Meine Learnings aus 72h Startup im Ausnahmezustand
Auf unserem Strategy Retreat im November war noch nichts zu ahnen. Jetzt sieht jeder Tag eher wie rechts aus!

Meine Learnings aus 72h Startup im Ausnahmezustand

Als ich am Donnerstag Morgen zur Arbeit gefahren bin, war mir bewusst, dass wir in den nächsten Wochen und Monaten einige herausfordernde Challenges vor uns haben werden. Jedoch habe ich komplett unterschätzt, was in den nächsten 72h wirklich alles passieren würde und welche Auswirkungen der Coronavirus auf unsere Firma StudyHelp haben würde. 

Als Anbieter von Intensivkursen für Schüler ist die Zeit von Februar bis April normalerweise immer unsere heiße Phase. Was bedeutet das? Wir organisieren hunderte Intensivkurse in über 200 Städten in Deutschland und Österreich. In diesen Intensivkursen bereiten wir Jahr für Jahr tausende Schüler auf die Abitur- und Maturaprüfungen im Mai vor.

Doch dann war auf einmal alles anders…

Gerne möchte ich deswegen mit euch meine Learnings der letzten Stunden und Tage teilen.

1 - Remote Work (Home Office) funktioniert, wenn es darauf ankommt

Am Donnerstag haben wir als Führung entschieden, alle unsere Mitarbeiter ins Home Office zu schicken, um unseren Teil zur Verlangsamung der Ausbreitung beizusteuern. Wie ihr euch vorstellen könnt, geht es in unserem Geschäft verdammt viel um Absprachen: „Welcher Coach braucht welches Material? Wo müssen noch Locations gebucht werden? Welche Besonderheiten gibt es bei Kurs XY?“ - das sind nur einige davon.

Dementsprechend besorgt war ich, dass über Hangout und Chat einige Dinge auf der Strecke bleiben würden, wodurch Fehler in Abläufen und Handlungsmaßnahmen entstehen würden. Diese Sorge war aber zum derzeitigen Stand absolut unbegründet. Ich hatte in den letzten Tagen das Gefühl, dass gerade die Remote Meetings und Absprachen viel produktiver und verbindlicher waren, als die Offline Pendants. Vielleicht auch deswegen, weil der übliche Coffee Talk über die Webcam nur halb so viel Spaß macht. Dies soll natürlich in keinster Weise bedeuten, dass ich die sozialen Komponenten im Team als unwichtig erachte. Ich glaube, dass gerade die Dinge wie Kultur und Teambuilding in Remote Teams eine gesonderte Bedeutung bekommen, die von uns als Leadern adressiert werden sollte.

Für mich nehme ich aber definitiv mit, dass Remote Working eine echte Alternative zu der Arbeit vor Ort sein kann.

2 - In Krisenzeiten zeigt sich, wie gut man als Team funktioniert

Dass wir als Team bei StudyHelp gut funktionieren war mir schon immer klar. Dass wir allerdings auf solch eine Zerreißprobe gestellt werden, konnte keiner ahnen. Im Laufe des Freitags kristallisierte sich immer mehr heraus, dass wir unsere Kurse für das kommende Wochenende nicht wie geplant vor Ort stattfinden lassen können. Zum Einen, weil angemietete Räumlichkeiten uns bereits abgesagt haben, zum Anderen, weil einige Städte schon Veranstaltungssperren veranlasst hatten. Natürlich wollten wir auch möglichst den Empfehlungen des RKI und den Behörden entsprechen, um die Ausbreitung von COVID-19 einzudämmen.

Deswegen haben wir uns dann kurzfristig entschieden, alle Kurse, bei denen es möglich war, als Online Webinar durchzuführen. Das bedeutete für uns die ganze Orga des letzten Jahres über den Haufen zu werfen und innerhalb von 24h unser Produkt den neuen Gegebenheiten anzupassen. Zum Glück hatten wir schon an anderer Stelle das Konzept mit Webinaren getestet und konnten daraus einige Learnings ziehen. Dennoch fühlte es sich so ein bisschen wie der erste Schultag an - ein Gefühl bei dem man nicht so recht weiß, was einen erwartet.

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Fast pünktlich konnten wir dann zusammen mit hunderten Teilnehmern am Samstag mit unseren Webinaren starten. All das war nur durch ein Team möglich, in dem jeder genau wusste, welche Aufgaben er/sie zu übernehmen hatte. Ich bin wahnsinnig stolz darauf, was mein Team da in den letzten Tagen alles geschafft hat. Dass Arbeitnehmer ihr ganzes Wochenende für das Wohl der Firma opfern, ist nicht selbstverständlich, was mir zeigt, dass das Team mit Leidenschaft an unserem Ziel, Andere durch Wissen erfolgreicher zu machen, arbeitet.

