Mentoring als strategisches Instrument
"Ich wäre heute nicht die Person, die ich bin, wenn Menschen sich nicht in mich investiert hätten."
Weil "klassische" Seminare und formalisierte Qualifizierungsprozesse nur ein Teil des Wissens, das Mitarbeiter für effektive und produktive Arbeit benötigen, vermitteln können, und weil der Inhalt eines Seminares meist nicht ausreichend auf den Bereich fokusiert, in dem sich ein Mitarbeiter weiterentwickeln möchte, spielen Methoden wie Mentoring eine immer wichtigere Rolle in der strategischen und nachhaltigen Personalentwicklung. Mentoring ist vielfältig einsetzbar und unterstützt die Personalentwicklung beim gezielten Aufbau von Fach- und Führungskräften sowie bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter im Unternehmen.
Mögliche Hemmnisse und "Stolpersteine" können sich durch "politische" Prozesse innerhalb des Unternehmens oder im Tandem ergeben. Die Teilnehmer sollten dem Mentoring gegenüber offen und positiveingestellt sein. Es ist darauf zu achten, dass potentielle Hierarchiekonflikte im Vorfeld berücksichtigt werden.
Beispielsweise darf der Mentor seine eigene Position im Unternehmen nicht durch den Mentee gefährdet sehen ("Warum soll ich dem Aufsteiger dabei helfen meinen Job zu übernehmen"). Auch die mögliche Situation, dass der Mentee im Laufe der Zeit hierarchisch über den Mentor gestellt werden kann, beinhaltet Konfliktpotential. Daher empfiehlt es sich, bereits bei Auswahl der Teilnehmer und der Zusammenstellung der Tandems (Matching) auf denkbare Konflikte zu achten.
Fördernd für einen guten Kompetenztransfer ist eine offene Fragekultur. Der Mentee sollte keine Ängste haben, viele Fragen zu stellen. Der Mentor kann dem Mentee durch Offenheit und persönlicher Zuwendung diesbezüglich positive Signale senden. Auch der Umfang der Informationen des Mentors sollte angemessen portioniert sein. Es hat sich gezeigt, dass zu große Informationspakete vom Mentee nicht verarbeitet werden können. Ausreichende Zeit für die Treffen wirken sich ebenfalls positiv auf die Austauschbeziehung aus. Zu wenig Zeit erzeugt Stress und erschwert zudem den Aufbau einer Vertrauensbeziehung.
“I think mentors are important and I don’t think anybody makes it in the world without some form of mentorship. Nobody makes it alone. Nobody has made it alone. And we are all mentors to people even when we don’t know it.”
...Offenheit, Respekt, Vertrauen und die gegenseitige Bestärkung des Anderen Prägen die Mentor-Mentee Beziehung. Intensive Auseinandersetzung mit sich und der Materie sowie das selbstständige Ausprobieren und der direkte Austausch, bieten eine lern- und kompetenzfördernde Umgebung.
Die Durchführung eines unternehmensübergreifenden Mentoringprogramms hat für die teilnehmenden Unternehmen den Vorteil, dass die Last der Organisation auf verschiedene Schultern verteilt werden kann. Trotzdem ist dabei ein Erfolgskriterium, dass es eine zentrale Koordinationsstelle gibt, die die Fäden in den Händen hält.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Konzeption, Durchführung, Begleitung und Bewertung eines Mentoringprogramms mit einem - wenn auch überschaubaren - personellen Aufwand verbunden ist, den ein kleines Unternehmen allein vermutlich nicht schultern will oder kann. Daher macht es gerade auf der Ebene kleiner Unternehmen Sinn, gemeinsame Mentoringprogramme ins Leben zu rufen, die gegebenenfalls von einer externen Stelle koordiniert werden.
Gerade vor dem Hintergrund der zunehmend geforderten Flexibilität von Unternehmen, die sich beispielsweise in unternehmensübergreifenden Kooperationen niederschlägt, ist das, was Teilnehmer aus solchen Programmen mitnehmen können, auf einer anderen Ebene "Gold wert" und nur in seltenen Fällen durch traditionelle Seminare zu vermitteln.
Der Begriff des Mentors als einem "Ratgeber" geht auf die griechische Mythologie zurück: Mentor hieß der Freund Odysseus, der für dessen Sohn Telemach während der Abwesenheit des Vaters als Erzieher fungierte.
Mentoring ist an sich nichts Neues und wird seit vielen Jahren praktiziert - allerdings oft unbewusst oder unter einem anderen Etikett. Neu ist dass man Mentoring in den letzten Jahren als eine nutztbringende Mehode der Personalentwicklung (wieder-) entdeckt hat, entsprechend würdigt und in Entwicklungsprogramme einbindet.
"It is less about telling someone what to do and more about empowering the mentee to make their own decisions..."