Was macht den Ferrari 250 GTO eigentlich so teuer?

Was macht den Ferrari 250 GTO eigentlich so teuer?

Es gibt nur wenige Modelle, welche den Mythos Ferrari so stark verkörpern wie der 250 GTO. In den 1960er-Jahren als Kleinserie entstanden, werden heute astronomische Preise für dieses Fahrzeug aufgerufen. Woran liegt das? 

Beginnen wir von vorne: Vorgestellt wurde der GTO im Jahre 1962. GTO steht dabei für Gran Turismo Omologato, was im Grunde auch schon den angedachten Verwendungszweck verrät. Es handelte sich nämlich um ein Fahrzeug, welches primär für den Renneinsatz vorgesehen war. Der GTO basiert dabei auf dem 250 GT SWB (short wheel base), wurde jedoch in aerodynamischen und motor-technischen Aspekten entscheidend weiterentwickelt.

Zwischen 1962 und 1963 wurden nur 36 Ferrari GTOs produziert. Im Jahr 1964 wurden drei Exemplare der "Serie II" gebaut, so dass die Gesamtzahl der produzierten GTOs bei nur 39 lag.

Wie bereits angesprochen handelt es sich beim GTO um einen Rennwagen. Dementsprechend wurde er zu Beginn der 1960er-Jahre auch eingesetzt. Es sollten zahlreiche Siege in prestigeträchtigen GT-Rennen folgen. Hier zeigt sich ein erster Teil des Mythos 250 GTO. Für viele Sammler stehen die 250er-Modelle (und der GTO im Speziellen) für ein goldenes Zeitalter Ferraris im Motorsport. 

Mit dem 250 GTO dominierte Ferrari den internationalen GT-Rennsport, was durch die aufeinanderfolgenden Siege in der FIA-Herstellerweltmeisterschaft von 1962 bis 1964 unterstrichen wurde. Allein 1962 errangen einige der bekanntesten Rennfahrer bedeutende Siege: Phil Hill siegte bei den 12 Stunden von Sebring, Graham Hill wurde Zweiter in Goodwood, Roger Penkse gewann in Nassau und die berühmten Brüder Pedro und Ricardo Rodriquez gewannen die 1'000 km von Paris. 

Ebenfalls interessant ist die Tatsache, dass sich der Motorsport nach dem 250 GTO immer mehr vom Frontmotor verabschiedet hat. Der 250 GTO kann also als Ende einer Evolutionsgeschichte verstanden werden. Mit seiner langen Motorhaube und dem kurzen Heck entspricht er noch heute dem Design-Ideal vieler Aficionados.

Ein weiterer Aspekt, der den Mythos 250 GTO ausmacht, ist die Fahrbarkeit. Obwohl das Fahrzeug viele Erfolge auf der Rennstrecke einfahren konnte, besitzt es eine Strassenzulassung – und die Autos scheinen auch heute noch von einigen ihrer Eigentümer gefahren zu werden. Gerade der Pink Floyd-Schlagzeuger Nick Mason ist ein bekannter Eigentümer, der mit seinem 250 GTO immer wieder fährt.

Der Kauf eines solchen Kronjuwels bringt den Besitzer zusätzlich auf die höchste Stufe im automobilen community building. Er erhält damit Zugang zu einer der exklusivsten Veranstaltungen der Welt: der 250 GTO Tour, zu der nur geladene Besitzer eingeladen werden und die an verschiedenen schicken Orten in Europa stattfindet. Die Besitzer werden sofort Teil einer Art Geheimgesellschaft, der einige der interessantesten Männer der Welt angehören. Dazu gehören Ralph Lauren, der bereits angesprochene Pink-Floyd-Schlagzeuger Nick Mason und der britische Milliardär Lord Anthony Bamford - der einzige Mann, der angeblich jemals zwei 250 GTOs besaß.

Neben diesen fahrzeugspezifischen Gründen gibt es aber rein wirtschaftliche Faktoren, welche die hohen Preise erklären. Zum einen wäre da die geringe Stückzahl. Es gibt weltweit deutlich mehr 250 GTO-Interessenten als Fahrzeuge. Zudem wechseln die Fahrzeuge nur selten ihren Eigentümer. Der bereits angesprochene Nick Mason besitzt seinen GTO seit 1977. Der Modeschöpfer Ralph Lauren darf seit 1985 einen GTO sein Eigen nennen. Entsprechend selten steht ein 250 GTO überhaupt zum Verkauf. Ebenfalls interessant ist der psychologische Effekt, welcher durch die bereits erzielte Wertsteigerung entsteht. Jeder potenzielle Käufer weiss, dass der 250 GTO als wertsteigernd gilt, was den Preis weiter nach oben treibt. Es handelt sich schon fast um eine self-fulfilling prophecy. Klar ist aber auch, dass der Wert eines solchen Fahrzeuges nie nur durch den letzten Auktionspreis ausgedrückt werden sollte. Es geht vielmehr um die Erfahrungen und Erlebnisse, die jeder Sammler auf seiner persönlichen Reise macht, zuerst bis er einen 250 GTO erwerben kann und danach, was er damit alles erleben wird.

Mit seinem Verkaufspreis von 70 Millionen USD übertraf der 250 GTO mit der Chassis Nr. 4153 GT die wenigen anderen GTOs, die in den letzten Jahren den Besitzer gewechselt haben.

