„N-ERGIE gestaltet die Energiewende - aktiv als Akteur im Verteilnetz“
Thomas Bruch ist Leiter des Teams zur Netzentwicklung für Stromnetze der #Main-Donau Netzgesellschaft www.main-donau-netz.de – ein Unternehmen der N-ERGIE Aktiengesellschaft, in Nürnberg und Leiter des #ETG Arbeitskreises „#Sternpunktbehandlung in Netzen bis 110-kV“. In diesen Funktionen gestaltet er die Zukunftsthemen Dezentralität, Dekarbonisierung und Digitalisierung mit und hat dem #VDE einige Fragen zur Rolle der #N-Ergie bei der Bewältigung der Energiewende beantwortet. N-Ergie ist Partner des ETG Kongress www.etg-kongress.com vom 8.-9. Mai 2019 in Esslingen.
[VDE] Lieber Herr Bruch, das Stromnetz der Main-Donau Netzgesellschaft hat eine Gesamtlänge von ca. 27.000 Kilometer, das Fernwärmenetz ca. 320 Kilometer, das Trinkwassernetz ca. 2.400 km und das Gasnetz ca.4.500 km. Derzeit beschäftigt die Main-Donau Netzgesellschaft mbH rund 330 Mitarbeiter. Als Leiter der Netzentwicklung, Grundsatzfragen Strom kennen Sie sich bestens mit der Versorgung weit über Nürnberg hinaus aus.
[Bruch] Unser Netzgebiet erstreckt sich über große Teile Mittelfrankens sowie über Teile von Unterfranken, Oberbayern, Schwaben und der Oberpfalz. Unser Anspruch ist es, eine sichere und zuverlässige Versorgung für unsere Kunden zur Verfügung zu stellen.
[VDE] Wir haben für unsere Interviews bewusst einen Ort gewählt, der Zukunftsthemen für die #Energiewirtschaft signalisiert: Elektromobilität, Wärmespeicher und vor allem Bauaktivitäten.
[Bruch] Ja, wir sind als Unternehmen der N-ERGIE Aktiengesellschaft an einem Standort platziert, an dem durch ein hocheffizientes #GuD-Kraftwerk, ein #Biomassekraftwerk, einen #Wärmespeicher mit zusätzlichen E-Heizern sowie eine moderne #Ladeinfrastruktur für den Fuhrpark die #Energiewende sichtbar wird.
[VDE] Wie sind Sie zum Thema Energiewende gekommen und was treibt Sie an, weiter daran zu arbeiten?
[Bruch] Bereits während meines Studiums der Elektrotechnik war ich sehr an diesem Thema interessiert und hatte dann als Trainee bei der N-ERGIE Gelegenheit, mich auch beruflich hier einzubringen. Mit dem Engagement bei #VDE/ETG-Arbeitskreisen konnte ich daran dann auch über die Unternehmensgrenze hinaus weiterarbeiten. Das Netzwerk zwischen Herstellern, Industriepartnern, Akteuren aus der Wissenschaft und Netzbetreibern funktioniert hier sehr gut und hilft auch bei themenübergreifenden Fragestellungen. Denn um die zunehmende Komplexität des Netzgeschäfts zu meistern, gilt es, bei Netzkunden und #Kommunen für eine breite Akzeptanz der Energiewende zu werben und die unterschiedlichen Rollen in der Energiewirtschaft aufzuzeigen – nur so werden wir die anvisierten Ziele erreichen können.
[VDE] In letzter Zeit wird viel über die Themen Stromnetzarchitektur und Digitalisierung gesprochen.
[Bruch] Die unerlässliche Weiterentwicklung der Stromnetzstruktur ist maßgeblich davon geprägt, wie die Aspekte der #Versorgungssicherheit behandelt werden: Weder das Netz noch die Digitalisierung erfüllen einen Selbstzweck, sondern dienen dem Ziel einer zuverlässigen und sicheren Versorgung. Dezentrale Erzeugung und die zwingend notwendige konsequentere Einbeziehung der unterschiedlichen Sektoren (Strom, Wärme, Verkehr, Industrie) erfordern leistungsfähige lokale, regionale Strukturen insbesondere in den Verteilnetzen, diese bilden das Rückgrat der Energiewende.
