Konfliktkosten sind wie Eisberge
Wo immer Menschen zusammenarbeiten, treffen unterschiedliche Persönlichkeiten und Meinungen aufeinander. Die daraus resultierenden Konflikte sind normal und unvermeidbar. Entscheidend ist daher ein professionelles Konfliktmanagement in Unternehmen – sonst explodieren die Konfliktfolgekosten.
Kaum ein anderes Bild vermag dabei die Risiken von Konflikten und deren Folgekosten besser auszudrücken, als jenes eines Eisberges. Schon der relativ kleine, sichtbare Teil kann gefährlich werden.Wirklich gravierend können jedoch die Folgen bei lang anhaltenden Konflikten sein. Vor allem deshalb, weil die volle Dimension der Konfliktkosten – wie bei einem Eisberg – oft erst sehr spät sichtbar wird.
Konflikte zu lösen, heißt Kosten zu sparen
Steigende Fehlzeiten durch Krankenstände, ein schnellen Ansteigen der Fluktuation und daraus resultierend in Summe eine Zunahme von Ineffizienz in den Arbeitsprozessen der betroffenen Bereiche – das sind einige jener Auswirkungen, die innerhalb der Organisation bei einem Konflikt meistens wahrgenommen werden. Bereits dieses Kostenpotential ist beträchtlich. Und trotzdem ist das erst die Spitze des Eisbergs.
Eine von KPMG Deutschland 2009 durchgeführte Konfliktkostenstudie in deutschen Industrieunternehmen lässt erahnen, welche enormen Kosten durch innerbetriebliche Reibungsverluste entstehen können. Hier einige Kernaussagen:
- 10 bis 15 % der Arbeitszeit in jedem Unternehmen werden für Konfliktbewältigung verbraucht
- 30 bis 50 % der wöchentlichen Arbeitszeit von Führungskräften werden direkt oder indirekt mit Reibungsverlusten, Konflikten oder Konfliktfolgen verbracht
- 1 % des gesamten Personalaufwandes gehen jährlich für unverarbeitete Konflikte verloren
Das zeigt ein immenses Kosteneinsparungspotential – vor allem in Form von gewonnener Arbeitszeit von Führungskräften und Mitarbeitern.
Während Fehlzeiten von Mitarbeitern und ein Ansteigen der Fluktuation in Unternehmen noch relativ leicht als Folge eines Konfliktes erkannt werden können, gibt es bei lang anhaltenden Konfliktsituationen eine Fülle von Folgekosten, die erst mit Zeitverzug sichtbar werden und dann oft dramatische Auswirkungen haben.
Die großen Gefahren bleiben lange unsichtbar
Wenn ein Konflikt nicht erkannt wird oder wenn es nicht möglich ist, diesen zu lösen, dann kann es für das betreffende Unternehmen kritisch werden. Durch die zunehmende Frustration der Beteiligten steigt das Risiko, dass der Konflikt in andere Arbeitsbereiche oder in Richtung Kunden getragen wird, täglich. Das kann gravierende Auswirkungen haben:
- kontraproduktives oder betriebsschädigendes Verhalten von Mitarbeitern
- nicht getätigte Aufträge wegen Demotivation
- eine Flucht der Beteiligten in die innere Kündigung
- das Risiko von Mobbing-Fällen mit arbeitsgerichtlichen Folgen
- ein Imageschaden in der Öffentlichkeit
- der Verlust von wichtigen Kunden
Das Gefährliche an den oben genannten Beispielen ist, dass diese Folgen – wenn überhaupt – erst nach einiger Zeit ans Tageslicht kommen. Dann wurde der “Eisberg” aber bereits gerammt und möglicherweise irreparabler Schaden angerichtet.
Konflikte zu managen, bedeutet vor allem Risiken zu managen
Wie bereits erwähnt, sind Reibungsverluste und Konflikte in Unternehmen nicht zu vermeiden. Umso wichtiger ist es für jede Organisation, sich aktiv und lösungsorientiert im Anlassfall damit auseinanderzusetzen. Gerade in Zeiten, wo der Kostendruck in den Unternehmen steigt, darf das Einsparungspotential bei Konfliktkosten nicht fehlen.
Professionelles Konfliktmanagement beinhaltet jedenfalls:
- eine präventive Sensibilisierung und Qualifizierung von Mitarbeitern und Führungskräften im Umgang mit Konflikten
- eine professionelle und lösungsorientierte Intervention, wenn ein Konflikt unkontrolliert zu eskalieren droht
- ein unterstützendes Coaching der involvierten Führungskräfte im Konfliktfall zur Reflexion der Gesamtsituation und zur Entwicklung von Handlungsalternativen
„Man löst keine Probleme, indem man sie aufs Eis legt.“
(Winston Churchill, ehem. Britischer Premierminister)