Langfristig lohnen sich selbst kostspielige #Klimainvestitionen
Der Kampf gegen den Klimawandel ist eine aufwendige Angelegenheit. Wie KfW Research im Oktober 2021 befand, sind in Deutschland bis zur Mitte des Jahrhunderts rund 5 Bill. Euro nötig, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen.
Für die Entwicklungsländer der Welt schätzte das UN-Umweltprogramm (UNEP), dass die Anpassung an den Klimawandel und der Versuch, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, bis 2030 zwischen 140 und 300 Mrd. Dollar jährlich kosten wird und sich diese Kosten bis 2050 auf jährlich bis zu 500 Mrd. Dollar erhöhen könnten.
Die Industrieländer haben sich bereits vor einiger Zeit darauf verständigt, diesem hohen Finanzierungsbedarf Rechnung zu tragen, indem ab 2020 jeweils 100 Mrd. Dollar pro Jahr für Klimaanpassungs- und Transitionsmaßnahmen, wie zum Beispiel Küstenschutz oder erneuerbare Energien, an Entwicklungsländer in Form von Krediten und Zuschüssen vergeben werden sollten. Eine im vergangenen Jahr von der OECD veröffentlichte Studie geht von einem erstmaligen Übertreffen der 100-Mrd.-Dollar-Marke im Jahr 2023 aus. Denn nur so können wir nachfolgenden Generationen einen lebenswerten Planeten übergeben.
Immer wichtiger wird, dass sich auch private Investoren beteiligen. Mit Blick auf den enormen Investitionsbedarf mag sich so mancher Investor fragen, ob die Kapitaldienstfähigkeit der Empfängerstaaten in Anbetracht der vor ihnen liegenden Herausforderungen standhalten wird.
Da die KfW weiterhin national wie international große Beiträge hin zur CO2-neutralen Wirtschaft leisten möchte, muss auch sie sich mit dem Klimawandel und den damit verbundenen Risiken im Kreditgeschäft intensiv beschäftigen. Einen wichtigen Beitrag liefert die folgende Analyse: Sie konzentriert sich auf die Auswirkungen des Klimawandels auf die Bonitäten von Staaten. Hierfür haben wir Auswirkungsanalysen auf die Ratings von 96 der 162 Staaten im KfW-Rating durchgeführt. Das Ergebnis zeigt eindeutig: Die Anstrengungen der Transition und Adaptation werden sich mehr als amortisieren und weltweit in höherem Wohlstand resultieren.
Im ersten Teil der Analyse wurden akute physische Klimaschäden betrachtet - Sturm, Starkregen oder Waldbrand. Grundlage der Untersuchungen waren historische Schadensdaten von 2000 bis 2020 für insgesamt 168 Länder, die der internationalen Schadensdatenbank EM-DAT entnommen werden konnten. 95% der Beobachtungen zeigen Schäden.
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Mehr Extremwetter
Extreme Wetterereignisse werden aber in Zukunft in Häufigkeit und Stärke zunehmen. Daher wurde im zweiten Teil der Analyse die zukünftige Bonitätsauswirkung akuter physischer Klimarisiken untersucht. Hierfür bedienten wir uns eines Klimadatensatzes des NGFS (Network for Greening the Financial System), eines Zusammenschlusses vieler internationaler Zentralbanken und Aufsichtsbehörden.
Die Analyse zeigt, dass bis 2035, unabhängig vom Klimapfad, keine wesentliche Abweichung unserer vorhergehenden Ergebnisse zu erwarten ist. Hochrelevant wird der gewählte Klimapfad für die Ratings einer Vielzahl an Staaten allerdings ab 2050: Die Folge einer zu laschen Bekämpfung des Klimawandels wären langfristig mindestens doppelt so hohe Schadenspotenziale im Vergleich zur Begrenzung auf 1,5 Grad.
Der dritte Teil der Analyse untersucht mit Hilfe der Daten des NGFS chronisch physische sowie transitorische Klimarisiken, die sich direkt aus der langfristigen Veränderung des Klimas (zum Beispiel Temperaturanstieg) beziehungsweise aus der Umstellung des Wirtschaftens (zum Beispiel CO2-Preis) ergeben. Das Ergebnis zeigt, dass der ambitionierteste Klimapfad (Erderwärmung von maximal 1,5 Grad) im Zeitraum bis 2050 das BIP-Wachstum, als einen Indikator der Kreditwürdigkeit, leicht bremst. Dies ändert sich allerdings zwischen 2060 und 2070 weltweit gravierend. Gleichzeitig wird im Betrachtungszeitraum bis 2050 selbst in Ländern mit starker Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen keine Phase eines realen BIP-Rückgangs aufgrund der Transition prognostiziert. Andererseits kann in Teilen der Welt bei unzureichender Bekämpfung des Klimawandels ein realer Wohlstandsverlust aufgrund chronischer Klimarisiken bis zum Ende des Jahrhunderts eintreten. Ab spätestens 2060 rechnen sich die teuren Investitionen in die Transition für alle Länder und führen langfristig zu erhöhtem Wohlstand. Insbesondere für Entwicklungsländer ist dieser Effekt stark ausgeprägt.
Die hier beschriebenen Ergebnisse fußen auf einer rein ökonomischen Betrachtung. Es können sich politische und gesellschaftliche Rückkopplungseffekte des Klimawandels offenbaren, die zurzeit noch nicht modellierbar sind. Unsere Ergebnisse zeigen aber eindrucksvoll, dass sich für Investoren und Staaten in den nächsten Jahren neben Risiken auch Chancen bieten.
Wir als KfW werden alles dafür tun, unserem Auftrag der Transformation hin zur klimagerechten Wirtschaft und Gesellschaft gerecht zu werden, und rufen alle Entscheidungsträger auf, diesen Weg mitzugehen - der Anfang April erschienene Bericht des Weltklimarates (IPCC) unterstreicht nochmals die Dringlichkeit entschlossenen Handelns. Denn klar ist auch: Nur gemeinsam lässt sich diese Menschheitsaufgabe bewältigen.