Mythos Erfolg
Erfolg ist ein Gefühl – Erfolg kann man nicht messen. Oder doch? Erfolg macht glücklich - oder nicht?
Ist Erfolg einheitlich zu beschreiben? Woher wissen wir, dass unsere Firma Erfolg hat? Woher, dass unser Handeln von Erfolg gekrönt war? Gibt es eine Formel, eine Gleichung, die Erfolg unbestechlich beschreibt und gesamtheitlich einordnet?
Wer oder was entscheidet darüber, ob wir etwas geschafft oder versagt haben?
Erfolg = Zielerreichung?
Diese Gleichung bedeutet nichts anderes als den Erfolg an der Erfüllung eines Ziels zu messen. Umso mehr wir das Ziel übertreffen, desto höher also der Erfolg. Was jedoch, wenn das Ziel von vornherein zu hoch und damit das Scheitern vorprogrammiert war? Haben wir dann versagt? Was, wenn das Ziel zu niedrig und damit wenig Anstrengung von Nöten war? Haben wir dann vorab untertrieben und uns in die Tasche gelogen? Was, wenn veränderte Rahmenbedingungen das Ergebnis nicht erreichen ließen und die Vorgabe unterschritten wurde? Haben wir dann nicht genügend um eine Anpassung der Vorgabe gerungen? Haben wir gar zu wenig Leidenschaft aufgebracht, um das Unmögliche zu erreichen? Wann haben oder fühlen wir den wirklichen Erfolg? Wann glauben wir versagt zu haben?
Erwartung minus Realität = Glück oder Leid
Der Sport macht es deutlich: „Ich bin angetreten, um Erster zu werden, nun bin ich enttäuscht nur Dritter geworden zu sein“ LEID! „Mein Ziel waren die Top 10 – nun bin ich Dritter geworden und kann mein GLÜCK kaum fassen.“
Die gleiche Platzierung kann völlig gegenteilige Gefühle erzeugen. Nur ist dabei die Leistung nicht das Problem, sondern das Verhältnis der Erwartung zur Realität. Der DAX mit seinen Unternehmen zeigt es täglich. Die Börse reagiert lediglich auf dieses Verhältnis und vernachlässigt zum Teil sträflich die harten betriebswirtschaftlichen Fakten. Wie kann der Kurs steigen, wenn lediglich der Verlust geringer ist als vorher angenommen? Warum sinken Kurse, obwohl der Gewinn höher ist als im Vorjahr?
Erfolg ist nur ein Gefühl – Zielerreichung ist nur Zielerreichung
Wie kommt es, dass viele Firmen, fernab von der Insolvenz, das berühmte Cost Cutting auf dem Rücken ihrer Mitarbeiter/innen und deren Entwicklungen durchziehen, nur weil der Gewinn nicht der Erwartung der Shareholder entspricht? Was brauchen Manager/innen, um ein gutes, nachhaltiges Gefühl von Erfolg zu verspüren? Lara Keromosemito, Führungskräftetrainerin, hat es wie folgt beschrieben: „Ich fragte viele Manager, was das Belastende wäre, wenn im schlimmsten Fall das Unternehmen insolvent ginge. Niemand antwortete mit „Dann hätten wir das Ziel verfehlt“. Sie sagten vielmehr versagt, beziehungsweise es nicht geschafft zu haben. Nicht gut genug gewesen zu sein, würde sich sehr schlecht anfühlen und sie zum Versager machen. Während im Falle des Erfolgs, was immer dies auch sei, der Genuss nur von kurzer Dauer wäre, da das Erreichte von heute der Standard von morgen sei. Die Erwartung steigt sofort wieder nach oben!
Wir arbeiten stetig daran, irgendwann zu leiden
Die Spirale des immer „höher und weiter“ endet zwangsläufig. Irgendwann kommen wir an den Punkt, an dem wir leiden, weil wir unseren Erwartungen nicht mehr gerecht werden (können). Sei es, weil sich die Märkte verändern, die Konkurrenz mal die Nase vorn hat oder weil sogar wir selbst an unsere Grenzen stoßen. Was dann? Sabbatical oder Krankheit?
