Mit KI ab in die Dystopie? 5 Ideen für eine positive Zukunftsgestaltung
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Mit KI ab in die Dystopie? 5 Ideen für eine positive Zukunftsgestaltung

Wir brauchen keine Kristallkugel, um zu sehen, dass die digitale Revolution und mit ihr der Siegeszug von #KI und #MachineLearning unser Leben nachhaltig verändern werden. Die konkreten Auswirkungen auf die Gesellschaft lassen sich allerdings erst erahnen. Und trotzdem bestimmen aktuell fast ausschließlich Akteure außerhalb Europas die Entwicklung und entziehen uns damit wichtige Gestaltungsmöglichkeiten. Was aber können wir dagegen tun? Darum dreht sich Teil II meiner Mini-Serie zum Thema KI.

In meinem letzten Artikel hatte ich darüber geschrieben, dass sich die Europäer einig sind, dass Eile geboten ist, wenn wir nicht China bestimmen lassen wollen, wie unsere Zukunft aussieht – und wir möglicherweise in einer der zahlreichen Dystopien landen, die auf Netflix, Amazon Prime & Co gerade so beliebt sind. Eine große Hürde auf dem Weg zu einem europäischen Gegengewicht in Sachen KI-Entwicklung und -Einsatz ist das gesellschaftliche Akzeptanzproblem, das Künstliche Intelligenz hat. Diskussionen zum Thema kommen schnell zum Schluss, dass es sich nur durch einen öffentlichen Diskurs lösen lässt, der auf Empathie beruht und die Bedenken der Menschen aufgreift, statt sie zu ignorieren. Dabei sind Unternehmen – leider, muss man sagen – auf die Unterstützung der Medien angewiesen.

Auf die Medien kann man nur bedingt zählen

Denn das Thema KI ist emotional aufgeladen und viele Medien neigen dazu, dem Prinzip „only bad news are good news“ zu folgen, also zielsicher aus den vielen möglichen Zukunftsszenarien die Dystopien für die Berichterstattung zu wählen.

Medienpsychologisch liegen die Redaktionen mit dieser Entscheidung zwar richtig, wenn es um Reichweite geht. Aber ich stelle zur Diskussion, dass sie damit ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nur teilweise gerecht werden. Medienvertreter geben das im Gespräch zu, haben aber aktuell keine zündende (und gewinnbringende) Idee, wie sich das schnell ändern lässt. Übrigens eine Frage, die dem Thema „Science Fiction im Journalismus“ Aufmerksamkeit verleihen könnte. Dem widmet sich aktuell beispielsweise Johannes Klingebiel bei der Süddeutschen Zeitung. Aber das nur am Rande.

Wie also schaffen es Unternehmen und Organisationen, die KI selbst entwickeln oder Digitalisierungsprojekte umsetzen wollen und müssen, den Teufelskreis zu durchbrechen und die Diskussion, wenn nicht positiv, so doch neutral zu gestalten? Eine wichtige Erkenntnis scheint sich zumindest bei den CIOs bereits durchgesetzt zu haben: „Für den Erfolg der Digitalisierung scheinen Menschen wichtiger zu sein als Technologien“, fasst Gunnar Sohn die Ergebnissen einer aktuellen Capgemini-Umfrage zusammen.

In 5 Schritten raus aus dem Teufelskreis

Hier sind einige Ideen, die sich aus äußerst regen und kontroversen Diskussionen ergeben haben.

  1. Wer die Kommunikation als Stabstelle ab Stunde Eins in alle Überlegungen und Projekte einbindet, kann frühzeitig Stolpersteine identifizieren und eine entsprechende Kommunikationsstrategie entwickeln. In vielen Unternehmen heißt es für die Kommunikation aktuell „unter ferner liefen“.
  2. Wer Visionen entwickelt und Positives wie Negatives öffentlich diskutiert, sorgt für ein Gefühl der Teilhabe, da er so die Weiterentwicklung der Gesellschaft in den Mittelpunkt stellt – und nicht sein wirtschaftliches Interesse. Selbstverständlich muss man auch darauf vorbereitet sein, kritische Diskussionen zu führen und mit (kommunikativen) Rückschlägen umzugehen.
  3. Wer mit Markforschung nicht nur den Bedarf evaluiert, sondern gleichzeitig Bedenken potenzieller Kunden und Nutzer abfragt und in seine Entscheidungen einfließen lässt, regt den Diskurs an und legt die Grundlagen für den späteren Erfolg.
  4. Wer die interne Kommunikation umstellt und jedes KI- oder Digitalisierungsprojekt als langjährigen Change-Prozess auffasst, kann seine Belegschaft zu Verbündeten bei der Transformation des Unternehmens (und letztlich der Gesellschaft) machen, statt zu Gegnern. Ziehen alle an einem Strang, ist der Weg zum Erfolg deutlich kürzer.
  5. Wer es schafft, sein Sendungsbewusstsein im Zaum zu halten und so zu kommunizieren, dass Skeptiker den Nutzen der Digitalisierung selbst erkennen und nicht mehr nur die Gefahren sehen, gewinnt. Um es mit Winston Churchill zu sagen: „Die meisten Menschen sind bereit zu lernen, aber nur die wenigsten, sich belehren zu lassen.“

Kommunikatoren aufgepasst

Aber nicht nur Unternehmen müssen umdenken, auch Kommunikatoren müssen ihr Selbstverständnis und ihre Qualifikationen überprüfen. Denn die Digitalisierung in all ihren Ausprägungen geht uns alle an – nicht nur die Nerd-Kollegen aus der Technologiebranche. Mehr denn je verschmelzen die Disziplinen, die Kommunikation nimmt eine zentrale, strategische Rolle bei der Unternehmensführung ein. Für Agenturen bedeutet dies auch die direkte Konkurrenz mit den Unternehmensberatungen. Wer sich „Strategieberatung“ auf die Fahne schreibt, muss aber nicht nur den Draht zum Management haben, Unternehmensprozesse verstehen und alle Kommunikationsdisziplinen beherrschen, sondern Neugier und Verständnis für Technologie mitbringen. Das traditionelle Silodenken der PR-Agenturen funktioniert nicht und kreativ sein allein reicht nicht mehr. Eventuell sitzen an dieser Stelle die Accentures dieser Welt dann doch am längeren Hebel.

Viktor Deleski

Lerne lieber lebenslänglich. Trainer, Moderator, Marketingmanager. Unterstütze den Wissenstransfer aus der Forschung in die Wirtschaft. Ein Tag, an dem ich nichts neues gelernt habe, ist ein verlorener Tag.

6 Jahre

Als Unternehmen muss man doch nicht auf die Medien hören ;-) KI ist halt nicht gleich KI wie auch Digitalisierung ein viel zu breiter Begriff ist. An Lösungen für Machine Learning und cognitive Internet wird gearbeitet und sie werden für Car2X-Anwendung sicher gut sein. KI als Roboter, die uns die Arbeit wegnehmen sind gefürchtet. Es braucht beim Thema KI wie bei allen Technologie-Trends derzeit vor einer Akzeptanzdiskussion eine Aufklärungskampagne, damit jeder versteht, was das ist und welchen Nutzen das hat. Auch über die Gefahren muss man sprechen. Singularität und SkyNet sind immerhin gerade mal 30 Jahre entfernt ;-)

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