Mehr als eine Idee - über das Storytelling-Forum Plot19
Den Anspruch, ein neues, interdisziplinäres Forum in Sachen Storytelling zu etablieren, haben die Macher der Plot19 am vergangenen Freitag mehr als erfüllt. Einen ganzen Tag lang gab es von früh bis spät spannende Vorträge, Gespräche und Workshops von Filmern, Beratern, Komponisten, Autoren, Social-Media-Erzählern, Journalisten, Grafikern und, und, und. Die Idee, dass sich Unternehmen und Kreative gegenseitig neue Erkenntnisse und Ideen einflößen ist dabei voll aufgegangen. Ein paar Highlights:
Keynote-Sprecher Rod Cartwright erläuterte die sieben Konstanten des Storytellings in der Markenkommunikation - Erzähler, Story, Absicht, Medium, Zuhörer, Kontext und Verhalten. Vor allem Letzteres rückte er dabei in den Fokus, denn nur wenn Storytelling bei Zuhörer/-schauer die Kluft zwischen dem Sagen und dem Tun überwindet, ist es wirklich erfolgreich.
Um die Grenze zwischen Manipulation und Wahrheit drehte sich die Diskussion zwischen DPA Art Director Dr Raimar Heber, Prof Dr Annika Schach und Regisseurin und Autorin Pauline Roenneberg. Deutlich wurde hier unter anderem, dass sich selbst bei dokumentarischen, faktenbezogenen Geschichten Manipulationen einschleichen, dies allein schon durch die Erzählinstanz bzw. das Medium, indem sie den Blick des Publikums lenken.
Geschichten sind das, was passiert, wenn etwas dazwischen kommt – mit diesem Sinnspruch fasste ein Teilnehmer die Diskussion zusammen, die sich mit dem Thema Erzählwelten beschäftigte und bei der einmal mehr die Kluft zwischen Storytelling-Anspruch und Marketing-Vorgaben deutlich wurde. Ein sehr schönes Beispiel dafür, was tatsächlich an Story passieren kann, wenn das Marketing hier Freiräume nutzt, zeigte 43einhalb-Gründer Oliver Baumgart einem gefilmten Reisetagebuch über einen Roadtrip zur Gründungsstätte eines Turnschuhherstellers.
Besondere Erwähnung gebührt sicherlich noch dem Schlusssprecher Peter Pomerantsev, der in der Diskussion viel Erhellendes über die neuen Propagandamechanismen in autoritär geführten Staaten sagte und dabei aus reicher Erfahrung schöpfte. Sein Buch Nichts ist wahr und alles ist möglich sollte in Deutschland definitiv mehr Leser finden.
Wenn jeder nur eine Idee mit nach Hause nähme, dann sei das Ziel der Plot19 erreicht, sagte Petra Sammer zum Abschluss. Für mich gab es definitiv mehr als eine - ich freue mich schon auf das nächste Mal.
Head of Strategic Transformation, Europe at Archetype | Communications | Reputation | Leadership
5 JahreSpannende Eindrücke! Meine wichtigste Erkenntnis: Unternehmen können heute mit mehr Mut zu größeren Erzählräumen viel Anziehungskraft gewinnen!