Mit strategischem Denken auf der Überholspur
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Mit strategischem Denken auf der Überholspur

Wer in diesen turbulenten Zeiten ein Unternehmen führen will, muss zum strategischen Denker werden. Vorstände, Aufsichtsräte, Gesellschafter setzen immer häufiger auf Führungskräfte mit strategischer Kompetenz, um ihr Unternehmen durch unruhige Gewässer zu manövrieren – Gewässer, in denen heute jeder Betrieb bestehen muss. Als solider Manager können Sie es zwar weit bringen, aber bis ganz nach oben kommen Sie künftig nur mit strategischem Denken. Wenn das noch nicht zu Ihren Stärken gehört, hier die gute Nachricht: Diese Fähigkeit ist erlernbar.

Wenn Sie 50 Manager danach befragen, was sie unter strategischem Denken verstehen, werden die meisten von ihnen sinngemäß antworten „Ich erkenne es, wenn ich es sehe“. Allen ist zwar klar, dass wir über eine unabdingbare Fähigkeit des Managements sprechen, doch die meisten sind eher operativ ausgerichtet und alle ihre weiteren Aussagen zum Thema Strategie werden dann ziemlich schwammig. Für die einen ist strategisches Denken, große Mengen von Informationen aufzunehmen und das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen. Für andere ist es die Fähigkeit, Züge und Gegenzüge zu durchdenken. Und wieder andere meinen, das Indiz sei, wenn man eine Zukunftsvision hat.

Ein Blick zurück

Wer sich für Geschichte interessiert, weiß: Der Generalmajor und Militärwissenschaftler Carl von Clausewitz (1780 – 1831) gilt als einer der bedeutendsten strategischen Denker. Heute ist der preußische Visionär so aktuell wie nie zuvor. Die Parallelen zwischen der fundamentalen Umbruchsituation seiner Zeit und den rasanten Veränderungen des 21. Jahrhunderts sind unübersehbar. Clausewitz entwickelte keine Lehre mit festen Regeln, die nur im Krieg Anwendung finden, sondern bot kluge Wege des Denkens, wie man in unsicheren Zeiten strategische Entscheidungen fällen kann. Von ihm lernen wir:

Strategisches Denken setzt sich aus einer Reihe von Kernkompetenzen zusammen, mit denen Führungskräfte potenzielle Chancen und Risiken erkennen, Prioritäten festlegen und kreativ über viele Zukunftsszenarien nachdenken. Mehr noch: Am Ende ihrer Gedankenkette berücksichtigen sie auch die Umsetzung und Nebenwirkungen ihrer Entscheidungen.

Ein Beispiel aus der Praxis: Stellen Sie sich vor, Sie sind General Manger eines großen Hotels oder Geschäftsführer eines Bauunternehmens. Sie müssen in der Lage sein, sich ihre Zeit gut einzuteilen und mit Ihren Führungskräften an der strategischen Planung und Ausrichtung arbeiten. Es gilt, sich nicht in den alltäglichen Aufgaben zu verzetteln, sondern einen Schritt zurückzutreten und das große Ganze zu betrachten. Erfolgreiche Strategen berichten mir, dass sie sich dabei zur „60 – 20 – 20 – Regel“ disziplinieren: Zu 60 Prozent befassen sie sich mit sogenannten „Überlebensstrategien“ (Wie gestalten wir das derzeitige Geschäft erfolgreicher?), 20 Prozent widmen sie der „Expansion“ (Wie können wir weiter wachsen?) und weitere 20 Prozent konzentrieren sich auf die erforderliche „Transformation“ (Wie müssen wir uns, unsere Prozesse, künftige Ausrichtung verändern?). So stellen Sie sicher, dass Ihre Organisation eine erfolgreiche Strategie entwickeln und umsetzen kann.

Mit strategischer Führung in die Pole Position

Der bekannte Management-Denker Fredmund Malik predigt schon seit vielen Jahren: „Die heutigen Herausforderungen können wir nicht mit herkömmlichen Mitteln meistern“. Viele Führungskräfte hätten verstanden, dass eine neue Art von Management erforderlich ist – mit strategischem Denken, neuen Praktiken, Methoden, Tools. Doch sie klammern nach wie vor an den alten Prozessen und Verhaltensweisen – mit einem Fokus auf das operative Geschäft.

Hier kann strategische Führung helfen. Sie ist die treibende Kraft im Unternehmen, sich einem komplexen Szenario anzupassen und erfolgreich zu sein. Sie fördert ein Umfeld, das Wachstum und Entwicklung für alle Beteiligten ermöglicht. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Fähigkeit der Führungskraft, die Zukunft vorauszusehen und zu planen. Sie berücksichtigt verschiedene Faktoren (Analyse von Zahlen, Daten, Fakten – nicht Infos „Vom Hören-Sagen“) wie Branchentrends, technologische Fortschritte oder Aktivitäten der Konkurrenz. Das schließt einen ständigen Blick auf das Business und das Sammeln, Bewerten dieser Erkenntnisse ein.

