Mein Zugang zu Spiritualität

«Bist Du auch so eine Esoteriktante?», wurde ich einmal an einem Event gefragt.

«Hmm…ich weiss nicht, was Du darunter verstehst. Ich nenne es Spiritualität und integriere es in meinem Leben», antwortete ich.

«Na ja, schaust Du in eine Glaskugel und sagst dann die Zukunft voraus?» fragte mein Gegenüber nach.

«Nein, ich brauche nichts im Aussen. Ich richte meine Aufmerksamkeit nach innen. Aus dieser Verbundenheit, diesem inneren Ort der Stille, entnehme ich Antworten, die sich mir im Aussen nicht erschliessen.»

Damit weckte ich das Interesse und mein Gegenüber wollte mehr über meine Tätigkeit als Laufbahncoach und Spiritualität wissen.

In meiner Tätigkeit als Führungskraft hatte ich eine starke Abneigung gegen alles, was mit Spiritualität in Verbindung stand. Für mich war es nichts als Spinnerei und ich winkte gleich ab, wenn ich damit konfrontiert wurde.

Als ich dann vor rund zwölf Jahren einen körperlichen Zusammenbruch hatte und für ein paar Wochen arbeitsunfähig war, erlebte ich etwas Seltsames. Aus Erschöpfung lag ich mehrheitlich im Bett.

Das Gedankenkarussell in meinem Kopf drehte unaufhörlich, denn ich war es nicht gewohnt, so ausgeliefert und machtlos zu sein. Auf einmal hatte ich den Impuls, ein Buch zu lesen, um mich inspirieren zu lassen.

Obwohl ich mich schwach fühlte, schleppte ich mich in die nächste Buchhandlung. Dort angekommen, war ich erstmal ratlos und hatte keine Idee, wonach ich überhaupt suchen sollte. Also schlenderte ich ziellos durch die Buchhandlung.

Auf einmal leuchtete mir ein gelbes Buch entgegen. Wie eine kleine Sonne schien es aus einem der hinteren Regale hervor. Das Buch zog mich förmlich an. Ich nahm es in die Hand und las den Titel: «Raus aus den alten Schuhen». Ich bekam sofort Gänsehaut und wässrige Augen, so berührt war ich in diesem Augenblick.

Mit diesem Buch begann meine Entdeckung der Spiritualität. Heute würde ich sagen: Die Wiederentdeckung. Spiritualität erlebe ich als eine innere, tiefe Kraft im Menschen, die grundsätzlich jeder hat. Der Unterschied ist der Zugang. Sie ist die Basis allen Seins, eine Verbindung zu sich selbst, an einem Ort der Stille und Reflexion, unabhängig von einer bestimmten Religion.

Ich las weitere Bücher, absolvierte eine Weiterbildung zur medialen Lebensberaterin und begann so eine Reise zu mir selbst. So wurde ich sensitiver und fing an, Situationen, Menschen und Umstände ganzheitlicher zu betrachten und nicht mehr ausschliesslich rational zu entscheiden.

So stellte ich fest, dass ich mich viel weniger ärgerte und meine Kraftressourcen besser nutzen konnte. Mir selbst und meinem Umfeld gegenüber wurde ich achtsamer. Dies wiederum hatte auch positive Auswirkungen auf meine Rolle als Geschäftsführerin.

2014 haben mich meine Erlebnisse dazu bewogen, meine Masterthesis in Personal- und Organisationsentwicklung zum Thema Spiritualität im Management zu schreiben, mit der Forschungsfrage: «Warum entscheiden sich Führungskräfte für eine persönliche Weiterentwicklung im spirituellen Bereich und welche Auswirkungen hat es auf ihre Führungshaltung?»

Heute ist Spiritualität ein Teil meiner Person. Es ist nicht eine spezielle «Methode», die ich anwende. Sie ist. Wie die Luft, die wir atmen. Als Laufbahncoach mit ganzheitlichem Ansatz, verbinde ich diese Spiritualität mit klassischen, bewährten Methoden aus den Bereichen Coaching und Resilienz. Sie ermöglicht mir häufig das Erkennen von Themen, die sind, ergänzend zum gesprochenen Wort der Kund:innen.

Auch wenn ich an diesem Abend meinem Gegenüber nichts von Glaskugeln berichten konnte, hatten wir einen spannenden und tiefgreifenden Austausch und wurden später gute Freunde. 😊