Informell | Digital | Kompetent
Digitalkompetenzen. Man findet sie in jeder aktuellen Studie (Future Skills für Baden-Württemberg, Future Skills für Deutschland, OECD, u. v. m.), die sich mit Zukunftskompetenzen beschäftigt. Mal als einzelne Fähigkeit, mal als Gruppe, als Cluster, von Fähigkeiten. Unabhängig davon wird sehr oft betont, wie wichtig diese digitalen Kompetenzen für Unternehmen und für jede:n von uns sind.
Omnipräsenz der Digitalisierung
Gleichzeitig beobachten wir schon seit einigen Jahre eine zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft, ja der Gesellschaft. Computer und Smartphones sind omnipräsent. Eingekauft - oder geshoppt - wird online, digitale Anwendungen steuern das Smart Home. Die Corona-Pandemie hat alldem nochmal einen gewaltigen Schub verliehen.
Informelles Lernen und informelle Kompetenzen
Aus dieser Zukunft der Digitalisierung schlagen wir die Brücke gute 100 Jahre zurück. Denn schon 1916 hat John Dewey den Begriff der "informal education" aufgebracht. Dieses informelle Lernen hat bis zur PISA-Diskussion doch eher ein Schattendasein geführt (Harring/Witte/Burger 2018: 14ff.). Seither rückt es aber zunehmen ins Interesse von Forschung und Praxis. Nicht zuletzt angesichts der vielen Forderungen nach stärker eigenverantwortlichem, selbstgesteuertem Lernen gewinnt das Thema an Aktualität.
Informelles Lernen, das ist das Lernen nebenbei. Das Lernen, das passiert, ohne dass ich mir das fest vornehme. Durch Erfahrungen, Beobachtungen, Ausprobieren. Es führt zu informellen Kompetenzen. Kompetenzen also, die nirgends dokumentiert sind. Für die es kein Zeugnis und kein Zertifikat gibt. Damit bleiben Sie für Arbeitgeber oft unsichtbar und damit auch ungenutzt.
Informelle Kompetenzen erfassen
Der Herausforderung, eben diese Kompetenzen sichtbar zu machen, hat sich die AgenturQ bereits im Jahr 2012 angenommen. Zunächst für fachliche Bereiche in der Metall- und Elektroindustrie. Dafür wurde das Online-Tool AiKomPass entwickelt. AiKomPass? Nein, das hat nichts mit künstlicher Intelligenz zu tun. Das steht für Anerkennung informell erworbener Kompetenzen.
AiKomPass hat nichts mit Künstlicher Intelligenz zu tun. Es geht um die Anerkennung informeller Kompetenzen.
Im Projekt AiKomPass-Digital wurde das Online Tool zuletzt (2019-2021) um Digitalkompetenzen ergänzt. Die aufmerksame Leserin erinnert sich: digitale Fähigkeiten sind enorm wichtig und werden wohl noch wichtiger. Gleichzeitig hat so gut wie jede:r von uns mehr oder weniger mit digitalen Technologien zu tun, bringt also eine gewisse (informelle) Digitalkompetenz mit.
Folien zur Vorstellung des AiKomPass vom Thementag Zukunftskompetenzen
Informelle Digitalkompetenzen - was ist das eigentlich?
Es sind viele Unterteilungen und Aufgliederungen möglich. Für den AiKomPass wurden deshalb verschiedene, belastbare Quellen herangezogen. Dazu gehören bestimmte Berufsbildpositionen, das europäische Kompetenz-Framework und Ergebnisse aus Workshops mit Expertinnen und Experten. Daraus sind sieben konkrete Handlungsfelder entstanden:
Informelle Digitalkompetenzen - konkret durch Tätigkeiten
Eine Besonderheit des AiKomPass ist, dass er abstrakte Kompetenzen greifbar macht, in dem er sie auf konkrete Tätigkeiten herunterbricht. So tut er die auch im Bereich Digitalkompetenzen. Die Nutzenden müssen nur anklicken, welche der aufgelisteten Tätigkeiten sie schon einmal ausgeführt haben. Das macht es einerseits einfach, andererseits wird so sichergestellt, dass alle das gleiche Verständnis der betrachteten Digitalkompetenz haben.
Informelle Digitalkompetenzen - so what?
Die Future Skills Studie (S. 24) zeigt: Bis 2026 werden wir im Bereich (direkter) digitaler Kompetenzen 704.000 zusätzliche Skills brauchen. Bei geschätzten 710.000 Beschäftigten muss also so gut wie jede:r dazulernen. Wenn ein Unternehmen weiß, wer in welchem Bereich schon Grundlagen mitbringt, Affinität zeigt, kann es Weiterbildungen viel gezielter und individueller gestalten.
Die Beschäftigten können gleichzeitig ihre Stärken ausspielen und weiterentwickeln. Übrigens zeigt unsere Erfahrung, dass gerade Menschen, die eher wenig Erfahrung mit Lernen haben, sehr vom AiKomPass profitieren. Er zeigt auch ihnen, wie viel Sie im Grunde schon mitbringen.
Positiv-Profil mit Nutzen für Unternehmen und Mitarbeitende
Das Ergebnis des AiKomPass ist ein umfassendes Positiv-Profil. Ein Profil also, dass statt auf Defizite auf das schaut, was ein Mensch schon mitbringt. Das Tool ist einfach nutzbar und frei zugänglich. Damit ist es die optimale Grundlage für die individuelle Reflexion ebenso wie für die unternehmerische Nutzung im Bereich Qualifizierung und berufliche Mobilität. Themen die angesichts der Herausforderungen für die (baden-württembergische) Wirtschaft so aktuell sind (und sein müssen) wie selten zuvor.