Mein Wunsch für IWD 2018: Offenheit und Neugier für Neues

Mein Wunsch für IWD 2018: Offenheit und Neugier für Neues

"Was, Ihr Mann macht das mit?" Fragte mich eine junge Frau entsetzt, als ich Ihr erzählte, dass mein Mann zurzeit Hausmann ist und unseren Sohn betreut. Bis wir eine passende Kindertagesstätte gefunden haben, ist es für uns die beste Option. Mein Mann ist klinischer Neurophysiologe und hat Ende Januar eine sehr gute Kariere in dem renommierten Wolfson Neurorehabilitation Centre in London aufgegeben, damit ich meine Karriere, bei LinkedIn, hier in München weiterentwickeln kann. Für uns als Familie, war das ein natürlicher Schritt und die Reaktion bei einigen Familienmitgliedern, Freunden und Fremden hat uns sehr überrascht. Es wird oft stillschweigend impliziert, dass meines Manns Recht auf Kariere wichtiger oder natürlicher ist als meins. Warum?

Leider, bin ich es gewöhnt. Ich habe meine ganze Karriere als Frau in IT und Vertrieb verbracht. Obgleich hatte ich das Glück, immer in sehr fortschrittlich denkenden Unternehmen zu arbeiten, mit sehr inspirierenden Vorbildern. Dank an dieser Stelle an all die starken, mutigen und beindruckenden Frauen bei Convergys, Garnter und LinkedIn.

Heute, am 8. März, ist international Women's Day. Ich weiß, dass schon viel geschrieben worden ist und immer noch viele Klischees, Vorurteil oder Stereotypen einer Gleichberechtigung im Weg stehen.

Aber, meine Überzeugung ist es, dass es hier ein Weg gibt das zu ändern. Wie?

Labels: Ich finde sogenannte 'Labels' ermüdend und nicht mehr zeitgemäß. Egal, ob es informell oder administrativ angewendet wird.

Als Frau bekommt man automatisch andere Labels als Männer: hübsch, blond, schlank, als Mann ist man dann wohl charmant, dynamisch, sportlich etc. Das ist sehr vereinfacht dargestellt, aber nicht fern von der Wirklichkeit. Kinder werden schon früh für besondere Merkmale gelobt und gefördert. Vom Moment der Geburt bis nach unserem Tod, werden uns Labels verpasst, die unsere Chancen und unser Selbstwertgefühl beeinflussen (vor dem Ableben natürlich).

Alt, begabt, lustig, Frau, Ossi, herrisch etc. Das macht es einfach im Alltag Mitmenschen einzuordnen, aber in Unternehmen, sowie im Privatleben schränkt es ein. Es minimiert Potenzial und hebt, Unterschiede, anstatt Gemeinsamkeiten hervor. Ganz wichtig ist dieses große Thema vor allem, wie wir mit Kindern umgehen. Labels wie Hyperaktiv oder Kreative sind schnell verpasst, aber oft nicht repräsentative. An einem Tag bist Du kreativer und dann an einem andern ungeduldiger. Sogar am selben Tag oder zur gleichen Zeit. Manchmal bist du gut gelaunt und manchmal nicht. Herkunft, Ausbildung etc. beeinflusst, aber repräsentiert einen nicht ausschließlich. Desto weniger Schubladen wir schaffen und es mit Offenheit ersetzen, desto mehr Potenzial und Erfolge erwarten uns. Warum nicht ein "kann ich nicht" mit einem… "Kann ich noch nicht" oder ein "ich bin stur" mit einem, "da war ich stur" ersetzen. Nuancen die unser Gehirn umprogrammieren und öffnen können.

Beim nächsten Mal, wenn ein Kollege oder Bekannter in eine Schublade passt, frage Dich, was für Voreingenommenheit du hast und was es über Dich aussagt.

Fange früh an und gibt Kindern keine Labels, sondern nur Prozessfeedback (Nicht: "du bist aber schlecht in Mathematik", sondern "zurzeit hast du Probleme bei Mathematik mitzukommen. Was würde Dir helfen?" oder, nicht "Du bist super beim Puzzeln" Sondern "das hast du schnell fertig gemacht und es sieht so aus, als ob Du eine größere Herausforderung brauchst. Was interessiert dich?" ) Damit erhöht man automatisch die Lernfähigkeit. Carol Dweck beschäftigt sich schon lange mit dem Thema und beschrieb wie sich unsere Denk- und Verhaltensmuster direkt auf unsere Fähigkeiten auswirken. Das heißt, natürliche Begabung sowie Talent ist nur ein Teil des Erfolgs.

Am einfachsten ist es so zu verstehen, wenn man sich alles und jeden als Spektrum vorstellt. Manchmal neigt man auf einer Seite und dann auf eine anderen. Nichts ist gleichbleibend und beständig. Eine Grundlage bzw. Neigung besteht natürlich immer, aber es ist änderbar und ändert sich ständig. Es gibt Schattierungen, auch wenn ein "Label" passt, ist es oft oberflächlich und dabei hat die Person viel tiefgründigere Dimensionen. Desto früher man das lernt, desto besser. Offenheit kann auch Unternehmen helfen: wir brauchen Mensch mit einem Growth Mindset, da die alten Mauern immer schneller bröckeln und keine "Kuh" mehr heilig ist. Wir brauchen Menschen von verschiedener Herkunft, Erfahrungen, Einstellung, Mann, Frau, gemeinsam die neuen Perspektiven und Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen. Mit alten Labels kommen wir dabei nicht weit.

Es kommt auf das Umfeld an wie unsere Neugier geweckt und gefördert wird. Fähigkeiten müssen wir immer häufiger erneuern und das mit Labels einzuschränken führt langfristig zu Stagnation. Unsere 2018 Linkedin Learning Workplace Report sagt aus das mit qualitativen Mitarbeiter Umfragen das Lernergebnis am besten gemessen werden kann und der Grund dafür ist das wir alle eine eigene individuelle Reise hinter sowie vor uns haben. Unabhängig von "Lables" die uns verliehen worden sind. Die halten uns nur auf und stellen Hürden in den Weg.

Ein Stigma kann nur mit Akzeptanz und Toleranz verändert werden und das fängt mit unserem Denken an. Wäre es nicht schön, wenn wir keinen International Women's Day mehr bräuchten, um auf die Werte und Beiträge die eine bestimmte Gruppe von Menschen liefert aufmerksam zu machen?

Ich bin dankbar, dass ich in einem Umfeld aufgewachsen bin und in einer Firma arbeite, wo bewusst Diversität geschätzt und gefördert wird.


Welche Wege seht Ihr?

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