Leider nur Fake-Krise: die deutsche Autoindustrie verbrennt weiter Geld und unsere Zukunft
Die deutsche Autoindustrie – unterstützt vom Bundesfinanzminister – beschwört eine schwere Krise herauf. Dabei sprechen die Zahlen eine andere Sprache: Im Jahr 2023 erzielten die sogenannten „kriselnden“ Unternehmen einen Gesamtumsatz von rund 564,2 Milliarden Euro – das sind etwa 58 Milliarden Euro mehr als noch im Jahr zuvor. Der inflationäre Gebrauch des Begriffs „Krise“ bezieht sich weniger auf echte existenzielle Bedrohungen, sondern vielmehr auf einen Rückgang der Gewinne um etwa 14 Prozent. Währenddessen sind die deutschen Werke nicht mehr ausgelastet, weil immer mehr Menschen günstigere chinesische Elektroautos bevorzugen, anstatt überteuerte deutsche Modelle zu kaufen.
Diese Situation offenbart eine grundlegende Schwäche und Versäumnisse der deutschen Automobilindustrie, die seit Jahren unter dem Schutz der Politik operiert. Der tatsächliche "Krisen"-Begriff bezieht sich somit nicht auf einen Rückgang der Umsätze, sondern auf strukturelle Probleme, die eine Anpassung an die sich verändernden Marktbedingungen verhindern.
„Krise“ oder doch nur Gewinnrückgang?
Der Begriff „Krise“ wird von der deutschen Autoindustrie oft verwendet, um auf die aktuellen Herausforderungen hinzuweisen – doch ein genauer Blick zeigt, dass diese „Krise“ vor allem durch das Versäumnis bedingt ist, sich frühzeitig und entschlossen auf den Wandel der Automobilwelt einzustellen. Der Umsatzanstieg um 58 Milliarden Euro im Jahr 2023 zeigt, dass von einem wirtschaftlichen Einbruch keine Rede sein kann. Vielmehr hat die Automobilindustrie weiterhin hohe Umsätze erzielt, was zeigt, dass ihre Produkte noch immer stark nachgefragt sind. Der Rückgang der Gewinne, den die Unternehmen als „Krise“ bezeichnen, resultiert aus den gestiegenen Produktionskosten und einem Rückgang der Auslastung der deutschen Werke.
Während der Umsatz weiter wuchs, ging die Auslastung der Werke zurück, da immer mehr Verbraucher*innen lieber zu günstigeren chinesischen Elektroautos greifen, anstatt überteuerte deutsche Modelle zu kaufen. Die Preisgestaltung und der mangelnde Fokus auf den Massenmarkt sind hier zentrale Probleme. Während chinesische Hersteller wie BYD, NIO oder Great Wall Motors auf erschwingliche, technologisch fortschrittliche Modelle setzen, konzentrieren sich die deutschen Hersteller weiterhin auf teurere Premiumfahrzeuge, was zu einem Missverhältnis in der Nachfrage führt.
Versäumnisse in der Anpassung an den Markt und Elektromobilität
Ein entscheidender Aspekt der aktuellen Situation ist das Versäumnis der deutschen Automobilindustrie, sich frühzeitig auf die neuen Marktbedingungen einzustellen. Die Welt hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert – besonders im Automobilsektor. Die Elektromobilität hat weltweit an Bedeutung gewonnen, und die Nachfrage nach umweltfreundlicheren Fahrzeugen ist exponentiell gestiegen. Doch anstatt diesen Wandel anzuführen, hat die deutsche Autoindustrie lange an bewährten Konzepten festgehalten.
Ein überholtes Narrativ: Das Rückgrat der deutschen Wirtschaft
Das Narrativ, die Automobilindustrie sei das „Rückgrat der deutschen Wirtschaft“, hat dazu beigetragen, die Branche in einer behaglichen Position zu halten, die jeglichen Anpassungsdruck verringert hat. Subventionen in Milliardenhöhe und politische Unterstützung, die oft an den eigentlichen Marktbedürfnissen vorbeiging, haben eine realitätsferne Wirtschaftspraxis gefördert. Ohne diese Milliarden vom Staat wäre der deutsche Automarkt heute sicherlich effizienter und übersichtlicher, und viele der derzeit noch bestehenden strukturellen Probleme wären in der Vergangenheit bereits angegangen worden.
