Nach.Gespürt (35) Wenn Bäume Pilze wären ... von der Fokusbildung
Kennen Sie Kippbilder? Sicherlich, das sind die Bilder, in denen ich etwas anderes sehe als Sie und umgekehrt. Die alte Frau und die junge. Der Geist und das küssende Paar. Brettspiele. Oder eben Bäume und Pilze – große Pilze. Vorsicht, liebe Botanikerinnen und Pflanzenliebhaber. Hier spricht vielleicht gerade die Blinde von der Farbe… aber es könnte halt alles auch ganz anders zu sehen sein. Wie in Kippbildern, in denen man vermeintlich denkt, man hätte gesehen, was es zu sehen gibt. Und dann kommt der andere und sieht das andere und meint, nur das andere wäre gemeint. So wie man selbst ja auch meinte….
Worum es mir geht? Um den Kontrast zwischen Komplexitätsreduktion und Kontingenztilgung. Häh? Was hat das mit Bäumen, Pilzen und Kippbildern zu tun?
Genau, mit Fokusbildung! Wann immer wir einen Fokus setzen, etwas sehen, z.B. den Baum, reduzieren wir Komplexität. Das bunte Farbenspiel im Herbstwald lässt sich in seiner Komplexität erst begreifen, wenn aus bunt Bäume erkannt werden. Aus rotrotgelborangem Eindruck analog also Blätter. Genau so, wie wir es in der beraterischen Arbeit mit Modellen tun: Ob ADKAR, DISG, MBTI, TMS. Ob Still Moving oder Metatheorie. Wir reduzieren damit die Komplexität der Wirklichkeit, um etwas zu verstehen und damit vom Nichtverstehen abzugrenzen. Soweit, so reduziert. Eines hilfreicher als das andere, für den einen, für den anderen, für die Fragestellung, die unseren Erkenntnisprozess leitet. Um uns auszukennen und handlungsfähig zu werden oder es zu bleiben.
Im Abgrenzen des Verstehens vom Nichtverstehen liegt also eine orientierende Notwendigkeit. Und eine Begrenzung. Denn es könnte ja auch ganz anders sein. Wenn wir ein anderes Modell nehmen, einen anderen Scheinwerfer setzen, kommt doch etwas anderes ans Licht, wird etwas anderes verdunkelt. Damit ist also erst einmal etwas wieder weg, ganz oder teilweise. Und das ist wichtig zu sehen, denn wir tilgen potentiell ja auch Kontingenz, also Möglichkeiten.
Vor allem dann, wenn nur noch das eine Licht, das eine Modell Gültigkeit haben soll. Und wieviele Landkarten gibt es aber für 'eine' Landschaft? Für viele unterschiedliche Zwecke, ja besser: für viele unterschiedliche erkenntnisleitende Fragestellungen. Und wieviele damit möglich werdende Fokusbildungen auf ein Themenfeld und jenseits der Beliebigkeit entstehen dann!
Wenn wir nun eine kontingenzerhaltende innere Haltung bewahren, dann kann Komplexität zweckbezogen gelungen reduziert werden. Und auch wieder aufgebaut werden, indem andere Modelle andere Themen ans Licht zu bringen vermögen. Ich denke, dass das für den Umgang mit Widersprüchen und Innovation wichtig ist: Sich die eigene Kontingenzerlaubnis zu erhalten. Spinnert vielleicht. Ganz bewusst.
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Und dann ist klar, dass ein Baum sich abgrenzt vom Wald und von all dem, was Nichtbaum ist. Aber es könnte ja auch ganz anders sein. Man kann mit dem eigenen Blickfeld spielen, weichzeichnen, innerlich zoomen. Und dann könnten für einen Moment Bäume auch Pilze sein…
Genießen Sie das rotbraungelbe Rascheln des Herbstlaubs, den Herbst! Denn den gibt es ja auch nur, weil… aber das ist eine andere Geschichte.
eine gute Zeit wünsche ich Ihnen
Carla Hegeler
einfach reet. leveraging ...
Better change & transformation | beyond average, without forgetting tried & tested | Change über Übliches hinaus, ohne Bewährtes zu vergessen | Transformation realized
3 JahreHallo Carla, da bin ich sehr gespannt und habe gleich Fantasien, um welche Entscheidungen es gehen könnte. Mein Wochenende ist gerettet: da werde ich deinen Beitrag lesen.