Kritik – Volkstheater: Romeo und Julia
VON MICHAELA MOTTINGER
Zu viel Makeup auf dem nackten Menschsein
Zwei hätten genügt. Vorzugsweise Stefanie Reinsperger und Thomas Frank. Reinsperger vor allem. Man sieht auch so, welche Figur sie kreieren hätte können, welchen Charakter formen, hätte man sie denn eine Rolle spielen lassen. Doch Regisseur Philipp Preuss hatte eine Idee. Eine Idee ist noch keine Inszenierung, ein Konzept aber schnell zum Selbstzweck geworden. So geschehen bei „Romeo und Julia“ am Volkstheater.
Preuss tripliziert die Protagonisten. Auch Nadine Quittner und Katharina Klar sind Julia, auch Kaspar Locher und Nils Rovira-Muñoz sind Romeo. Warum das so sein muss, erschließt sich nicht. Der sehr bemühte Alain Badiou und sein „L’éloge de l’amour“ bleiben nämlich unauffällig. Dass Liebe Risiko und Abenteuer ist, und wie das gesellschaftliche Individualereignis größtmögliche, also universale Folgen nach sich zieht, versteht sich auch so. Kuss führt zu Katastrophe führt zu Katharsis. Seit 1597. Wird das Private als Globe-al enttarnt. Es ist bedauerlich, dass Preuss Shakespeare so wenig vertraut. So bleibt ein verhaltensauffälliges Teenagertrüppchen, der Romeo und seine Haberer, die Julia und ihre BFF, in rotziger Revoluzzerlattitüde; die Gefühlslage ist hysterisch bis Plärr! Dass die terreur einer amour fou auch leise, zarte, hilflose Zwischentöne braucht, geht im Getöse unter ...
Die ganze Rezension:
http://www.mottingers-meinung.at/?p=17094
Wien, 24. 1. 2016