Mein Feedback zu "Digital Construction - Wirtschaft, Bildung und Normen"
Mit grossem Interesse habe ich heute früh die von Dir, Birgitta Schock, moderierte Runde vom Freitag im Swissbau Focus geschaut. Ich antworte nun als «digitales Urgestein der Baubranche», wie Du mich letztes Jahr in einem Post genannt hast:
1 … eine Methode der Zusammenarbeit ...
Als vermutlich bald letzter Zeitzeuge des Programms «Effizienzpotentiale der Schweizer Bauwirtschaft», kurz Effi-Bau, erstaunt es mich schon, wie weit man ist bzw. eben nicht ist. Mit den damals zur Zeit verfügbaren Mittel ist stets versucht worden die beste Wirkung zu erzielen:
Leider ist das meiste Evolutionäre dieser wegweisenden Projekte wieder eingeschlafen und wird erst jetzt wieder erweckt. Auf jeden Fall empfehle ich allen, diese Unterlagen wieder mal anzuschauen und dort weiterfahren, wo damals aufgehört worden ist.
2 Der Mensch?
An der Schluss-Tagung von Effi-Bau am 12.3.1998 zeigte CRB-Präsident Herbert Oberholzer, dass CRB-Kompass keine Ware oder Katalog ist, sondern eine Methode der Zusammenarbeit ist. Und so sind wir beim Menschen, Claus Nesensohn. Vielleicht nicht zufällig, sondern logischerweise, denn sie können den Menschen systembedingt nicht ausklammern, schreiben zur Zeit die Soziologen am Intelligentesten zur Digitalisierung.
Empfohlen von LinkedIn
So meint Dirk Baecker: «Die digitale Transformation (der Gesellschaft) ist rekursiv und nicht-trivial, sie verändert die Voraussetzungen unter denen sie stattfindet und damit die Ziele die sie verfolgt.» {4.0 oder die Lücke die der Rechner lässt, Melve, Leipzig 2017].
Und das hat man, sei es als Babyboomer-Chef, aber auch sonst nicht gerne, Michel Bohren, d.h. der Teppich wird einem laufend unter den Füssen weggezogen, also nicht nur einmal, sondern in ständiger Wiederkehr (sic!) und erfordert dann eine Neuorientierung.
3 Politische Bündelung aller Kräfte?
Soziologe Armin Nassehi hat nach «Muster – Theorie der digitalen Gesellschaft» (Beck 2018) eben ein neues Buch veröffentlicht: «Unbehagen – Theorie der überforderten Gesellschaft» (Beck 2021). Auf dem Buchrücken steht: Nassehi zeigt, «warum der Versuch einer politischen Bündelung aller Kräfte auf ein gemeinsames Ziel in komplexen Gegenwartsgesellschaften zwangsläufig scheitern muss.» Leider ist diese Aussage wenig motivierend, Christina Schaffner, wenn man die Herausforderungen sieht, vor den wir stehen. Mich würde es wahnsinnig reizen, Nassehis Theorie in unserem Umfeld zu widerlegen. Zur Zeit, und mit meinen Erfahrungen als digitales Urgestein, habe ich noch keinen passenden Einstiegspunkt gefunden.
4 Und wie weiter?
Ich bleibe aber dran. Vorerst startet nun morgen auf meinem LinkedIn-Account, meine 3-teilige Fazit-Serie zum "Swissbau Innovation Lab". Und diese ist nach der «Arbeitsdefinition Digitalisierung» aufgebaut, die Dirk Baecker in 4.0 verwendet.
Ich werde aber einen vierten Teil nachschieben, und insbesondere darin mein Unbehagen aufzeigen, auch mein Unbehagen, warum mich der Hauptbeitrag «nachdenklich» macht, aber auch wie es weitergehen könnte.
Präsident der ZI SIA | Partner bei conrealis ag
2 JahreIm erwähnten neuen Buch von Nassehi steht: "...dass es nicht der Handelnde als eine der Handlung externe Präsenz ist, die die Handlung hervorbringt. Vielmehr kann der Handelnde jene Komponenten, von denen das Handeln abhängig ist, gar nicht selbst kontrollieren oder gar hervorbringen." Das impliziert: es ist die Gesellschaft, die uns dazu bringt, zu handeln, wie wir handeln, und insbesondere ihre Entwicklung. Relevant ist aber nur unser eigener Bewegungsraum innerhalb der Gesellschaft, also unsere "Blase", mit den mehr oder weniger vorhandenen Andockstellen an andere Blasen. Wenn es um Innovation geht, so ist diese nur wirksam, wenn sie die Gesellschaft, aus der sie hervorgeht. wiederum beeinflusst und damit die Voraussetzungen schafft, unser Handeln im Sinne der Innovation zu verändern. Der Rückfluss der Innovation ist entscheidend. Dass etliches von dem, was wir an dieser Swissbau (zu meiner positiven Überraschung) an Innovation sehen durften, in älteren Projekten bereits diskutiert wurde, schmälert die Innovationen nicht. Es weist aber darauf hin, dass offenbar die Blase bisher zu eng und zu undurchlässig war, die Zeit nicht reif war. Offensichtlich ist sie es jetzt. Und darauf können (und sollten) wir aufbauen.
Peer Mentor at Swiss Society of Engineers and Architects (SIA)
2 JahreAlter Wein in neuen Schläuchen?