KNX ist nachhaltige Hardware
Immobilien sind langfristige Anlageobjekte und dadurch dem technologischen Wandel ausgesetzt. Die modernen Systeme zur intelligenten Gebäudesteuerung sind Software-basiert und hängen an einem Netzwerk, werden also laufend weiterentwickelt. Die eingebauten Geräte hingegen sollten eine sehr lange Lebensdauer haben. Ist das ein Widerspruch?
Das bekannteste intelligente Haus der Schweiz war lange Zeit das Futurelife in Hünenberg. Es wurde im Jahr 2000 gebaut und kann bereits auf 16 Jahre mit intelligenten Funktionen zurückblicken. Gebäudeautomation ist also längst gelebte Realität, wie es gemacht wird, ist bekannt.
Durchbruch längst geschafft
Doch nun beginnt eine neue Ära, das SmartHome wird massentauglich. Systeme, die bei der ursprünglichen Entwicklung noch komplex, umständlich und nicht für den Massenmarkt gedacht waren, werden von den Endnutzern akzeptiert, sobald sie als einfache Plug-and-Play-Variante verfügbar sind. Gleiches dürfte jetzt im SmartHome-Markt passieren, denn mit der Digitalisierung reduziert sich die Komplexität von Installation und Steuerung sowohl für den Installateur als auch für den Endnutzer. Die Vernetzung der Dinge über das Internet (IoT, Internet of Things) wird dem Gebäudeautomations-Markt nochmals zusätzlichen Auftrieb geben. Etablieren werden sich wohl zwei unterschiedliche Ansätze: zum einen die professionelle Installation mit einer umfassenden Vernetzung gemäss einer langfristigen Strategie, zum anderen die Ad-hoc-Vernetzung, bei der kleinere, unabhängige Systeme dank Netzwerkanbindung miteinander verbunden werden.
Immer kürzere Lebenszyklen
In der Branche wird stets von Nachhaltigkeit im Sinne eines Investitionsschutzes gesprochen. Zumindest im Bauwesen kommt das Gefühl auf, dass Investitionen für ewig sein sollten. Bei den Gebäudeautomations-Systemen sieht es leider ganz anders aus: Bei vielen der neuen, oft kleinen Systeme, die in immer kürzeren Abständen auf den Markt drängen, scheint Nachhaltigkeit kein grosses Thema zu sein. Ihre Software-betriebenen Geräte funktionieren manchmal plötzlich nicht mehr, sei es, weil es die Firma nicht mehr gibt, sei es, weil ein «altes» Gerät den neusten Softwarestand nicht mehr unterstützt. Deshalb überschrieb auch das Magazin „Die ZEIT“ am 5. April einen Artikel zum Thema SmartHome mit dem Satz: «Heute aktuelle Technik, morgen Briefbeschwerer.» Der Grund, weshalb solche «Briefbeschwerer» entstehen, ist einfach: Je vernetzter die elektronischen Geräte untereinander sind, desto häufiger sind Sicherheitsupdates und Aktualisierungen nötig. Viele Systeme benötigen zudem einen zentralen Server, der irgendwo auf der Welt stehen kann. Ist dieser nicht verfügbar, sieht das Gebäude schwarz.
Mehrwert der Systeme
Dass langlebige Systeme grosse Vorteile haben, zeigt das Futurelife in Hünenberg. Dort werkelt seit jeher und noch immer KNX. Das heisst jedoch nicht, dass Stillstand herrscht: Dieses Jahr wurde die Technik des Futurlife mit neuen KNX-Geräten ergänzt, und sie lässt sich über das Smartphone steuern, das es vor 16 Jahren in dieser Art noch gar nicht gab.
KNX, ein System mit Tradition
KNX ist somit ein System mit grosser Tradition. Zudem wächst die weltweite Fangemeinde, wozu auch die Hersteller von KNX-Produkte gehören, sehr schnell. Bereits sind über 400 dem gemeinsamen Standard angeschlossen. Welches andere System in der Branche kann dies bieten? In der Schweiz sind rund 150 Systemintegratoren Mitglied von KNX Swiss und sicher noch einmal so viele arbeiten mit KNX, ohne beim Verband organisiert zu sein. Diese rund 300 Schweizer Systemintegratoren sind wohl der grösste Background im Bereich Gebäudeautomation, den es zurzeit gibt. Das Tolle daran ist, dass all diese Firmen und Hersteller trotz ihrer Arbeit mit dem globalen Standard KNX sehr lokal verankert sind. Sie sprechen dieselbe Sprache wie ihre Kunden, teilen deren Werte und kennen sich mit den lokalen Strukturen aus. KNX bietet somit einen Mehrwert, den andere, proprietäre Systeme so nicht bieten können. Und KNX ist ein System mit Tradition, dessen Weiterentwicklung täglich von zahlreichen Firmen vorangetrieben wird. Dieses starke Netzwerk gilt es zu pflegen und weiter auszubauen.
Autor: René Senn, raumconsulting (www.raumconsulting.ch) Leiter Geschäftsstelle der KNX Swiss sowie Leiter der Fachgruppe Intelligentes Wohnen der GNI (www.g-n-i.ch)