Ist Storytelling dasselbe wie Geschichten erzählen?
Was wo? Wie Content konsumiert wird, spielt eine Rolle (Bild: Kelly Sikkema, Unsplash)

Ist Storytelling dasselbe wie Geschichten erzählen?

Storytelling - der Begriff hat gerade einen richtig guten Lauf. Er ist überall zu finden: Es gibt strategisches und Corporate Storytelling. Es wird eingesetzt im #Marketing und zum Aufbau von Brands. Man spricht über das Storytelling in #Fiction, analysiert die Heldenreise von Archetypen in Werbespots. Youtube-Tutorials werden danach aufgebaut und auf Insta gibt es die Stories. Alles und jedes, so scheint es, wird mit Storytelling besser.

Warum ist das so?

Storytelling hilft, um mit all den audiovisuellen Inhalten, die uns seit Mitte der Nuller Jahren überfluten, zurechtzukommen und sie lesen zu können. Die Kids und Youngsters dieser Generation haben als erfahrene Konsument*innen von Fiktion auf allen möglichen Kanälen und als gleichzeitige Produzent*innen von Videos auf den #Socialmedia Plattformen fast automatisch Storytelling Skills. Solche Skills gehören mittlerweile zum Alltags-Knowhow. Als langjährige Dramaturgin für Spielfilm wirkt das Darling-Buzzword auf mich allerdings oft etwas beliebig eingesetzt.

Aber was bedeutet Storytelling eigentlich und was beinhaltet es? 

Ich denke, man kann es herunterbrechen auf eine einfache Tatsache: Jeder Text, jedes Video, jeder Fernsehbericht, jede Bildabfolge weist eine Struktur auf. Alle diese Formate sind gebaut. Jemand (die Autorin, die Regie, wer auch immer) will etwas vermitteln und überlegt sich, in welcher Reihenfolge die einzelnen Punkte des Materials dazu am besten angeordnet werden. Diese Anordnung folgt einem Muster. Dessen grundlegendste Bausteine heissen: Anfang, Mitte, Schluss.

Die Ähnlichkeiten

Der Einstieg ist wichtig: Er ist die Tür in die Welt, wie klein oder gross auch immer, in die das Publikum treten soll. Sofort soll es spüren können, was es erwarten kann. Im Krimi kommt möglichst rasch ein Mord, – der Einstieg soll das Thema setzen und die Aufmerksamkeit fesseln. Ähnliche Regeln liessen sich für die Mitte finden (im Spielfilm ist das der zweite Akt, in dem die eigentliche Geschichte erzählt wird, - die Hauptfigur auf ihrem Weg und im Kampf gegen Hindernisse). Das Gleiche gilt schliesslich auch für den Schluss (das Publikum entlassen, mit einem Gefühl der Auflösung und Klärung).

Die Unterschiede

Klingt eigentlich ganz einfach, oder? Muster anwenden: fertig. Nur: Ist es wirklich überall identisch? Funktioniert ein Facebook Video von ein paar Sekunden nach dem gleichen Muster wie eine ganze Serienstaffel? Wie macht das ein #Game, wo die Story beim Spielen entsteht? Und was ist mit der #Virtual Reality, wo man voll und ganz in eine Welt eintaucht? Ob etwas auf einem kleinen Screen unterwegs, auf dem Sofa zuhause oder auf der Oculus-Brille konsumiert wird, macht einen grossen Unterschied. Ob der Content für eine Social Media Plattform, den Monitor oder die Konsole gedacht ist, - davon hängt ab, was wo wie funktioniert.

Die Konsequenz

Muster und Struktur sind nur ein Teil des Storytellings, der andere wird definiert durch Devices, Plattform-Anforderungen und Format-Bedingungen. Storytelling ist ein Überbegriff für die Struktur/Machart einer Erzählung. Aber es gibt nicht die eine allgemeingültige Methode. Wer #Storytelling betreibt, muss sich mit dem Format und dem Medium auseinandersetzen und die Mechanismen verstehen lernen. Storytelling ist eben nicht gleich Storytelling.

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