Interview mit Frank Böttcher zum 
Extremwetterkongress 2022

Interview mit Frank Böttcher zum Extremwetterkongress 2022

Vom 28. bis zum 30. September 2022 findet in Hamburg die führende interdisziplinäre Fachtagung für Extremwetter im Klimawandel in Deutschland statt. FURUNO wird selbstverständlich auch vor Ort sein und hat vorab die Gelegenheit genutzt, um mit Frank Böttcher, dem Initiator der Messe, zu sprechen.

FURUNO: Kommunen sind bis dato nicht ausreichend vor Extremwettern geschützt, wie zuletzt auch eine Studie der TU Kaiserslautern zeigte. Woran genau liegt das in Ihren Augen?

Frank Böttcher: Vor allem werden Starkregenereignisse unterschätzt. Im Rahmen einer NDR-Dokumentation habe ich zwei Bürgermeister in einem Landkreis kennengelernt, die durch eine Autobahn voneinander getrennt waren. Der eine Bürgermeister hat schon zweimal Starkregen erlebt und daraufhin Geld investiert, um unter anderem Rückhaltebecken zu bauen. Der andere Bürgermeister hat keine Vorsorge getroffen, weil er davon ausgeht, dass Gewitter immer auf der anderen Seite der Autobahn runterkäme. Dieser Verdrängungsmechanismus ist eine akute Gefahr für die Bürger:innen. Eine Untersuchung des Deutschen Wetterdienstes zeigt: Starkregen ist in ganz Deutschland eine latente Bedrohung.

Genauso wie Dürreperioden…

Frank Böttcher: Richtig, ich glaube, dass wir unsere Betrachtung dahingehend ändern müssen, dass Starkregen eine große Chance zum Wasserspeichern ist. In strukturellen Maßnahmen gegen Starkregen muss immer auch die Nutzung des Wassers in Dürrephasen mitgedacht werden, um es der Gemeinde und der Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen.

Was raten Sie Kommunen also?

Frank Böttcher: Jede Gemeinde steht abhängig von ihrer Topografie, gegenüber anderen Naturgefahren, die es zu erkennen gilt. Welchen Klimaszenarien sind wir vor Ort heute ausgesetzt und welche werden wir laut Analysen in naher Zukunft erleben? In Kommunen, in denen es noch keine Schutzmaßnahmen gibt, ist das Erschaffen von Beobachtungsstrukturen und Frühwarnsystemen essenziell. Der DWD arbeitet mit flächendeckenden Radargeräten, die den Kommunen wichtige Informationen bieten.

Die dualen X-Band-Wetterradarsysteme von FURUNO stellen zusätzlich einen großen Mehrwert da. Dem DWD fehlen diese kleinflächigen Informationen aktuell noch. Ist das zeitgemäß?

Frank Böttcher: Der DWD leistet bei der Unwetterwarnung eine enorm wichtige Arbeit. Es darf aus meiner Sicht auch nur eine Institution in Deutschland geben, die Unwetterwarnungen herausgibt. Wenn es mehrere Institutionen gibt, dann werden auch mehrere Quellen genutzt. Im schlimmsten Falle widersprechen sie sich und das führt dazu, dass man keiner Warnung traut. Der Deutsche Wetterdienst als Quelle muss also richtig gut sein.

Und sind die Daten richtig gut?

Die großflächigen, synoptischen Messstationen bieten als Datenquellen einwandfreie Informationen über den Niederschlag. Aber wenn ich mir etwas wünschen würde, dann wäre das ergänzend zu dem vorhandenen Radarverbundnetz natürlich ein Netz mit X-Band-Radaren, das hochaufgelöste Informationen im kleinsten Raum liefert. Dazu müsste man als erstes das Bundesverkehrsministerium davon überzeugen, hierfür Mittel bereitzustellen.

Nächste Woche findet der Extremwetter-kongress statt, den Sie maßgeblich initiieren. Was erhoffen Sie sich von der Veranstaltung?

Frank Böttcher: Wir bekommen ein Zeitproblem. Irgendwann gelangen wir an den Punkt, an dem wir den Klimawandel nicht mehr aufhalten können. Wir können in meinen Augen schon jetzt die 1,5-Grad-Grenze nicht mehr einhalten. Wir werden auch allergrößte Schwierigkeiten haben, die 2-Grad-Grenze einzuhalten. Ende des Jahrhunderts, werden wir uns zwischen 2,1 und 3,6 Grad befinden. Der Klimawandel katapultiert uns dann in eine Zeit zurück, die es bereits vor 3 Millionen Jahren gab: Der Meeresspiegel war damals 15 bis 25 Meter höher, wir hatten eine hohe Kohlenstoffdioxidkonzentration. Der Planet wird sich als unser Lebensraum rasant verändern. Zeit ist bei dieser Entwicklung der wichtigste Faktor. Wir müssen schneller werden – allen voran bei der Energiewende. Die Veranstaltung dient dem Ziel, die Dringlichkeit deutlich zu machen.

ÜBER FURUNO: 
Extremwetterereignissen in Folge des Klimawandels nehmen global zu: Kurze, lokale Starkregen, Schneestürme, Tornados, Erdrutsche und andere Wetterphänomene können Menschenleben kosten. Daraus ergibt sich der dringende Bedarf nach lokalen Wettervorhersagen, um frühzeitig vor unerwarteten Wetterereignissen und Naturkatastrophen warnen zu können

FURUNO hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Herausforderung konkret anzugehen. Als Marktführer verfügt FURUNO über jahrzehntelange Erfahrungen in der Entwicklung zuverlässiger Radarsysteme im Bereich mariner Anwendungen. In enger Zusammenarbeit mit Universitäten und Bereichen der Wirtschaft hat FURUNO zudem ein Radarsystem für das meteorologische Monitoring und Niederschlagsanalyse entwickelt.

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Kontaktieren Sie uns gerne, denn nur gemeinsam können wir den Folgen des Klimawandels gewappnet sein.        

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