Kriminalistische Werkstücke (5)
Von der Kriminalistik
Ein aktueller Beitrag von Günther Wagner zum Thema "Mehr Generalist als Spezialist" kreuzte sich so wunderbar mit meinen Gedanken zu einem neuen Werkstück über den "Kriminalisten", dass ich gerne -mit seinem Einverständnis- das vielsagende Bild als Entrée zitiere:
Günther Wagners dazu passenden Einsichten zu aktuellen Herausforderungen in einer sich dynamisch verändernden Umwelt bestätigen eine für den Kriminalisten schon immer geltende Ausrichtung, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen:
"Egal ob in Anwaltskanzleien, Banken, Kliniken, Verlagen - ob in Marketingabteilungen, der Produktion oder im Vertrieb - die Digitalisierung führt zu stark veränderten Berufsbildern. In vielen Jobs rückt die ursprüngliche Kernkompetenz in den Hintergrund. Stattdessen sind Generalisten gefragt, welche die Prozesse in der Wertschöpfungskette nicht nur aus ihrer bisherigen Sicht, sondern auch aus der Perspektive anderer Fachabteilungen bewerten und kombinieren können. Es braucht Leute:
👉 die vielfältige Fähigkeiten und Kenntnisse haben
👉 die Erfahrungen in unterschiedlichen Unternehmen und Rollen haben
Dazu braucht es auch eine neue Herangehensweise im Recruiting, um diese Generalisten zu finden und im Unternehmen zu integrieren."
Für den Kriminalisten ist die ursprüngliche Kernkompetenz gerade der "Generalismus" im hier verstandenen Sinne, also die Fähigkeit "Spezialisten" um den Kriminalfall herum einzubinden, zu strukturieren, zu moderieren und gemeinsam zu einem sachangemessenen und gerichtsfesten Ergebnis zu kommen. Das besondere Potential des Kriminalisten ist das Verstehen von Sinnzusammenhängen in Lebensäußerungen aller Art aus sich selbst heraus und das Erkennen von Mustern in unterschiedlichen Ereigniszusammenhängen. Der idealtypische Kriminalist ist also ein "naturwüchsiger Hermeneut", wie es ein Kollege formuliert hat, der seine Fähigkeiten durch Methodenwissen und lebenslanges Lernen ergänzt und zur kriminalistischen Kompetenz vollendet.
Man könnte auch in Abwandlung eines Zitats von Bazon Brock sagen, der Kriminalist ist der Spezialist fürs Allgemeine:
"Je mehr man sich spezialisiert, desto größer werden die Bereiche in denen man zu dilettieren hat. Die Herrschaft der Experten etabliert also die Macht des allgemeinen Dilettantismus. Je weniger wir die konkreten Sachverhalte verstehen können, desto größer wird der Druck zu kommunizieren, d.h. sich in der Welt zu orientieren, ohne sie zu verstehen." (Lock-Buch, S. 175)
WLW
Berlin, im Januar 2019
Public Service, Sustainability, Nature and Environment
5 JahreIrgendeiner muss die Fäden verknüpfen und den Überblick behalten...
Inhaber & Seniorberater
5 JahreDie "Spezialisten für's Allgemeine". Großes Kino. Danke.