Kritische Reflexion eines doch so relevanten Themas.
Kaum ein Themenbereich dominiert gegenwärtig unsere Gesellschaft und Wirtschaft so sehr wie die Digitalisierung. Sie steht in einer Reihe von zahlreichen wirtschaftlichen Megatrends, die das weltweite Wirtschaftssystem revolutionieren. Digitalisierung bedeutet umdenken - Digitalisierung bedeutet umgestalten - Digitalisierung bedeutet umformen.
Aber tut sie das wirklich?
Angeblich werden durch die Digitalisierung und Vernetzung bestehende Geschäftsmodelle, Strukturen und Prozesse in nie da gewesen Tempo examiniert. Die Möglichkeiten der Digitalisierung greifen besonders in bestehende Geschäftsprozesse von Unternehmen ein, deren traditionelle Geschäftsmodelle zunehmend unter Druck geraten. Treiber hinter dem Megatrend scheint der wirtschaftliche Druck nach effizienteren Prozessen zu sein.
"Aber wirklich damit etwas anfangen kann kaum einer. Wundern sollte das die Spezialisten nicht.''
Das Themengebiet der Digitalisierung ist als derart komplex und abstrakt zu bezeichnen, sodass geklärt werden sollte, was D I G I T A L - isierung an sich überhaupt ist.
Es ist als Wechselspiel zwischen Formalisierung, Informatisierung und Informalität zu verstehen.
Die Formalisierung meint den innerbetrieblichen Arbeitsprozess, der ohne einen betrieblichen Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien nicht mehr möglich wäre, also klar einfordernder Verhaltens- und Ablaufregeln, welche die Erledigung von typischerweise zu erwartenden Aufgaben vorstrukturieren, Abläufe also in standardisierter Form vorgeschrieben werden. Und das nicht mehr analog - sondern digital.
Die Informatisierung stellt den Gestaltungsprozess der Formalisierung dar. Es handelt sich hierbei um das Sammeln und Auswerten von Informationen durch IT- Technologien. Und das nicht mehr analog - sondern digital.
Die Informalität, als Königsdisziplin bezeichnet, stellt das Gegenteil der Formalität dar und umfasst sämtliche Prozesse und Abläufe, deren Durchführung sich nicht an Regeln und standardisierten Festlegungen orientieren können. Gerade hier setzt die Digitalisierung an - sie garantiert eine schnelle Reaktion auf informalitäre Situationen.
Dominiert dieses Wechselspiel wirklich das Umdenken, Umgestalten und Umformen von traditionellen Geschäftsmodellen?
Die Aktualität dieser Thematik und die ständige Aktualisierung der technologischen Möglichkeiten im Verlauf des Zeitalters der Digitalisierung verleiten Politik, Unternehmen und auch die Gesellschaft dazu, die Digitalisierung als den Megatrend des 21. Jahrhunderts anzusehen - aber Formalisierung, Informatisierung und Informalisierung bedeutet Arbeitsprozesse zu unterstützen - nicht zu verändern.
"Der Megatrend darf nicht überbewertet werden, da die Digitalisierung lediglich unterstützende Einflüsse auf die Geschäftsmodelle hat. Sie kann dem Druck nach effizienteren Prozessen entgegenwirken, grundlegende Modelle aber nicht verändern. Sie muss als Unterstützungsprozess angesehen werden, der grundlegende Abläufe nicht verändert - sondern vielmehr Möglichkeiten aufzeigt, die es vorher nicht gab."