3 - Menschen stehen in schweren Zeiten zusammen

Meine größte Sorge der letzten Tage galt aber unseren Schülern, denen wir in den letzten Monaten versprochen hatten, dass wir sie bei ihrer Abiturvorbereitung nicht im Stich lassen werden.

Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass Abiturienten zu uns kommen, weil sie in unseren Kursen vor Ort mit unseren Coaches einen Motivator an die Seite gestellt bekommen, der ihnen jederzeit die Möglichkeiten für Rückfragen gibt. Wie dieses besondere Konzept in einer Online Variante funktionieren würde, konnten wir zu diesem Zeitpunkt schlecht einschätzen.

Umso glücklicher war ich dann über das Feedback vieler Schüler und Eltern, die einfach dankbar waren, dass wir sie nicht im Stich gelassen haben und unsere Vorbereitung Online stattfinden konnte. Dieses Feedback ist der ultimative Ansporn für uns, in den nächsten Tagen und Wochen noch härter zu arbeiten und die Möglichkeiten der Technik voll auszuschöpfen, um das gewisse Etwas unserer Events auch weiterhin zu transportieren.

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4 - Manchmal muss man auch als analytischer Mensch auf seinen Bauch vertrauen

Vor ca. 3 Wochen habe ich zu meinen Mitgründern Carlo und Daniel gesagt: “Jungs - ich hab da so ein Gefühl. Sollen wir nicht noch unseren Mathe Abi Intensivkurs als Onlinekurs anbieten?” Da wir bei StudyHelp alle Macher sind, kam dann auch das erwartete “Okay” recht schnell zurück. Eigentlich überhaupt komisch, dass ich es vorgeschlagen habe, da es für mich als analytischer Mensch ein Unterfangen war, was weder in der vorgegeben Zeit zu schaffen, noch wirtschaftlich sinnvoll erschien. 

Nichtsdestotrotz sind wir das Vorhaben, den Online Vorbereitungskurs zu bauen, direkt angegangen und viele Nachtschichten später haben wir es letzte Woche schaffen können, den Kurs zu launchen. Im Kurs wird das ganze Wissen der Oberstufe in verständlichen Erklärungen, über 300 Lernvideos und Aufgaben mit ausführlichen Videolösungen gebündelt abgebildet.

Rückblickend bin ich unfassbar froh, dass ich in dieser Situation auf mein Bauchgefühl vertraut habe, da wir so ohne Probleme den Switch von Offline auf Online machen konnten. Bedeutet konkret, dass unsere Kursteilnehmer Zugang zum Onlinekurs bekommen, wir ihn aber auch allen anderen Abiturienten anbieten werden

5 - Krisen sorgen für Veränderung

Dass diese Krise uns alle betrifft, dürfte uns mittlerweile bewusst sein - ebenso die vielen negativen Dinge, die mit ihr einhergehen. Ich sehe es aber durchaus auch als Chance für Veränderung. Besonders im Bildungsbereich blicken wir in Deutschland auf viel Skepsis und eingestaubte Strukturen. Dabei gibt es viele gute Ideen und motivierte Gründer.

Ich spüre, dass diese Krise der Startschuss für eine neue Bildungsrevolution in Deutschland ist - und zwar in der Form, dass Lehrer, Schüler und die Regierung zusammen mit jungen & wilden Gründern den Umbruch in das digitale Zeitalter schaffen. Schon nach wenigen Tagen merke ich eine zunehmende Akzeptanz gegenüber digitalen Lerninhalten, neuen Apps und Kooperationen zwischen staatlichen und privaten Bildungseinrichtungen. Denn schließlich ist es unser aller Ziel, den Schülern und Studenten die bestmögliche Bildung zu ermöglichen.

Ich bleibe auf jeden Fall gespannt, wie sich die Situation entwickeln wird.

Abschließend bleibt nur eins zu sagen: „Lasst uns in den nächsten Woche alle füreinander da sein.“ - ich für meinen Teil freue mich zu helfen, wo ich kann.




Basti Bangert

Entrepreneur. Founder. Owner. Startup Enthusiast. Futurist.

4 Jahre

Super guter Job! Respekt und Hut ab.

Maximilian Fleitmann

🎨 Design-as-a-Service @ Magic Design | 🏰 Co-Founder @ Wizard Ventures ► Building an Internet Holding

4 Jahre
Clemens Bauer

Senior Consultant | Spezialisiert auf Unternehmensberatung, Projekt- und Produktmanagement & Visual Thinking

4 Jahre

Tolle Reflexion auf das was ihr geschafft habt und wo es euch weiter treibt. Gerade Online Lernplattformen werden profitieren und digitales Lernen wird schneller Einzug halten, als bisher geplant.

Sean Gossler

Let's create something that matters.

4 Jahre

Freut mich sehr!

Maximilian Mayr

Head of Operations @ Peter Park

4 Jahre

Spannender Artikel!

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