Lean Management, Scrum und Lean Agile... ist doch das gleiche? Eine Übersicht.

In vielen Unternehmen wird nach verschiedenen Prinzipien und mit unterschiedlicher Ausgestaltung diverser Frameworks gearbeitet, und dabei verschwimmen manchmal die Begrifflichkeiten, insbesondere von Lean Management, Scrum und Lean Agile.

Hier der Versuch einer Übersicht der Unterschiede und der Gemeinsamkeiten - wie immer ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Lean Management:

Lean Management hat seinen Ursprung in Japan und wurde vor allem durch das Toyota Production System (TPS) entwickelt. In den 1940er und 1950er Jahren begann Toyota, unter der Leitung von Taiichi Ohno und anderen, seine Produktionsprozesse radikal zu überdenken, um die Effizienz zu steigern und die Verschwendung zu reduzieren. Dabei entstanden viele der Grundprinzipien und Methoden, die heute als Lean Management bekannt sind. Es basiert auf den Prinzipien der kontinuierlichen Verbesserung und der Verschwendungseliminierung und zielt darauf ab, maximale Wertschöpfung mit minimalen Ressourcen zu erreichen.

Der Begriff "Lean" wurde erstmals in dem Buch "The Machine that Changed the World" verwendet, das 1990 von James P. Womack, Daniel T. Jones und Daniel Roos veröffentlicht wurde. In diesem Buch wurde die Lean-Philosophie anhand von Fallstudien aus der Automobilindustrie vorgestellt und popularisiert. Seitdem hat sich Lean Management zu einem weit verbreiteten Ansatz für die Prozessoptimierung und Produktivitätssteigerung in vielen Branchen und Bereichen entwickelt.

Lean Management verwendet dabei verschiedene Methoden und Werkzeuge wie Wertstromanalyse, 5S, Kaizen, Kanban und Just-in-Time, um Prozesse zu optimieren und Verschwendung zu reduzieren.

Der Fokus liegt primär darauf, Verschwendung zu erkennen und zu eliminieren, den Kundennutzen zu maximieren, die Qualität zu verbessern und die Durchlaufzeiten zu verkürzen.

Lean Management wird oft in der Produktion, im Dienstleistungssektor und in anderen Geschäftsbereichen eingesetzt, um Effizienz und Qualität zu steigern.

Scrum:

Scrum wurde in den 1980er Jahren von Jeff Sutherland und Ken Schwaber entwickelt. Ursprünglich wurde Scrum im Kontext von Softwareentwicklungsteams konzipiert, um eine agile und iterative Vorgehensweise bei der Produktentwicklung zu ermöglichen, wodurch Flexibilität und Anpassungsfähigkeit verbessert werden. Scrum ist ein schlankes und agiles Rahmenwerk für die Entwicklung und Lieferung von Produkten in einer komplexen Umgebung.

Die Inspiration für Scrum kam jedoch nicht ausschließlich aus der Softwareentwicklung, sondern auch aus verschiedenen anderen Bereichen wie der Lean-Produktion und der empirischen Prozesskontrolle.

Die Grundidee von Scrum basiert auf dem Rugby-Sport, insbesondere dem "Scrum" (Gedränge), bei dem Spieler zusammenkommen, um den Ball zu gewinnen. Dieses Konzept der Zusammenarbeit, Flexibilität und Selbstorganisation wurde auf die Welt der Softwareentwicklung übertragen, um Teams zu ermöglichen, sich an verändernde Anforderungen anzupassen und qualitativ hochwertige Produkte effizienter zu liefern.

Ken Schwaber und Jeff Sutherland veröffentlichten 1995 das erste Scrum-Framework, das die grundlegenden Prinzipien und Rollen von Scrum definierte. Seitdem hat sich Scrum zu einem der am weitesten verbreiteten agilen Rahmenwerke für die Produktentwicklung entwickelt und wird nicht nur in der Softwareentwicklung, sondern auch in vielen anderen Branchen und Bereichen angewendet, um schnellere Lieferzeiten, verbesserte Qualität und höhere Kundenzufriedenheit zu erreichen.

Dabei definiert Scrum klare Rollen wie den Scrum Master, den Product Owner und die Entwickler. Zu den Artefakten gehören der Product Backlog, der Sprint Backlog und das Inkrement. Scrum definiert verschiedene Events wie Sprint Planning, Daily Scrum, Sprint Review und Sprint Retrospective.

Der Focus von Scrum liegt dabei stets beim Kundennutzen, dem "Value".

Lean Agile:

Lean Agile kombiniert die Prinzipien von Lean Management mit den agilen Praktiken, um schnelle Lieferung, kontinuierliche Verbesserung und Kundenorientierung zu ermöglichen.

Es entstand als Reaktion auf die Notwendigkeit, die Prinzipien von Lean Management auf agile Entwicklungsteams anzuwenden, um die Effizienz zu steigern, die Wertschöpfung zu maximieren und kontinuierliche Verbesserung zu fördern. Hierbei werden die Schwerpunkte von Lean Management auf Verschwendungseliminierung, kontinuierliche Verbesserung und Kundenorientierung mit den agilen Praktiken zur flexiblen und iterativen Produktentwicklung verbunden.

Lean Agile umfasst oft Konzepte wie Lean Startup, Lean Product Development und Agile Project Management, um ein ganzheitliches Rahmenwerk für die Produktentwicklung zu schaffen. Es betont die Bedeutung von schneller Lieferung, kontinuierlicher Anpassung an Kundenfeedback und schlanken Prozessen, um eine hohe Produktivität und Wertschöpfung zu erreichen.

Der Begriff "Lean Agile" wird häufig verwendet, um zu verdeutlichen, dass Agile-Praktiken in einem leanen Kontext angewendet werden, wodurch Teams effizienter arbeiten können, indem sie überflüssige Aktivitäten eliminieren, kontinuierlich lernen und sich an veränderte Anforderungen anpassen.

Lean Agile betont die Bedeutung von Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, um sich schnell verändernden Anforderungen und Marktbedingungen gerecht zu werden.

Ähnlich wie bei Lean Management legt Lean Agile großen Wert auf kontinuierliche Verbesserung durch regelmäßige Reflexion und Anpassung.

Lean Agile fördert dabei auch die iterative Lieferung von funktionsfähiger Software in kurzen Zeitintervallen, um schnell Feedback zu erhalten und den Kundennutzen zu maximieren.

Gemeinsamkeiten:

Kontinuierliche Verbesserung:

Alle drei Ansätze betonen die Bedeutung kontinuierlicher Verbesserung, sei es durch die Identifizierung und Beseitigung von Verschwendung (Lean Management), durch regelmäßige Inspektion und Anpassung (Scrum) oder durch iterative Lieferung und Feedback (Lean Agile).

Kundenorientierung:

Lean Management, Scrum und Lean Agile haben alle die Kundenorientierung im Fokus und streben danach, den Kundenwert zu maximieren.

Flexibilität:

Alle drei Ansätze bieten Flexibilität, um sich auf sich ändernde Anforderungen und Umgebungen anzupassen.

Es ist wichtig zu beachten, dass Lean Management, Scrum und Lean Agile unterschiedliche Ansätze zur Prozessoptimierung und Produktentwicklung beinhalten, aber sie können auch miteinander kombiniert oder in verschiedenen Kontexten verwendet werden, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.

Welche Ansätze setzt Ihr in welchem Kontext ein?

Was sind dabei eure Erfahrungen gewesen? Wir freuen uns auf eure Kommentare!