Lesenswertes – Fünf Texte für den November
In unserem monatlichen Newsletter FUTURE BRIEFING kuratieren wir ausgewählte Inhalte, ordnen übergeordnete Veränderungen ein und teilen unsere Perspektiven auf aktuelle Herausforderungen. Ein wichtiger Bestandteil jeder Ausgabe: Unsere Leseempfehlungen. Jeden Monat stellen wir fünf ausgewählte Texte vor, die uns inspiriert, nachdenklich gestimmt und manchmal beeindruckt haben.
Nachstehend teilen wir mit dir unsere Leseempfehlungen für den November. Du willst unser kostenloses monatliches FUTURE BRIEFING direkt in dein Postfach bekommen? Dann melde dich hier an.
(1) Eine Agenda für ein digital souveränes Europa
(Niklas Maak, FAZ)
»Holt euch eure Daten zurück«, fordert Francesca Bria. Als ehemalige Chief Digital Technology and Innovation Officer der Stadt Barcelona startete sie 2015 das weltweit größte Experiment in digitaler Demokratie: Vierhunderttausend Bürger*innen stimmten in Versammlungen auf städtischen Internetplattformen über Wohnungsbau und Verkehrspolitik ab. Das Ergebnis macht sie international bekannt: Nirgendwo wurden Bürger*innenwünsche so schnell in Politik umgesetzt, das Bild der Stadt veränderte sich radikal. Seither gilt Bria als eine der wichtigsten Vordenkerinnen des Digitalzeitalters und berät Städte, die EU und die Vereinten Nationen. Im Interview mit der FAZ erklärt sie, warum unser gegenwärtig argloser Umgang mit Daten die Erosion unseres demokratischen Systems befeuert, und skizziert eine gesellschafts- und digitalpolitische Agenda für den Weg zur digitalen Souveränität Europas. Weitreichend, pointiert, unbedingt lesenswert.
(2) Ursula von der Leyen wünscht sich ein europäisches Bauhaus
(Ursula von der Leyen; FAZ)
Vor 100 Jahren avancierte das Bauhaus um Walter Gropius zur internationalen Bewegung für Architektur, Kunst und Design und prägte seither das kreative Denken, aber auch Stadtbilder in der ganzen Welt. Nun wirbt die Präsidentin der EU-Kommission höchstselbst in einem Gastbeitrag für die FAZ für eine neue europäische Bewegung, die unsere Städte und Wohnungen nachhaltiger und lebenswerter macht. Von der Leyens kühne Vision: Ein Europäisches Bauhaus, das Nachhaltigkeit und gutes Design vereint. Ob sich eine neue Bauhaus-Bewegung tatsächlich per Direktive initiieren lässt, wird spannend zu beobachten sein. Der politische Gestaltungsanspruch hingegen, aus Europa heraus wieder Antworten auf die globalen Herausforderungen unserer Zeit zu finden, ist ungewohnt – und umso wichtiger.
(3) So könnte Europa die Datenmonopole der Big-Tech-Unternehmen brechen
(Viktor Mayer-Schönberger, Thomas Ramge; Wiener Zeitung)
Um die digitale Souveränität Europas ist es gegenwärtig gruselig bestellt, argwöhnen die Publizisten Thomas Ramge und Viktor Mayer-Schönberger. Das Problem: Eine Handvoll amerikanischer und asiatischer Unternehmen beherrschen riesige Datenmengen – und damit ganze Märkte. Diese brachiale Konzentration von Marktmacht lässt die Innovationsfähigkeit und den Wettbewerb verkümmern, argumentieren die Autoren, und stellt insbesondere für die wirtschaftliche Struktur Europas, für die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen, eine Bedrohung dar, da ihnen schlicht der Zugang zu den Datenschätzen der Big-Tech-Unternehmen fehlt. Die Lösung, so Ramge und Mayer-Schönberger, könnte ein offener europäischer Datenraum sein, der die Datengiganten zwingt ihre Daten zu teilen und allen Marktteilnehmern Zugang zur potentiell wichtigsten Ressource der Welt gewährt.
(4) Was verstehen wir heute eigentlich unter Leistung?
(Wolf Lotter; brandeins)
»Die Zeit der schieren Kraft ist von gestern«, argumentiert Wolf Lotter in diesem lesenswerten Essay über den sich verändernden Leistungsbegriff in der postindustriellen Epoche. Bestand Leistung früher aus reiner Schufterei, so ist die neue Leistung vielmehr als ein Sich-Bemühen zu charakterisieren, so Lotter. Entsprechend verschieben sich die Metriken, nach denen Leistung gemessen werden kann, vom Quantitativen ins Qualitative. Geschickt entkoppelt Lotter den neuen Leistungsbegriff in seinem Text immer wieder von der alten industriekapitalistischen Input-Output-Logik und verschiebt ihn vielmehr auf die Ebene der Auseinandersetzung des Individuums mit sich selbst, wurzelt jedes ernsthafte Sich-Bemühen doch in der ersten Silbe von Selbstverpflichtung und Selbstverantwortung. Ein brillanter Text.
(5) So funktioniert Innovation bei Apple
(Joel M. Podolny, Morten T. Hansen; Harvard Business Review)
Apple ist der wertvollste Konzern der Welt. Ein wesentlicher Grund für die Erfolgsgeschichte des Unternehmens aus Cupertino: Seine Innovationsstärke. Der Harvard Business Review widmet sich in diesem ausführlichen Stück den organisationalen Grundlagen, die Apples Innovationen in den vergangenen Jahrzehnten erst möglich gemacht und schließlich immer weiter befeuert haben. Der Clou: Apples Organisationsdesign ist bis heute strikt entlang von Funktionen strukturiert. Die Annahme dahinter: Um in disruptiven und technologisch enorm schnelllebigen Märkten immer wieder grundlegende Innovationen zu entwickeln, braucht es eine Unternehmensstruktur, die funktionale Expertise auf einen Punkt konzentriert und mit maximalen Entscheidungsbefugnissen ausstattet. Ein spannender Einblick in das Innenleben der iPhone-Schmiede, von dem man lernen kann.
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Wie verschieben sich Wert und Wertschöpfung im digitalen Zeitalter? Was bedeutet der Wandel für mein Unternehmen, meinen Job und mich? Und was ist sonst noch wichtig? Wir behalten für Dich den Überblick: In unserem monatlichen Newsletter kuratieren wir ausgewählte Inhalte, ordnen übergeordnete Veränderungen verständlich ein und teilen unsere Perspektiven auf aktuelle Herausforderungen. Melde Dich jetzt für unser FUTURE BRIEFING an.
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4 JahreSehr interessanter Text von Ursula von der Leyen und ihrer Idee von einem neuen Europäischen Bauhaus. Danke fürs Teilen! ✌️