Jeder braucht Vorbilder – Erich Reinhardt gehört aus vielen Gründen zu meinen
In diesen Tagen verabschiedet sich Erich Reinhardt aus der Leitung des Medical Valley Centers in den Ruhestand. Das möchte ich zum Anlass nehmen, um einige Gedanken über ihn zu teilen; denn Erich Reinhardt war und ist eine Leitfigur. Für Siemens Healthineers, für das Medical Valley – für mich.
Als ich 1995 zum damaligen „UB Med“ kam – in den 90er Jahren waren die Geschäfte der Siemens AG in Unternehmensbereiche, abgekürzt UB, organisiert –, war Erich Reinhardt bereits der Bereichsvorstand – und 2007, als er mir die Leitung des Imaging-Geschäftes anvertraute, mein direkter Chef. In den vergangenen 26 Jahren hat er sich mehr und mehr von einem Vorgesetzten in ein Vorbild gewandelt.
Ein Vorbild, in dem, was er erreicht hat und wie er es erreicht hat – als zentrale Figur im Aufbau unseres bis heute unerreichten Magnetresonanztomografie-Geschäfts, als erfolgreicher Sanierer des UB Med Ende der 90er Jahre, als mutiger Pionier, unter dessen Regie 2007/2008 der Einstieg in die Labordiagnostik gelang. Und zuletzt als Gravitationspunkt, der aus einer eher abstrakten Idee und Initiative das heute international bekannte und renommierte „Medical Valley“ formte – und nie (selbst)zufrieden wurde.
Mit Erich Reinhardt zu diskutieren, hinterlässt immer das deutliche Gefühl, man hätte sich besser vorbereiten sollen. Die Budgetdurchsprachen im 13. Stock des Hochhauses in der Henkestraße 127 waren so beliebt wie Zahnarztbesuche – und nicht selten war ich mit meinen Ideen und Vorstellungen die Ursache für die berüchtigten vier Phasen der reinhardtschen Ungeduld: Erste Phase, unruhiges hin und her rutschen auf dem Stuhl. Wenn die Diskussion dann immer noch nicht in die gewünschte Richtung ging, Start der Phase 2: Haare raufen. Pathologische Begriffsstutzigkeit wurde mit Phase 3 – auf den Stuhl schlagen mit beiden Fäusten – quittiert, was nur noch durch Phase 4 – plötzliches Aufspringen und im Zimmer umherlaufen – übertroffen werden konnte.
Das mag einschüchternd, nach heutigen Begriffen vielleicht sogar autoritär klingen. War es aber nicht. Denn die Diskussionen blieben stets auf dem Boden des Sachlichen; das Ringen um die beste Lösung stand im Mittelpunkt und in der Auseinandersetzung zählte das bessere Argument und nicht der bessere persönliche Eindruck oder gar Sympathie. In jeder Diskussion vermittelte er die Botschaft:
In der Medizintechnik haben wir eine besondere Verantwortung, und dieser Verantwortung müssen wir gerecht werden – jede und jeder in seiner Aufgabe und zu jedem Zeitpunkt!
Was anstrengend klingt war anstrengend – der Maßstab von Erich Reinhardt war und ist stets das Unerreichte. Als echter Vordenker und Innovator war für ihn der Erfolg von heute stets der Schnee von gestern. Ungeduldig und unruhig trieb er sich und alle in seinem Team unausgesetzt zu Höchstleistungen an. Und diese – seine – Charaktereigenschaft, ist zu einem eingewurzelten Bestandteil der Siemens Healthineers Kultur insgesamt geworden. Diese Kultur hat ein Führungsteam hervorgebracht, das nie „nur“ aus Managern und Generalisten besteht. Es ist ein Team, in dem inhaltlich – nicht selten hart – geführte Debatten immer auf der fundierten Basis von medizinischem, technischem, naturwissenschaftlichem und betriebswirtschaftlichem Fachwissen stehen. Von ihm haben wir die hohe Kunst des „produktiven Streitens“ gelernt und übernommen – „Wir brauchen eine Streitkultur, keinen Harmonieterror!“ war eine seiner Lieblingsforderungen. Sie hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind: Ein eigenständiges, erfolgreiches, weltweit agierendes Unternehmen, mit dem Millionen Menschen Gedanken und Hoffnungen auf eine zeitgemäße Gesundheitsversorgung verbinden.
Wenn Erich Reinhardt in den Ruhestand wechselt, was ich mir nicht vorstellen kann, dann hinterlässt er seinen Fingerabdruck: In der Geschichte der Metropolregion Nürnberg/Erlangen/Fürth/Forchheim, im bis ins Silicon Valley bekannten Medical Valley, bei Siemens Healthineers – und in meinem Leben.
Danke, Erich Reinhardt.
Shape the future!
3 JahreBeeindruckend: "In der Medizintechnik haben wir eine besondere Verantwortung, und dieser Verantwortung müssen wir gerecht werden – jede und jeder in seiner Aufgabe und zu jedem Zeitpunkt!" - aus meiner Sicht ein Ansporn für alle Bereiche.
CEO / Board Member / Investor / Advisor / Passionate about longevity, solutions for the healthcare chain, process and manufacturing industry, innovation and entrepreneurship.
3 JahreDear Bernd, congratulations on the post. My first experience with Professor Reinhardt was in November 2005, when I was interviewed by him, before joining today's great team called Siemens Healthineers. His ability to innovate, inspire, challenge and transform are his trademarks, and regardless of the size of the challenge, I particularly always looked forward to the last slide of his presentations where we often read "we are living in fascinating times". A real breeze of motivation to the troops that in minutes would go out to the most vigorous and electrifying battles with the objective of offering a better and more efficient health treatment to the patients.
Nürnberger Versicherung
3 JahreLieber Herr Montag, wir haben wohl ein ähnliches „Beuteschema“ für Vorbilder 😉.
President of FAU - Germany's most innovative university. #2 in Europe. #14 worldwide.
3 JahreThe FAUfamily owes Professor Erich Reinhardt a lot: Thank you so much!