Krisenprävention: Wie erkläre ich es meinem CEO?
Kommunikation kann in vielen Fällen die Ursache der Krise nicht beheben. Dennoch stehen Kommunikatoren im Krisenfall im Mittelpunkt. Das zeigten einmal mehr die Fallbeispiele auf dem Krisenkommunikationsgipfel 2017 in Leipzig: Von der Entführung eines Mitarbeiters in Afghanistan über die Undercover-Story der Bild-Zeitung in Sachen Flüchtlingskrise. Vom Amok-Lauf in München über den Unfall im Chemiepark bis hin zum Ausbruch von Krankenhauskeimen auf einer Frühchenstation. Im Krisenfall geht es um die Reputation. Und Aufgabe der Kommunikation ist, diese zu schützen.
Krisenkommunikationsgipfel am 15. März 2017 in Leipzig. (Quelle: Krisennavigator)
Social Media ist ein wichtiges Tool
Die neun vorgetragenen Fallbeispiele auf dem 26. Krisenkommunikationsgipfel machten deutlich, dass Krisenmanager quer durch die Republik vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Die Digitalisierung macht Krisen mächtiger und schneller. Facebook, Twitter und Co beschleunigen eine Krise, Fakten und Falschmeldungen verbreiten sich gleichermaßen. Hier gilt es, mit der Geschwindigkeit und den Tatsachen Schritt zu halten, um die Kommunikationshoheit zu bewahren. Für ihre Arbeit in diesem Bereich wurde die Polizei München nach dem Amoklauf mehrfach ausgezeichnet. Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins stellte in seinem Vortrag jedoch fest: »Social Media ist ein wichtiges Tool, aber es wird nie die Krise lösen. Es ist nur Begleitmusik.«
Essenziell für Krisenkommunikation: Rückhalt, Vertrauen und Haltung
Eine weitere Herausforderung ist der zum Teil fehlende Rückhalt der Geschäftsführung in Sachen Krisenprävention und das volle Vertrauen während der Bewältigung einer Krise. Das in Leipzig vorgetragene Beispiel der Uniklinik Freiburg machte deutlich, wie wichtig eine gemeinsame Haltung von Geschäftsführung, zuständigen Bereichsleitern und Kommunikatoren zur Krise ist. Chefärzte setzten sich hier über die Empfehlung der Kommunikatoren hinweg, trieben dadurch die Krisen weiter voran und zögerten die Beruhigung heraus.
Die Momentaufnahme aus Fallbeispielen und Gesprächen auf dem Kommunikationsgipfel deckt sich mit den Ergebnissen einer Umfrage, die wir 2015 unter 100 deutschen Kommunikationsexperten gemacht haben: Nur 6 Prozent der Befragten gaben damals an, in Sachen Krisenprävention die volle Unterstützung der Geschäftsführung zu haben. Doch Fakt ist: Erfolgreiches kommunikatives Krisenhandling funktioniert nur, wenn sich die Entscheider über die Haltung einig sind und Kommunikatoren Rückhalt und Vertrauen erfahren.
Das Top-Management bei der Prävention aktiv einbinden
Aber wie können eine gemeinsame Haltung und somit auch Verständnis und letztendlich Vertrauen der Geschäftsleitung erreicht werden? Drei Denkanstöße:
Sich mit Krise in Nicht-Krisenzeiten beschäftigen
Haben Sie sich schon folgende Fragen gestellt: Welche krisenhaften Fälle oder Krisen könnten in unserem Unternehmen überhaupt eintreten? Wie realistisch ist es, dass sie eintreten und welche Auswirkungen hätten sie auf die Reputation des Unternehmens? Welches Team-Set-Up brauchen wir, welche Tools und Prozesse helfen? Denn bereits bei der Szenarioplanung und Überlegungen zum Set-Up werden Krisensituationen gedanklich intensiv durchgespielt. Gehen Sie damit aktiv auf Ihr Management zu.
Aus kleinen Krisen lernen
Die große Krise gerade noch so abgewendet? Na dann kann ja das Tagesgeschäft weiter gehen… Sollte es aber nicht. Nur wenn kleine Krisen intern aufbereitet und die Learnings bis zur Geschäftsführung berichtet werden, wächst Verständnis und Vertrauen. Ebenso sollten Beispiele aus der Branche besprochen und auf das eigene Unternehmen übertragen werden. Wie hätten wir reagiert?
Den Ernstfall trainieren
Vielleicht schon einen Schritt weiter gedacht, aber um echtes Vertrauen aufzubauen sollten Sie Team-Aufstellung sowie die Prozesse und Tools in einem Trainingsfall simulieren. Und auch hier gilt: Binden sie das Top-Management aktiv in das Krisentraining ein. Haben Sie die gleiche Haltung gegenüber der Krisenbewältigung? Hat das Team die Rückendeckung von der Geschäftsleitung? Stimmen die präventiven Maßnahmen? Wo müssen Sie korrigieren? »Üben, üben, üben«, appellierte auch Jörg Schillinger, Kommunikationschef der Oetker KG, während der Podiumsdiskussion beim Leipziger Krisenkommunikationsgipfel.
Dass Prävention im kommunikativen Krisenmanagement essenziell ist, mag keine neue, aber dennoch eine wichtige Erkenntnis sein. Dass dabei auch eine ausgeprägte Kommunikationsarbeit nach innen wichtig ist, wird aber an vielen Stellen vernachlässigt.
Wie wir Sie konkret dabei unterstützen können, finden Sie hier.
Die Ergebnisse der Umfrage »Krisen im Social Web« finden Sie hier.
Der Blogbeitrag ist zuerst auf www.klenkhoursch.de/blog erschienen. Sebastian Riedel ist Senior Consultant bei Klenk & Hoursch in Frankfurt und schwerpunktmäßig in den Beratungsbereichen Social Media & Digital Marketing und Crisis & Issues tätig.