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Mikroabenteuer - fünfeinhalb Fragen an Christo Foerster

Die Online-Plattform für Zukunftsideen changeX behandelt Themen des Wandels in Wirtschaft und Gesellschaft. In Kooperation mit dem MICE Club veröffentlichen wir in unregelmäßigen Abständen spannende Beiträge unseres Content-Partners, wenn wir diese für unsere Leserschaft interessant finden.

„Mikro", das bedeutet klein, kurz, fein, auch gering. „Mikro" findet sich in zahlreichen Begriffen, von der Mikroanalyse bis zum Mikrozensus. Im Kontext von Innovation und Transformation steht „mikro" für kleinteilige, angepasste Instrumente, Methoden und Lösungen. Darum geht es in unserer Serie. Hier: Mikroabenteuer.


„Ich verbinde ‚Mikro‘ mit Greifbarem", sagt Christo Foerster: ein sich anbahnender Trend abseits der von Globalisierung und digitaler Transformation bestimmten Großwetterlage. Nah, unmittelbar. Wie Erlebnisse, die in der näheren Umgebung warten: Mikroabenteuer.

Christo Foerster ist Motivationstrainer, Autor und Abenteurer. Er ist Autor des Buches Mikroabenteuer und Initiator des Projekts Raus und machen.

Was sind Mikroabenteuer?

Christo Foerster: Der Begriff Mikroabenteuer steht für Outdoor-Erlebnisse, die ohne großen Aufwand umzusetzen sind, sowohl was die Zeit, die Kosten und die Vorbereitung betrifft. Meist finden sie im regionalen Umfeld, also vor der Haustür statt.

Zum Beispiel im eigenen Garten oder auf dem Balkon unter freiem Himmel übernachten. Bei Sonnenaufgang von der Haustür loswandern und erst bei Sonnenuntergang mit öffentlichen Verkehrsmitteln wieder den Rückweg antreten, zwischendurch sich ausschließlich selbst verpflegen. Den höchsten Berg im eigenen Bundesland besteigen. Mit dem Fahrrad ans Meer, ins Nachbarland oder zu Mutti. Mit Gepäck den nächstgrößeren See durchschwimmen.

Wie ist die Idee entstanden?

Christo Foerster: Ich persönlich habe eines Tages spontan entschieden, über Nacht mit dem Fahrrad von Hamburg nach Berlin zu fahren, um dort am Brandenburger Tor einen alten Freund zum Frühstück zu treffen. Das war ziemlich bekloppt und anstrengend, hat mir aber die Augen dafür geöffnet, dass Abenteuer wirklich Einstellungssache sind. Wir können jederzeit aufbrechen. Den Begriff „Mikroabenteuer" habe ich vom englischen Begriff „Microadventure" abgeleitet, den der Abenteurer Alastair Humphreys vor ein paar Jahren als Erster benutzt hat. Ich bin mittlerweile gut mit Alastair befreundet, sein Buch ist aber nie ins Deutsche übersetzt worden.

Gibt es so etwas wie Regeln für Mikroabenteuer?

Christo Foerster: Ich habe welche: Ein Mikroabenteuer dauert zwischen acht und 72 Stunden, Auto, Motorrad und Flugzeug sind tabu, ist eine Nacht dabei, verbringe ich sie draußen ohne Zelt. Diese Regeln helfen mir, Bequemlichkeit zu vermeiden und ein Mikroabenteuer vom Sonntagsspaziergang oder dem Familienausflug abzugrenzen. Aber es sind meine Regeln. Es steht mir ja nicht zu, das für andere zu definieren, schließlich hat jeder seine individuellen Bedürfnisse und Komfortzonen. Es gibt aber durchaus Menschen, für die diese Regeln eine ganz gute Orientierung sind.

Worin liegt der besondere Reiz von Mikroabenteuern?

Christo Foerster: Unsere Ausreden zählen auf einmal nicht mehr. Wir verstecken uns nämlich oft hinter „zu wenig Zeit", „zu wenig Urlaub", „zu wenig Erfahrung". Wer sich auf die Idee des Mikroabenteuers einlässt, kann sich tatsächlich selbst die Augen öffnen. Vor allem haben Mikroabenteuer das Zeug dazu, unseren Alltag zu verändern, während große Abenteuer oder Urlaub ja oft eher eine Flucht sind.

Und was ist ein „5-to-9-Abenteuer"?

Christo Foerster: Ein Mikroabenteuer, das zwischen zwei Arbeitstagen stattfindet und direkt am Arbeitsplatz beginnt. Es spricht nichts dagegen, Rucksack und Ausrüstung schon mit dorthin zu bringen, bei Feierabend mit der Bahn aus der Stadt zu fahren, die Nacht draußen zu verbringen und am nächsten Morgen direkt wieder an den Arbeitsplatz zu kommen. Nur weil das keiner macht, heißt es ja nicht, dass es nicht möglich ist. Mikroabenteuer sind eine sehr gute Schule für das Denken in Lösungen.

Und zum Schluss: Das Wichtigste ganz kurz?

Christo Foerster: Mikroabenteuer helfen uns, klein zu denken, nicht immer nur groß. Der Schritt vom Träumen zum Machen wird dadurch leichter. Mikroabenteuer bringen mehr Leben, mehr Natur, mehr Bewegung in den Alltag. Sie lassen uns wachsen, auf allen Ebenen.

Dieses Interview veröffentlichen wir in enger Kooperation mit der Online-Plattform changeX.


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Autor: Winfried Kretschmer (Gastautor)


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