Lösen Robo-Advisor den klassischen Berater ab?
Die Finanzbranche befindet sich am Anfang einer sehr großen und nachhaltigen Veränderung. Die Digitalisierung spielt dabei eine wichtige Rolle, ist aber nicht das einzige Thema, welchem sich Vermögens- und Bankberater stellen müssen. Themen wie die sich ändernden Kundenbedürfnisse, Regulatorik und die Bedeutung von sozialen Medien haben alle einen Einfluss auf die zukünftige Beratung und Betreuung von Kunden.
Das Thema Robo-Advice erfährt zurzeit sicherlich einen Hype. Auch ist es ein Oberbegriff für viele verschiedene Entwicklungen in der Vermögensanlage und Vermögensberatung. Viele Marktteilnehmer versuchen nach wie vor das Thema zu interpretieren und die für sie relevanten Punkte zu definieren.
Der Erfolg in der Zukunft wird sich nicht danach richten, wer das günstigste Produkt oder jenes mit der besten Performance hat, sondern es werden die Anbieter Vorteile haben, welche den richtigen Zugang zu seinen Zielkunden finden.
Entscheidend wird sein, wie der Kunde auf die erste negative Robo-Advice-Nachricht reagiert, wenn passive ETF-Anlagestrategien ein Börsenumfeld mit einem Einbruch von 20 oder gar 30 Prozent hinter sich haben. Hier muss man sich bewusst sein, dass man bei passiven ETF-Anlagen 1:1 den Einbruch mit macht. Wir sind noch sehr weit entfernt von einer komplett automatisierten Anlageberatung die auch Liquiditätsereignisse und sonstige individuelle Themen berücksichtigt.
Ich erwarte für die Zukunft in der Vermögensberatung / Private Banking ganz klar ein hybrides Modell. Die Vorteile und Möglichkeiten der Digitalisierung lassen sich nur in Verbindung mit einer persönlichen Beratung komplett entfalten. Natürlich ist zu hinterfragen, ob wirklich jeder Berater auch gleichzeitig ein guter Portfoliomanager ist und diese Aufgabe übernehmen soll bzw. kann. Gleichzeitig ist es für das Verständnis des Kunden und seinen Bedürfnissen unabdinglich, Informationen auch im persönlichen Gespräch auszutauschen. Wäre die digitale Vermögensverwaltung komplett automatisiert und würde es an keiner Stelle eine menschliche Interaktion oder ein Eingreifen geben, wäre es schwer in turbulenten Zeiten die Kunden vor Verlusten zu schützen.
Grundsätzlich kommen im hybriden Modell die Vorteile beider Welten am besten zum Tragen. Ein flexibler Wechsel zwischen dem On- und Offline-Kanal, aktives Rebalancing, Anlagevorschläge, Warnhinweise, 24/7-Informationsversorgung oder automatisch umgesetzte Investmentstrategien und ein gesamthafter Überblick mit sinnvoller Betreuung.