Maria singt Bill: Ein Gespräch
Maria Bill singt Eigenes – und im November wieder Piaf. Bild: Gabriela Brandenstein

Maria singt Bill: Ein Gespräch

VON MICHAELA MOTTINGER

„I mecht landen“ heißt ihr Konzert im Wiener Stadtsaal

Sie kommt in den Stadtsaal, am 5. September. Mit ihren Liedern von damals und von heute. Sie erzählt von Liebe und Verletzungen, von Sehnsucht und Verlorenheit, vom Fliehen und Durchhalten, von großen Gefühlen und kleinen Alltäglichkeiten – von dem, was das Leben ausmacht. „Musik ist für mich das stärkste Ausdrucksmittel für all diese Emotionen,“ sagt Maria Bill. Ein Gespräch.

MM: Maria singt Bill. Was dürfen wir erwarten? Worüber erzählen Sie uns in Ihren Liedern?

Maria Bill: Der „Untertitel“ des Abends heißt „I mecht landen“, weil dies das bekannteste meiner Lieder ist und weil’s stimmt, ich fliege gerne …und bin immer wieder gespannt, wo und wie ich lande. Das Programm habe ich aus Songs von damals, deren Texte für mich immer noch Gültigkeit haben, mit neueren Titeln zusammengestellt, wie „Jung und schön“ und „Sie lebt immer noch“. In diesem Lied erzähle ich die Geschichte einer alten Frau, die in Paris im Lichthof mir gegenüber wohnte und die sehr einsam zu sein schien, täglich saugte sie mehrmals ihre Wohnung, auch die Sessellehnen, das konnte ich sehen. Ich wäre so gerne zu ihr rübergegangen, befürchtete aber, dass sie Angst haben würde, fremd wie ich ihr war und so ließ ich sie in ihrer Einsamkeit alleine. In der letzten Strophe dieses Liedes dreht sich alles um, ich bin die alte Frau, angekommen, im Zimmer unterm Dach, dem Himmel nah und sehne mich nach jemandem, der mich braucht. Dieses Lied bewegt aus der neuen, heutigen Sicht natürlich besonders stark. Einsamkeit, das ist immer wieder ein großes Thema.

MM: Apropos, neue Sicht: Die Lieder sind in Lebenssituationen entstanden, die es so heute nicht mehr gibt. Warum setzen Sie sich dem aus?

Bill: Es sind Themen, die mein Leben betreffen, meine Sicht auf die Welt, heute wie damals und „ich setze mich dem nicht aus“, ich setze mich damit auseinander, kann damit umgehen. Das Lied, „I g’hör zu wem“ welches ich meinem damaligen Lebensmenschen gewidmet hatte, ist mit im Programm und ich „sehe“ uns jedes Mal  in Venedig, – all diese Bilder, schöne wie verwirrende, sind meine Geschichte, – daran will ich mich erinnern, auch singend.

MM: Geht Ihnen „Maria singt Bill“ näher, als wenn Sie Piaf oder Brel singen? Sie schenken dem Publikum Momente großer Intimität. Was veranlasst Sie, sich auf der Bühne so zu öffnen?

Bill: Ich glaube, das tut jeder, der selber Texte schreibt. Denn das ist der Grund, warum man sich mitteilt. Ich würde diese Momente nicht „Intimität“ nennen, sondern „Wahrhaftigkeit“, ganz bei sich bleiben und dann loslegen. Ich lese gerade das Buch von James Lord über Giacometti, und es beeindruckt mich zutiefst , wie er sich geöffnet, seiner Kunst hingegeben hat, nicht durch Worte, sondern in seinen Figuren und Bildern, wie oft er unzufrieden mit sich war, ganz bei sich blieb und durch seine Zeichnungen und Skulpturen viel über sich verrät. Ein gewisses Geheimnis muss man für sich behalten, – es darf kein peinlicher Seelenstriptease werden. Aber sich mitzuteilen, ob singend, schreibend, malend oder komponierend, ohne sich zu öffnen, wäre sinnlos.

Das ganze Interview: www.mottingers-meinung.at/?p=25716

31. 8. 2017

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