Auf keinem Grabstein steht: Hier liegt jemand, der keinen Erfolg hatte
Nichts und Niemand kann Erfolg programmieren oder erzwingen. Und dennoch versuchen wir es immer wieder, indem wir meist reflexartig den Druck erhöhen, wenn sich das Gefühl der Zielgefährdung einstellt. Erst stressen wir uns, dann die Kollegen/innen, am Ende bekommt es auch die Familie zu spüren. Mit „mehr Gummi auf die Straße bringen“ oder mehr Überstunden schaffen es die Wenigsten. Oft ist genau das Gegenteil das Richtige: Erstmal durchatmen, den Druck rausnehmen, eine Pause machen. Anstelle Angst zu verbreiten und damit auch das Umfeld zu demotivieren, könnte die Achtsamkeit zu uns und anderen ein Rezept für mehr Leichtigkeit sein. Von Controllern dominierte Firmen fällt gerade dieser Schritt meist unheimlich schwer. Selbst im Falle des Erfolgs fühlen die Mitarbeiter/innen den Erfolg nicht immer wirklich. Vielmehr macht sich Erschöpfung breit. Und wenn dann auch noch die monetäre Wertschätzung ausbleibt, sind sogar Kündigungen von verdienten Menschen die Folge.
Erfolg = (mehr) Geld?
Wann verstehen wir, dass uns weder Erfolg noch Zielerreichung oder mehr Profit im Unternehmen zu glücklicheren Menschen macht? Wohlgemerkt bei allem Verständnis für die „Needs“ von Unternehmen im globalen Wettbewerb. Ich meine nur, dass es Sinn macht, sich über den stressbehafteten, energie- und zeitraubenden Weg Erfolg erzwingen zu wollen, seine eigenen Gedanken zu machen. Denn letztlich verfolgen Viele den Erfolg nur um (noch) mehr Geld zu verdienen. Das „Easterlein Pardox“ besagt jedoch zusammengefasst: Mehr Reichtum führt nicht zu mehr Lebenszufriedenheit, außer wenn es um das Existenzminimum geht.
Erfolgsstreben hat somit aus meiner Sicht viel mit dem sozialen Vergleich und Geld zu tun. Bin ich besser als wer auch immer? Fühle ich mich damit wertiger? Ab wann sind meine Eltern stolz auf mich?
Und dabei vergessen wir vielleicht, um was es wirklich geht:
Der Mensch. Er opfert seine Gesundheit, um Geld zu verdienen. Wenn er es hat, opfert er es, um wieder gesund zu werden. Und er ist so auf die Zukunft fixiert, dass er vergisst, in der Gegenwart zu genießen. Das Ergebnis ist, dass er weder im Heute, noch im Morgen lebt. Er lebt, als müsse er nie sterben, um irgendwann zu merken, dass er nie richtig gelebt hat. Soweit Dalai Lama …
Wie ist Eure Meinung dazu? Kommentare sind herzlich erwünscht!
In diesem Sinne wünsche ich einen erfolgreichen Tag – was auch immer dies sein möge😊
Euer Thomas Kanschat
Kampagnenmanagerin bei SpotCom GmbH & Co. KG (ANTENNE BAYERN GROUP)
3 JahrePS: wie viel Likes machen deinen Artikel erfolgreich? :)
Kampagnenmanagerin bei SpotCom GmbH & Co. KG (ANTENNE BAYERN GROUP)
3 JahreFind ich richtig und wichtig, das mal von der Seite aus zu sehen. Diesen freeze Moment, den du beschreibst, "Erstmal durchatmen, den Druck rausnehmen, eine Pause machen" müssen wir mutig und fair zu uns selbst viel öfter einfach mal einfordern. Gerade im Home Office, wo wir nicht zu selten vergessen oder es schlicht nicht sehen können, dass der Chef/Kollege/... auch Prios auf seinem Tisch hat, die für sein/ihr Tagesziel und somit Erfolg wichtig sind und Vorrang kriegen.