Lernen und Verlernen durch große Emotionen im Kleinhirn
Emotionale Steuerzentrale: Das Kleinhirn
Das Kleinhirn, oft als Bewegungskoordinator bekannt, spielt eine entscheidende Rolle in der Kontrolle von Emotionen. Bereits Otto Waalkes hat humorvoll auf die Bedeutung des Kleinhirns hingewiesen. Doch hinter dem Witz steckt wissenschaftliche Wahrheit. Forscher der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) haben das Kleinhirn genauer untersucht und festgestellt, dass es nicht nur Bewegungen steuert, sondern auch emotionale Reaktionen beeinflusst.
Voraussagen und Lernen im Kleinhirn
Das Team um Prof. Dr. Dagmar Timmann-Braun, Inhaberin der Professur für experimentelle Neurologie an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Essen (UK Essen), hat nachgewiesen, dass das Kleinhirn aus Vorerfahrungen Voraussagen treffen kann. Insbesondere haben sie gezeigt, dass das Kleinhirn beim Lernen und Verlernen unangenehmer Emotionen eine wichtige Rolle spielt.
Konditionierung und emotionale Reaktionen
Ein Experiment verdeutlicht diesen Lernprozess: Versuchspersonen wurden Bilder gezeigt, während sie einen leichten elektrischen Reiz erhielten. Schon nach wenigen Durchgängen entwickelte sich eine Furchtreaktion allein durch das Sehen des Bildes. Parallel dazu wurde die Aktivität des Kleinhirns mit einem Ultrahochfeld-Magnetresonanztomografen (MRT) am Erwin L. Hahn Institut gemessen.
Das Fehlersignal des Kleinhirns
Interessanterweise zeigte das Kleinhirn die höchste Aktivität, wenn der erwartete elektrische Reiz ausblieb. Dies deutet darauf hin, dass das Kleinhirn Fehler in Voraussagen erkennt und darauf reagiert. Thomas Ernst, Doktorand in der Arbeitsgruppe, interpretiert dies als „Fehlersignal“ des Kleinhirns, das eine zentrale Rolle im emotionalen Lernprozess spielt.
Bedeutung für das emotionale Lernen
Die in eLife veröffentlichte Studie zeigt, dass das Kleinhirn nicht nur für die Kontrolle von Bewegungen, sondern auch für die Regulation von Emotionen wichtig ist. Diese Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für die Behandlung von Angststörungen und anderen emotionalen Problemen. Die Arbeit entstand im Rahmen des Sonderforschungsbereichs SFB 1280 Extinction Learning in Zusammenarbeit mit der Ruhr-Universität Bochum.
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