Karriereende trotz Champions League mit 20? – Ein Podcast über Selbstfindung, Zukunftsplanung und warum es manchmal einen Neuanfang braucht
"Eins musst du mir mal erklären... Du wolltest dein ganzes Leben lang Fußball-Profi werden und dann wenn du mit Anfang 20 in der Champions League spielst, machst du einfach Schluss und beendest deine Karriere, um wieder an die Uni zu gehen?!"
Seit sie denken kann möchte Valentina Fußball-Profi werden. Ganz zum Unmut ihrer Eltern. Die finden nämlich, dass Fußball nix für Frauen ist. Es ist der Hartnäckigkeit ihres Jugendtrainers zu verdanken, dass Valentina überhaupt angefangen hat, Fußball zu spielen. Erst als er zum wiederholten Male zuhause aufgetaucht ist, haben ihre Eltern irgendwann nachgegeben. Ein Startschuss für eine steile, aber kurze Fußball-Karriere.
Profi mit 16, Champions League mit 20
Ehe sie es richtig realisiert hatte, fand sich die junge Nürnbergerin schon im schönen Verona wieder, um beim ASD Verona CF nicht nur in der höchsten Liga, der Serie A, sondern auch noch in der Champions League zu spielen. Mit gerade einmal 20 Jahren.
Ihr ganzes Leben lang hat sie davon geträumt und nun war er da. Der Moment, in dem du realisierst, dass du dein Ziel erreicht hast. Der Moment, in dem du realisierst, dass du nicht nur Fußball-Profi geworden bist, sondern auch noch auf der größten Bühne spielst, die es auf Vereinsebene gibt: die UEFA Champions League.
Aufhören, wenn es am Schönsten ist...
... ein Sprichwort, das genau so bekannt, wie es auch quasi unmöglich zu befolgen ist. Denn sind wir mal ehrlich: Wer hört am Höhepunkt auf? Das Level an Selbstbeherrschung und Reflexion, das du haben musst, um dich selber auf dem Gipfel deiner Achievements so sehr zu zügeln, dass du dich selber dazu zwingst, deinen Erfolg da hin zu schieben, wo er eigentlich schon ab der Sekunde hingehört hat, in der du ihn eingefahren hast: die Vergangenheit.
Im Fall Valentina hieß es dann von modernen Fußball-Arenen zurück an die Hochschule. Von Verona nach Mittweida. Oder um's in den Worten des großen Bushido zu sagen: Von der Skyline zum Bordstein zurück.
Tschüss Fußball, Hallo Journalismus
Zugegeben: Das klingt alles total verrückt und super dramatisch. Aber wenn man das ganze mal nüchtern betrachtet eine Entscheidung, die durchaus logisch ist. Denn das Leben als Profi im Frauen-Fußball ist zwar wahrscheinlich genau so anstrengend und stressig wie das eines Mannes, nur das am Ende 1-2 Ziffern weniger auf dem Kontostand zu sehen sind. Ein netter Nebenverdienst quasi. Zumindest für die meisten.
„In der Frauen-Bundesliga gibt es vielleicht 2-3 Teams, bei denen die Frauen hauptberuflich Fußball spielen. In allen anderen Mannschaften müssen die Mädels noch einen Full-Time oder mindestens Half-Time-Job machen.“
Außergewöhnlich direkt und ehrlich reagiert Valentina auf den Gender Pay Gap im Fußball. "Angebot und Nachfrage", sagt sie ganz unemotional. Solange im Frauenfußballkosmos nicht mehr Geld zirkuliert, können Vereine den Spielerinnen auch nicht mehr Geld bezahlen. Klingt eigentlich auch ganz logisch.
Empfohlen von LinkedIn
Tatsächlich hab ich vor Kurzem auch ein nettes Interview von Thomas Müller gesehen, der den plakativen Vergleich zwischen Frauen- und Männerfußball auf andere Sportarten ausweitet. Auch Basketballer in Deutschland erfreuen sich leider keinem LeBron James-artigen NBA-Megagehalts, sondern reihen sich weit unter den Durchschnittsgehältern der Fußballer ein. Dann sagte er noch: "Das liegt nicht daran, dass wir im Fußball besser sind, als die Basketballer in ihrem Sport". Sondern einfach nur, dass im Fußball derart surreale Summen im Spiel sind, dass es völlig normal scheint, dass Robert Lewandowski 23 Millionen Euro im Jahr verdient. Fast 260 mal so viel wie ein Arzt. Aber hey, der rettet ja nur Leben und schießt schließlich keinen Ball ins Tor.
Die Quoten-Frau
Ein scheußlicher Begriff. Findet auch Valentina. Denn die Frauen-Quote ist genau das Gegenteil von dem, was Valentina aus ihrem Leben als Fußballprofi kennt. Ein Trainer stellt ja auch nicht nach irgendwelchen Quoten auf. Wer auf dem Platz stehen will, muss es sich verdient haben. Das Prinzip der Quote widerstrebt dem in Gänze.
Wer Positionen nicht nach Leistung, sondern nach Geschlecht, Hautfarbe, sexueller Orientierung oder anderen Merkmalen, der macht diese Personengruppen besonders angreifbar und schmälert automatisch deren Daseinsberechtigung. Denn egal wie talentiert eine Frau ist, egal wie sehr sie es sich erarbeitet und verdient hat: Wird im Rahmen des Besetzungsprozesses auch nur der Begriff "Frauen-Quote" erwähnt, so macht das sie automatisch zur Quoten-Frau.
"Wir müssen wieder dahin kommen, dass Leistung zählt. Egal ob du ein Mann oder eine Frau bist, egal ob du jung oder alt bist, egal ob du schwarz oder weiß bist, egal ob du Ausländer oder deutsch bist."
Ein besseres Schluss-Zitat werde ich für diesen Artikel nicht finden, deshalb mache ich es wie Valentina bei ihrer Fußball-Karriere und mach mit diesem tollen Quote hier Schluss.
Wie fandet ihr diesen Podcast? Könntet ihr euch vorstellen einen Cut in eurem Leben zu machen und etwas anderes von Null zu starten? Ich freu mich wie immer auf euer Feedback!
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Ansonsten freue ich mich natürlich über regen Austausch hier unter meinem LinkedIn-Newsletter (der nach einem Post bereits fast 300 Abonnenten hat, crazy). Gute Rest-Woche euch. Cheers, Alban!