Irre. Ineffektiv. Initiativbewerbung.
Klingt für Boris Koch nach einem Gerücht: Initiativbewerbungen kann man sich schenken

Irre. Ineffektiv. Initiativbewerbung.

Fängt alles mit „i“ an und hört mit „gittigit“ auf. Initiativbewerbungen sind die ungeliebten und ungewollten Geschwister der klassischen Bewerbung. Landen sie auf dem Screen eines Personalers, sind sie – so munkelt man – fast immer dem Tode geweiht. Ablage P und an guten Tagen vielleicht eine Absage. Die meisten Bewerber wagen sich darum nur im letzten Moment an eine Initiativbewerbung. Wenn sonst alles Pulver verschossen ist und der Arbeitsagenturberater nur noch traurig die Schultern rümpft. Die Absagenrate bei Initiativbewerbungen gilt einfach als zu hoch. Aber ist sie das tatsächlich?

Ein Blick auf einen Großteil der Personalabteilungen bringt Licht ins Dunkel. Personalabteilungen stehen unter einem enormen Leistungsdruck. Mit immer weniger Personal müssen dort immer mehr Bewerber gescannt und ausgewählt werden. Vermehrt wird Human Ressource-Software eingesetzt, um die Vorauswahl zu optimieren. Bei den hierbei eingesetzten strengen Logarithmen genügt schon ein Lebensjahr zu viel oder zu wenig, eine zehntel Examensnote schlechter als ausgeschrieben oder das falsche Geschlecht und Sie sind erledigt. Die Absage wird vollautomatisch generiert. Und Sie grübeln, woran es gelegen hat. DAS macht schon die klassische Bewerbung zum Roulettespiel. Junge, topausgebildete und trotzdem berufserfahrenen KandidatInnen sehen auf dem Papier (bzw. pdf) natürlich besser und bezahlbarer aus, als erfahrene KandidatInnen. Und jetzt kommen Sie auch noch mit Ihrer Initiativbewerbung um die Ecke. Der Personaler denkt dann nur (und wer kann’s ihm verdenken): „Habe ich nicht bestellt und Tschüss.“. Die Software kombiniert: „Passt zu keiner Ausschreibung. Ist also falsch. Muss abgesagt werden.“. Auch sie tut nur ihren Job.

Nun sind Sie vielleicht jemand, der viel kann, dessen Lebenslauf sich aber nicht aalglatt liest. Sie haben aber genau vor Augen, welchem Wunscharbeitgeber Sie durch Ihre Mitarbeit einen einzigartigen Mehrwert bieten könnten. Wie Sie dem Unternehmen deutlich mehr Umsätze, Einsparpotenziale, Prozessoptimierungen oder weiche Faktoren wie Kundenbindung oder Mitarbeitermotivation bescheren können. Sie sehen Ihren Nutzen für die Firma deutlich vor Ihrem geistigen Auge? Dann sollten Sie – sorry, liebe Personaler – auf die Personalabteilung pfeifen und direkt den Top-Entscheider im Hause angehen, der Sie wirklich beurteilen und einstellen kann. Das sind zumeist die Geschäftsführer, Inhaber oder zumindest Bereichsleiter. Schreiben Sie denen, kurz und knapp, was Sie für einen Mehrwert mitbringen. Verfallen Sie dabei nicht in Eigenlobhymnen. Der Entscheider hat weder Zeit noch Lust, aus Lebenslauf-Angebereien zu kombinieren, was Ihr Mehrwert sein könnte. Sie müssen das klar und deutlich formulieren. Z.B. drei gute Gründe, warum Sie der oder die Richtige für die Position sind. „Welche Position?“ denken Sie jetzt? „Ich weiß doch gar nicht, was die brauchen?“. Da hilft Recherche. Lesen Sie Pressemeldungen über das Unternehmen. Wo neue Fertigungshallen gebaut werden, braucht es fähige Leute. Wo Firmenzukäufe stattfanden, besteht Personalbedarf. Auch wo Fehler passiert sind, rollen Köpfe und neue müssen her. Suchen Sie Ihren Ansatzpunkt, beziehen Sie sich darauf in Ihrer Initiativbewerbung und begründen Sie, warum 15 unverbindliche Minuten der Entscheiderzeit und eine Tasse Kaffee eine gute Investition für den Manager sind. Auf diese Weise kam es schon häufig dazu, dass für den mutigen Bewerber extra eine neue Position erschaffen wurden – die es vorher so nicht gegeben hat. Entscheider dürfen und können so etwas. Personaler leider nicht. Und wenn Sie sich so eine Recherche nicht zutrauen oder Ihnen vor dem Schreiben einer solchen Initiativbewerbung mulmig zumute ist, dann lassen Sie sich einfach von Profis dabei helfen. Es gibt Leute, die das sehr gut können.

PS: Nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass kommentarfreudige Zeitgenossen diese Art der Initiativbewerbung verurteilen und für Zeitverschwendung halten: Es funktioniert. Ich habe es hundertfach für Kunden praktiziert und war erfolgreich. Aber „doof finden“ dürfen Sie diese Methode natürlich jederzeit – wir leben in einem freien Land ;-)

Vorweihnachtliche Grüße sendet Ihnen Boris Koch

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