Wir haben als süddeutscher Verteilnetzbetreiber über 51.000 dezentrale Erzeugungsanlagen mit einer Leistung von über 2.300 MW erfolgreich in unser Stromnetz integriert. Bei einer Höchstlast von ca. 1.200 MW wird deutlich, dass die dimensionierungsrelevante Größe in unserm Netzgebiet die dezentrale Erzeugungsleistung ist.
[VDE] Macht die Digitalisierung das Netz intelligent?
[Bruch] Ja, so könnte man das ausdrücken. Die heutigen Möglichkeiten der Digitalisierung ermöglichen die konsequente Weiterentwicklung von Werkzeugen für eine effizientere Netzauslastung. Durch die Anwendung des sog. „#NOVA-Prinzip“ (Anmerkung d. Redaktion: Nova steht für Netzoptimierung, -verstärkung und – ausbau. Laut diesem von den Übertragungsnetzbetreibern im Rahmen der Netzplanung anzuwendenden Prinzip haben Netzoptimierung und Netzverstärkung Vorrang vor dem Ausbau des Stromnetzes.) in allen Spannungsebenen reduziert sich der Netzausbaubedarf erheblich.
[VDE] Welche Rolle spielt bei diesen Planungen die Kollaboration der #Netzbetreiber?
[Bruch] Eine bedarfsgerechte und nachhaltige Architektur des Stromnetzes erfordert eine noch engere Zusammenarbeit der relevanten Netzbetreiber. Bei vielen Themen können wir von den Erfahrungen anderer Netzbetreiber profitieren, aber auch unsere eigenen Erfahrungen in der Branche einbringen, beispielweise bei der Anwendung von regelbare #Ortsnetztransformatoren und dem #Blindleistungsmanagement zur Spannungshaltung. Eine enge Vernetzung der Akteure schafft hier spürbare Mehrgewinne.
[VDE] Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?
[Bruch] Im Netzgeschäft sehe ich als weiterhin größte Herausforderung die Integration der dezentralen Erzeugungsanlagen an, in Bayern wird dies bis auf weiteres vorrangig PV-Anlagen betreffen. Daneben rechnen wir mit einer deutlichen Zunahme von Ladesäulen für Elektromobile, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Raum. Die zunehmende Elektrifizierung des Wärmemarktes wird eine weitere Herausforderung, hier sind sich die führenden Prognosen einig, dass eine signifikante Zunahme z. B. von Wärmepumpen bevorsteht. Neben diesen spezifischen Themen werden wir die notwendigen Prozesse zur Flexibilisierung der Netze und zum Netzengpassmanagement in der Branche schärfen und umsetzen. An Herausforderungen mangelt es also nicht.
[VDE] Wollen Sie noch etwas zum diesjährigen Energie Kongress der Energietechnischen Gesellschaft (ETG) im VDE vom 8.-9. Mai 2019 in Esslingen sagen?
[Bruch] Diese exzellente Fachtagung vermittelt Fachwissen und Best Practice zu den Themen #Sektorkopplung, #E-Mobilität/Netze, #Digitalisierung und Systeme. Ich sehe sie als das Klassentreffen der #Energiebranche und treffe dort Experten, Hersteller, Anwender und Dienstleister.
[VDE] Wir haben den #ETGKongress www.etg-kongress.com unter das Motto „Science meets Business“ gestellt. Zusätzlich zu den Fokusthemen stellen wir große Projekte vor, die als Experimentierfelder (#Reallabore) oder auch als Schaufenster Innovationen von der Wissenschaft in die Anwendung bringen.
[Bruch] Ich bin gespannt, welche neuen Technologien und Geschäftsmodelle Sie uns vorstellen werden und wünsche Ihnen viel Erfolg.
[VDE] Vielen Dank für das Gespräch
Nürnberg, den 26.03.2019
Das Interview führte Dr.-Ing. Christian Groß, VDE e.V.