Das Argument, dass die deutsche Automobilindustrie als Rückgrat der Wirtschaft einen besonderen Schutz verdient, hat jahrzehntelang jeglichen Fortschritt verzögert. Die Milliarden an Subventionen ermöglichten es den großen deutschen Automarken, auf Kosten der Steuerzahler*innen unprofitabel zu wirtschaften, Umweltauflagen zu umgehen, Gesetze zu brechen und den technologischen Wandel zu verschlafen. Das hätte in einer Marktwirtschaft nach FDP-Credo dazu führen müssen, dass diese Unternehmen in Bedrängnis geraten oder sogar insolvent werden. Doch die schützende Hand des Staates, welche die deutsche Politik über diese Branche hielt, ermöglichte es den Autobauern, ungestraft weiterzumachen – auf Kosten der Zukunft.
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Flottenregelungen als Teil der Verschleppung
Die Versäumnisse im Bereich der Elektromobilität werden durch die unzureichende Umsetzung der europäischen Flottenregelung noch deutlicher. Anstatt die Industrie zu zwingen, echte Anstrengungen zur Reduzierung der CO2-Emissionen zu unternehmen, wurden durch die Intervention der mächtigen Auto-Lobby unzählige Ausnahmeregelungen eingeführt. Diese ermöglichten es den Herstellern, „Plug-in-Hybride“ als Lösung anzubieten, die in der Praxis oft kaum umweltfreundlicher als herkömmliche Verbrenner waren, da sie kaum elektrisch gefahren wurden. Solche Regelungen dienten in erster Linie dazu, den Herstellern einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, ohne echte Innovationen zu fordern.
Die Flottenregelung hätte eine echte Chance sein können, die deutschen Autobauer dazu zu zwingen, in Richtung Elektromobilität zu handeln, doch die großzügigen Ausnahmen und flexiblen Berechnungsansätze führten dazu, dass die Umstellung verschleppt wurde. Die Konsequenz ist ein strukturelles Defizit, das deutsche Autobauer heute in den Rückstand versetzt hat.
Keine Zukunft für klimaschädliche Arbeitsplätze
Die Argumentation, dass die staatliche Unterstützung notwendig sei, um die Arbeitsplätze in der Autoindustrie zu sichern, ist ebenfalls kritisch zu betrachten. Arbeitsplätze, die durch das Festhalten an veralteten Technologien erhalten werden, können nicht als zukunftssicher gelten. Es gibt kein Recht auf klimaschädliche Arbeitsplätze, wenn diese auf Kosten der Umwelt und der zukünftigen Generationen erhalten werden. Der Schutz von Arbeitsplätzen in der Automobilindustrie sollte sich auf zukunftssichere und klimafreundliche Technologien konzentrieren.
Anstatt Arbeitsplätze in einem nicht nachhaltigen Sektor zu erhalten, sollte die Transformation der Industrie durch Umschulungsprogramme und die Förderung neuer Technologien gestützt werden. Der Aufbau einer grünen Wirtschaft wird nicht nur nachhaltige Arbeitsplätze schaffen, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft langfristig sichern.
Ein Weckruf für die deutsche Automobilindustrie
Die sogenannte „Krise“ der deutschen Autoindustrie ist zu einem großen Teil hausgemacht. Anstatt sich den neuen Marktgegebenheiten anzupassen, wurde durch staatliche Unterstützung und eine enge Verzahnung mit der Politik der Anreiz zur Innovation abgeschwächt. Der Umsatz von 564,2 Milliarden Euro im Jahr 2023 zeigt, dass die Industrie weiterhin erhebliche wirtschaftliche Erfolge verzeichnet – die eigentliche Krise liegt in der Anpassung an den technologischen Wandel und die veränderten Verbraucherbedürfnisse.
Die deutsche Automobilindustrie muss sich von überholten Konzepten lösen und eine echte Transformation hin zu Elektromobilität und nachhaltigen Lösungen durchlaufen. Nur durch eine entschlossene Umstellung auf moderne, klimafreundliche Technologien und eine umfassende Anpassung der Marktstrategie kann die deutsche Autoindustrie wieder eine stärkere Rolle einnehmen. Es ist an der Zeit, die Branche auf ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt zu verpflichten und nicht länger auf veraltete Narrative und staatliche Unterstützung zu setzen.