Mit der Nachhaltigkeit ist es wie mit den Wiener Fahrradwegen. Bei jeder zweiten Kreuzung – und vor allem wenn es schwierig wird – ist Ende.
Freibanker Veranstaltung im Presseclub Concordia, 2.10.2018
Wirkung! Wirklich? Banken zwischen Nachhaltigkeits-Blabla und echter Verantwortung.
Wenn es um konkrete Nachhaltigkeitsinitiativen geht – in Banken, aber auch generell – ist das wie mit einem Fahrradweg, der bis zur kritischen Kreuzung führt, und dann plötzlich zu Ende ist. Ein Stopp, wenn es schwierig wird, …. Und so ist es auch bei der Nachhaltigkeit. Dieses anschauliche Bild zeichnet Prof. Helga Kromp-Kolb am Panel der Veranstaltung „Wirkung! Wirklich? Banken zwischen Nachhaltigkeits-Blabla und echter Verantwortung“.
Die Diskussion hat zwar weitestgehend bekannte Argumente in’s Treffen geführt, wurde aber dennoch spannend und kurzweilig geführt. Interessant war es aus dem Mund der WWF-Repräsentantin zu hören, das Geld nicht per se schlecht ist, das es jedoch wichtig ist nachhaltige Produkte anzubieten und damit Finanzströme entsprechend zu steuern.
Erste Bank-Vorstand Cernko weist auf das Wachstum von nachhaltigen Fonds hin: von EUR 200 Millionen in 2005 auf über EUR 4 Milliarden in 2017 allein bei der Erste Bank-Fondsgesellschaft „Sparinvest“. Dennoch sind in Österreich grade einmal 6,3% der Fonds nachhaltig investiert. Das ist in einem reichen Land nicht wirklich viel, außerdem zählen Fonds nach wie vor nicht zu den gängigen Anlageprodukten für die meisten Kunden/innen. Trotz erster Erfolge also noch a long way to go.
Einig ist man sich, dass es mehr Green Finance Bildung braucht: für Kund/innen aber vor allem auch Bankberater/innen. Schließlich braucht es auch ein entsprechendes Angebot von ethischen Finanzprodukten – davon gibt es ja schon einige, aber nicht immer werden sie aktiv angeboten, und natürlich kaum nachgefragt. Allerdings nicht aus mangelnden Interesse, sondern aus Unkenntnis, was es denn so alles gibt an grünen Finanzprodukten. Steuerliche Incentivierungen helfen auch immer, um eine bestimmte Produktgruppe prominent hervorzuheben. Und schließlich braucht es zukunftsorientierte Akzente bei der Bankenregulierung, also nicht mehr, sondern die richtigen Regelwerke, meint nicht nur WKÖ-Präsident Mahrer.
Das Panel
Harald Mahrer, WKÖ-Präsident
Willibald Cernko, Erste Bank-Vorstandsmitglied
Helga Kromp-Kolb, Universitätsprofessorin an der Boku Wien
Fred Luks, Kompetenzzentrum WU Wien
Hanna Simons, WWF Österreich
Moderation: Wolfgang Wainig, Freibanker