine Erfindung der Corona-Krise, so viel ist klar! Und sie sind natürlich wichtig, um sich selbst am Markt zu behaupten. Aber das, was wir aktuell beobachten, ist nichts anderes als ein "War of Communication". Und das ist nicht schön!
Was auch vorher schon problematisch war, wird gerade auf einem ganz neuen Level zelebriert: Die Corona-Krise sorgt dafür, dass wir eine regelrechte Inhaltsinflation erleben. Die sozialen Netzwerke sind voll von "kostenloser Selbstoptimierung", "kostenlosen e-Books", "kostenloser Kostenlosigkeit". In meinen Augen hat das nichts mehr mit Marketing oder Akquise zu tun, sondern damit, dass viele Dienstleister ihre eigenen Preise drücken. Die Auswirkungen dessen wird die Dienstleisterbranche langfristig spüren.
Wer ist schon bereit irgendwann mal wieder etwas für Dinge zu zahlen, die er bisher hinterhergeworfen bekommen hat? Warum wollen Kunden nichts für Themeneinarbeitung zahlen? Richtig, weil vorherige Dienstleister sich angebiedert haben. Hört auf damit! Ihr macht nicht nur eure eigenen Preise kaputt, sondern die einer ganzen Branche! Wer jetzt mit Marktschreiermentalität hochwertige Dienstleistungen verhökert oder verschenkt, der wird in einigen Monaten merken, wie schnell sich das neue Pricing in den Köpfen der Kunden verankert hat.
Was keine Akquise ist, kostet Geld
Wir sehen schon jetzt die Auswirkungen bei (potentiellen) Kunden: Oftmals scheinen Webinare nur noch attraktiv zu sein, wenn sie nichts kosten. (Kurze Info: Die Zeit, die da investiert wird, ist Arbeitszeit!) Die Erwartungshaltung an Dienstleister geht mittlerweile schon so weit, dass ich von Kunden zu hören bekomme, dass die Einarbeitung in Themen sowie die Übergaben von Zuständigkeiten zur unbezahlten Akquise zählen. Nein, das ist Arbeitszeit!
Wie sollen denn gerade kleinere Dienstleister so überleben? Klar, ein bisschen Marketing- und Akquisebudget ist immer nötig und natürlich auch hilfreich für den Markenaufbau und zur Kundengewinnung. Ein paar Prozent der Kompetenz darf schonmal als Vorschuss nach außen kommuniziert werden - unbezahlt. Aber - irgendwann ist damit dann Schluss!
Dienstleister erziehen ihre Kunden zu Geizhälsen
Denn: Nicht nur die Preise gehen kaputt - auch die wahrgenommene Wertigkeit der Dienstleistung und die Qualitätswirkung der Marke leidet. Ist ja eigentlich auch ganz logisch: Wer gibt schon gern 100.000 für ein Luxusauto aus, wenn er daran gewöhnt ist, dies auch für 20.000 zu erhalten? Wir gewöhnen uns schnell an den Luxus von "Haben" und "Wissen" zum kleinen Preis. Viele Dienstleister gehen davon aus, dass Preise nach der Krise einfach wieder angehoben werden können, aber da wird der Kunde nicht mitspielen.
Was ist Marketingmaßnahme und was schon Arbeit?
Lange Rede kurzer (wichtiger) Sinn: Arbeit hat einen Wert! Ja, auch die Arbeit von Dienstleistern. Deshalb, liebe Dienstleiter, Agenturen, Freelancer - was auch immer ihr tut und wofür ihr steht: Verschleudert eure Arbeit bitte (bitte, bitte) nicht! Ihr habt eine Verantwortung gegenüber allen anderen Kollegen in dieser Branche. Wählt eure "Freebies" mit Bedacht. Differenziert klar, was noch Marketingmaßnahme und was bereits "verschenkte Arbeit" ist. Hört auf, die Preise nach unten zu drücken. Ihr habt Kompetenzen, die im Tausch gegen Geld für andere zugänglich gemacht werden. Nicht mehr, aber vor allem nicht weniger.