Aber warum erzielt genau dieser Ferrari so hohe Preise? Hier sind fünf Hauptgründe:

1.         Der Ferrari 250 GTO ist ein extrem seltenes Auto. Von den insgesamt 39 gebauten Exemplaren haben nur 28 die klassische Karosserie und den 3-Liter-V12-Motor, den Puristen als den "echten GTO" betrachten. 

2.         Oft haben besondere Ferraris eine außergewöhnliche Geschichte. Die beeindruckende Geschichte des hier erwähnten Chassis 4153 GT kann man sogar in einem Buch nachlesen.  Das Chassis 3851 GT ist ein weiteres gutes Beispiel. Nur vier Tage nach der Übergabe des 250 GTO starteten der französische Rennfahrer Jo Schlesser und sein Beifahrer Henri Oreiller bei der Tour de France Automobile und belegten den zweiten Platz. Kurz darauf verunglückte der ehemalige zweifache Ski-Olympiasieger Oreiller mit dem Auto auf der Rennstrecke von Montlhéry tödlich. Der Ferrari wurde schwer beschädigt und in Maranello repariert. In den folgenden zwei Jahren nahmen die italienischen Rennfahrer Paolo Colombo (1963) und Ernesto Prinoth (1964) mit dem 3851 GT an mehreren Berg- und Sportwagenrennen teil. Schließlich kaufte Fabrizio Violati, Erbe eines Mineralwasserimperiums, den Wagen 1965 für 2,5 Millionen Lire (damals 16.000 Mark). Er fuhr ihn bei Rennen und stellte ihn später als Schmuckstück seiner Ferrari-Sammlung "Maranello Rosso Collection" aus, die dann von Bonhams versteigert wurde. Kein anderer Ferrari 250 GTO befand sich 49 Jahre lang in den Händen ein und desselben Besitzers. Ich bin sicher, es gäbe noch einige weitere spezielle Geschichten aufzulisten.

3.         Die Marke Ferrari übt generell eine enorme Anziehungskraft auf sehr reiche Autosammler aus. Die Oldtimer sind alle sehr selten, sehr leistungsstark und sehr stilvoll. Hinzu kommt Ferraris einzigartige Formel-1-Geschichte, der Mythos um den Firmengründer Enzo Ferrari sowie der weltweite Ruhm der Marke. Ferrari gilt als eine der wertvollsten und begehrenswertesten Marken überhaupt.

4.         Klassische Automobile werden als Luxusinvestitionen immer gefragter. Der Wert von Ferrari im HAGI Top Index *), einem Marktbarometer für seltene und teure Oldtimer, hat sich seit der Einführung des Index am 1. Januar 2009 mehr als verdreifacht. 

5.         Ein wichtiger Faktor für Rekordauktionsergebnisse ist die Atmosphäre, in der die Auktion stattfindet. Es gibt kaum eine bessere Atmosphäre bei einer Auktion als auf der Monterey-Halbinsel während der Monterey Car Week, die parallel zum Concours d'Elegance in Pebble Beach stattfindet (hierzu sei unser Interview mit Sandra Button im THE COLLECTIVE No. 1 empfohlen). Zu dieser Veranstaltung kommen Autoliebhaber aus der ganzen Welt. 


Innerhalb unserer B.I. Collection Plattform verfügen wir über die nötige Erfahrung und Dienstleistungen, um die sehr anspruchsvolle Klientel in diesem Segment zu befriedigen. Neben den üblichen Classic Car Services bieten wir auch Collector Services an, um die teilweise sehr individuellen Anfragen zu erfüllen. Mit dem B.I. CarSafe steht uns das modernste vollautomatisierte Einlagerungssystem Europas zur Verfügung. Ausserdem konnten wir kürzlich unsere Zollfreilager-Kapazitäten deutlich ausbauen. 

"Der Ferrari 250 GTO ist auf dem Automobilmarkt das Äquivalent zu Van Goghs "Sonnenblumen" und ein Talisman für jede hochkarätige Sammlung", so James Knight, Group Motoring Chairman beim britischen Auktionshaus Bonhams. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Markt weiter entwickeln wird und wohin die Preise für einen 250 GTO mit guter Geschichte noch gehen werden.



Daniel Mauerhofer

Inhaber Drive-Marketing (Communication, Consulting, Events, Publicity)

2 Jahre

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Walter Bäumer

Automotive Consultant at International Maserati Research

2 Jahre

Ich stimme Ihnen -teilweise- zu! Aber Geschichte ist eben auch nicht alles, so gibt es „gute“ u weniger „gute“ GTO! Einige mit guter Historie sind heute nicht mehr so original wie damals! Ein bedeutender Aspekt ist, dass d Wagen sehr leicht zu fahren ist. Früher fuhr man nach d Sieg in Le Mans mit d Wagen direkt nach Paris zum Feiern! Mit den Nachfolgern a la 250LM war das nicht mehr möglich! Die geringe Stückzahl u diese hier genannten Aspekte sind auch f den Wert d Fahrzeuge verantwortlich!

Armando Chiodi

Focusing on Cyber Security with your business goals in mind - #gerneperDu

2 Jahre

Vielen Dank Beat für die spannenden Details zu meinem absoluten Traumauto und auch einige Details für alle, die mit mir mal in einer Videoschaltungl sind und sich über das Bild im Hintergrund wundern (da bin ich halt komplett Teenager geblieben ;-)) #forzaFerrari

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