Körpersprache – das unterschätzte Potenzial

Körpersprache – das unterschätzte Potenzial

„Nicht den Kopf hängen lassen“ – wie viel Gewicht diese Floskel hat, zeigt Mentalcoach Andreas Blessing in seinem folgenden Beitrag. Das Wissen darum, dass die Körpersprache zumeist eine Folge der äußeren Einflüsse ist und die Fähigkeit, diese Wirkungskette zu durchbrechen, können Spieler und Trainer stärken und so in kritischen Phasen den Unterschied machen.

Mit dieser Einleitung begann ein Artikel in einem renommierten Sportmagazin.

Kaum ein Begriff wird im (Profi-)Sport so häufig erwähnt wie der der Körpersprache. Ob in Interviews, Spielübertragungen oder Analysen – das Thema Körpersprache scheint omnipräsent zu sein. Gleichzeitig verbirgt sich dahinter allerdings viel mehr Potenzial, als bisher genutzt wird. Die wenigsten Spieler haben ihre Körpersprache perfekt im Griff. In den meisten Fällen wird die Körpersprache reaktiv angewandt. Man hat den Eindruck, dass sie einfach so entsteht, quasi als unabwendbares Resultat äußerer Einflüsse. „Äußere Einflüsse ➔ Emotion ➔ Körpersprache“: So sieht sehr oft die Wirkungskette aus. Fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen, eine harte Gangart des Gegners, emotionale gegnerische Fans und Reaktionen wie Wut, sich den Schneid abkaufen lassen oder Angst zeigen sich in einer negativen Körpersprache. Es kann aber genauso gut umgekehrt sein: Ein schön herausgespieltes Führungstor, ein gewonnener Zweikampf, super Unterstützung von den Rängen und Freude, Selbstvertrauen oder Stolz münden in einer positiven Körpersprache. Beiden Szenarien ist ein Aspekt gemeinsam: Die äußeren Einflüsse sind maßgeblich entscheidend für die Körpersprache. Die Körpersprache, ob negativ oder positiv, ist Folge einer bestehenden Realität. Nun können wir die Realität bzw. die äußeren Einflüsse nicht immer kontrollieren. Was wir aber kontrollieren können, ist unsere Körpersprache. Dazu muss diese allerdings bewusst-proaktiv eingesetzt werden, nicht unterbewusst-reaktiv. Die Wirkungskette „Äußere Einflüsse ➔ Emotion ➔ Körpersprache“ muss außer Kraft gesetzt werden.

Die bewusste Steuerung der Körpersprache trägt dazu bei, im Gehirn entsprechende Neurotransmitter freizusetzen. Diese wiederum machen uns stark, beeinflussen signifikant unsere kognitiven Fähigkeiten und steuern unsere Motivation.

Unter dem Begriff „Embodiment“ wird in der Wissenschaft der Zusammenhang zwischen Psyche, Umwelt und Körper untersucht. Dabei wird deutlich, dass der Körper eine große Rolle bei vielen mental-psychologischen Prozessen spielt. Auch das Wechselspiel zwischen Emotion ➔ Körpersprache bzw. Körpersprache ➔ Emotion wird hier beleuchtet.

Letztendlich kann man einen äußerst spannenden Aspekt ableiten: Es ist möglich jede beliebige Emotion körpersprachlich darstellen. D.h. man kann sich den körpersprachlichen Ausdruck von Stärke, Sicherheit, Mut, Freude, usw. aneignen und „auf Knopfdruck“ abrufen.

Tipp: Es kann interessant sein, eine Spielanalyse gezielt unter dem Aspekt der Körpersprache durchzuführen oder Videos von schlechten und guten Spielen bzw. Spielphasen im Vergleich zu zeigen, sodass die Spieler den Unterschied zwischen einer negativen und einer positiven Körpersprache bei sich selbst feststellen können, um sie dann gezielt zu trainieren. 

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