Starke strategische Führungskräfte können die Arbeitsmoral, die Arbeitszufriedenheit und das Engagement der Mitarbeiter steigern, indem sie sich aufrichtig und ernsthaft für ihr Wohlbefinden interessieren. Sie zeichnen sich außerdem dadurch aus, dass sie ihr Team inspirieren, eine klare und überzeugende Vision formulieren und ihre Leute auf ein gemeinsames Ziel ausrichten. Sie sind in der Lage, die individuellen Talente und Stärken ihrer Leute zu erkennen, zu fördern und durch kontinuierliches Lernen eine Wachstumsatmosphäre zu schaffen. Sie setzen klug die Prioritäten. Das gibt Orientierung und initiiert Engagement. Und das wiederum fördert eine Kultur der Zusammenarbeit, der gemeinsamen Verantwortung, in der die Mitarbeiter in der Lage sind, ihr Bestes zu geben, um die Ziele des Unternehmens zu erreichen. Strategische Führung ist hier unabdingbar verbunden mit dem ausgeprägten Gespür für die Bedürfnisse, Talente und Fähigkeiten des Teams. Weil sie dabei den Status Quo konsequent hinterfragen und Mitarbeiter dazu anregen, kreativ und kritisch zu denken, entsteht eine Unternehmenskultur, in der kontinuierliche Verbesserung und Innovation plötzlich einen höheren Stellenwert bekommen. Durch diese Art der Führung kann das Unternehmen mit den rasanten Weiterentwicklungen der Branche Schritt halten oder sogar zum Vorreiter werden.

Wie entwickle ich meine strategische Kompetenzen?

Wer sich selbst ehrlich eingesteht, bisher wenig strategische Fähigkeiten zu besitzen, kann sich an folgenden Tipps orientieren, um zu einer effektiven strategischen Führungskraft zu werden:

  • Von anderen lernen: Suchen Sie in Ihrem Umfeld nach erfolgreichen Top Führungskräften. Analysieren Sie ihre Techniken, Strategien, Arbeitsweisen, Entscheidungsprozesse, um Einblicke in effektive strategische Führung zu erhalten.
  • Informationen sammeln: Analysieren Sie Branchentrends, technologische Fortschritte, Aktivitäten des Wettbewerbs. Hören Sie auf die echten Insider Ihrer Branche, nicht die selbsternannten „Experten“. So stellen Sie sicher, dass Ihr Betrieb konkurrenzfähig bleibt und für den künftigen Erfolg gut aufgestellt ist.
  • Beziehungen aufbauen: Ein gutes und belastbares Netzwerk zu Mitarbeitern, Kollegen, Führungskräften ist für strategische Manager extrem wichtig. Gehen Sie aktiv auf andere zu, suchen den Dialog, stellen gute Fachfragen. Hören Sie aufmerksam zu, wenn sich echte Fachleute unterhalten. Hinterfragen Sie deren Erfolge: Nicht allein die Betriebsergebnisse (höher, schneller, weiter) sind wichtig, sondern die Wege und Arbeitsweisen, wie sie sie erreicht haben. So bauen Sie Ihre zwischenmenschlichen und kommunikativen Kompetenzen aus und fördern Vertrauen, Zusammenarbeit und suchen nach Gemeinsamkeiten.
  • Eigenes strategisches Denken „wagen“: Analysieren Sie die Stärken, Schwächen, Chancen, Gefahren (SWOT) Ihres Unternehmens und überlegen, wie sich die verschiedenen Faktoren auf die langfristigen Ziele auswirken könnten. Formulieren Sie diese Gedanken schriftlich.
  • Feedback einholen: Bitten Sie regelmäßig um Feedback von Kollegen, Vorgesetzten und Mitarbeitern, um Verbesserungsmöglichkeiten zu ermitteln und wertvolle Rückmeldungen zu Ihrem Führungsstil und Ihrer Effektivität zu gewinnen. Suchen Sie den objektiven Rat von ausgewiesenen Fachleuten.
  • Mutig Herausforderungen annehmen: Suchen Sie aktiv nach Führungsaufgaben und Erfahrungen, die eine Herausforderung und Chancen für Wachstum darstellen. Nur Mut! Sie werden Ihre strategischen Kompetenzen steigern.
  • Innovationen fördern: Treiben Sie Innovationen im Unternehmen voran, fördern Sie den - für viele unbequemen - Transformationsprozess durch Ihren aktiven Beitrag indem Sie Ihr Team dafür begeistern.

Ich denke, wir sind uns einig: Neue Manager braucht das Land. Auf den heutigen wettbewerbsorientierten und sich rasch entwickelnden Märkten ist strategische Führung ein wesentliches Asset von Managern, die an die Spitze wollen. Wer in seine strategischen Führungskompetenzen investiert, kann die Herausforderungen der Zukunft effektiver meistern, Chancen nutzen und dafür sorgen, dass sein Unternehmen die langfristigen Ziele erreicht.

Autor

Albrecht von Bonin

VON BONIN + PARTNER Personalberatung

www.von-bonin.de

avb Management Consulting

www.avb-consulting.de

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