Narzisstische Manipulation – Schuldumkehr

Sabine kam vorzeitig nach Hause. Sie wollte ihren Mann überraschen und hatte deshalb nicht angekündigt, dass das Meeting früher beendet wurde. Es standen ein Paar Damenschuhe im Flur, welche definitiv nicht ihr gehörten. Eine erster Hauch von Unsicherheit macht sich in ihr breit. Er wird doch nicht.... denkt sie noch.

Als sie die Wohnzimmertür öffnet, bestätigt sich ihre Befürchtung. Sie erwischt ihren Mann in eindeutiger Pose mit einer anderen Frau.

Sabine hatte es geahnt. Die ganzen Monate schon. Immer wieder Nachrichten von anderen Frauen. Immer wieder so viele Ungereimtheiten, die überhaupt keinen Sinn ergaben.

Das allerschlimmste jedoch... nachdem die Dame das Haus verlassen hatte, war es nicht sie selbst, die ihm Vorwürfe machte, sondern er machte ihr Vorwürfe.

Das sie selbst schuld sei, dass er sich andere Frauen sucht, weil sie es immer noch nicht geschafft hat, die fünf Kilo abzunehmen, damit er sie wieder anziehend fand. Außerdem sei sie ja so wenig da für ihn, weil ihr die Arbeit wichtiger wäre als er. Und überhaupt, weil sie so wenig auf seine Befürfnisse eingeht, braucht er eben noch andere Frauen.

Alltag für Narzissmus Betroffene

Die Geschichte von Sabine ist eine häufig vorkommende Situation in Beziehungen mit Narzissten. Dabei sind es nicht nur Frauen, die darunter leiden. Die gleiche Geschichte hätte auch mit einem Mann als der Betrogene und dennoch am Ende Schuldige, stattfinden können.

Die Schuldzuweisung ist eine typische narzisstische Manipulationsstrategie.

Dabei ist es völlig egal, ob der nicht narzisstische Partner bei einer Situation dabei war oder nicht. Schuldig am Dilemma ist er trotzdem. Vor kurzem habe ich ein Video auf meinem TikTok Kanal über Schuldzuweisung veröffentlicht und in den Kommentaren der User, war an skurilen Geschichten über erlebte Schuldzuweisung alles dabei, vom schuld sein am Stau auf der Autobahn über eine verschimmelte Wurst im Kühlschrank, an deren Schimmelprozess der Partner schuld war. Eine Userin wurde sogar mitten in der Nacht geweckt, weil ihrem narzisstischen Partner ein Teller herunterfiel und er darüber so wütend wurde, dass er sie aufweckte und ihr die Schuld daran gab.

Für Nicht-von-Narzissmus-Betroffene mag das alles sehr abstrakt und weit hergeholt oder sogar ausgedacht klingen. Jedoch sind all das fast tägliche Situationen im Alltag und Zusammenleben mit narzisstischen Menschen. Nicht immer gleich intensiv oder häufig, aber in allen möglichen Varianten vorkommend.

Was es mit dir macht

Doch wozu führt es, wenn du selbst regelmäßige Schuldzuweisungen erlebst?

Es führt dazu, daß ...

• du dich immer unsicherer fühlst und irgendwann an dir selbst zweifelst.
• du deiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr traust.
• du anderen Menschen mehr glaubst, als dir selbst und du dich damit selbst verleugnest und verrätst.
• du die Bedürfnisse anderer wichtiger nimmst, als deine eigenen und du dich somit immer mehr verlierst.
• du schlimmstenfalls irgendwann nicht mehr weißt, wer du bist, was du kannst und was du willst.

Langfristige Folgen dieser narzisstischen Manipulationsstrategie können Depressionen sein, Burnout und/oder chronische Krankheiten.

Denn für den eigenen Körper ist es Dauerstress, immer in Alarmbereitschaft zu sein. Erste Anzeichen können sein, dass man sich ständig müde und erschöpft fühlt, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magenprobleme und/oder ständige Gereiztheit.

Warum tun sie das?

Narzisstische Menschen üben Schuldzuweisung aus, weil sie nie gelernt haben, Selbstverantwortung zu übernehmen. Indem sie die Verantwortung für eine Situation auf jemand anderen schieben, ist es für sie leichter zu ertragen. Hinzu kommt, dass sie die andere Person im Moment der Schuldzuweisung häufig auch abwerten und beleidigen und sich somit über die Person erheben. Sie machen andere klein um sich selbst besser zu fühlen.

Denn tief im Innersten sind narzisstische Menschen sehr unsicher und haben kaum Selbstwertgefühl. All dieser Schmerz ist nur auszuhalten, indem sie von sich selbst ein grandioses Bild erschaffen und alles dafür tun, dass dieses keine Kratzer bekommt.

Jegliches Zugeben von Schuld, jedes Selbstverantwortung übernehmen würde dieses Bild zerstören und damit wäre eine ganze Überlebensstrategie am Boden. Das auszuhalten ist für narzisstische Menschen weit außerhalb des vorstellbaren und deshalb halten sie an ihrer Überlebensstrategie fest.

Narzisstische Manipulationen in Firmen

Diese Schuldzuweisungen kommen nicht nur im privaten Bereich vor.

Auch in vielen Führungsetagen gibt es hochgradig narzisstische Persönlichkeiten für die es völlig normal ist, dass bei Schwierigkeiten die Verantwortung an andere (meist untere Hierarchieebenen) abgegeben wird. Nicht nur der Umsatzdruck wird von oben nach unten weiter gegeben, sondern auch Schuld.

Erfolge indes werden sich selbst zugeschrieben.

Unterschätzte Folgen

Betroffene leiden meist jahrelang unter den Folgen.

Neue Beziehungen können nicht eingegangen werden, aus Angst sowieso nie gut genug zu sein und wieder alles falsch zu machen bzw. wieder in solch einer toxischen Beziehung zu landen und endgültig kaputt zu gehen. Für Betroffene ist es sehr schwer wieder jemanden zu vertrauen, zumal sie sich selbst nicht mehr vertrauen.

Auf neue Jobs und Positionen bewerben sich von Narzissmus Betroffene nicht, aus Angst, die Anforderungen nicht zu schaffen, obwohl sie sogar überqualifiziert sind.

Und wer es unter einer narzisstischen Führungskraft weiter aushält, der macht Job nach Vorschrift, bringt keine neuen Ideen mehr ein und sieht sein Gehalt als Schmerzensgeld. Es kommen häufiger Krankmeldungen und der zusätzliche Einsatz für die Firma geht gegen Null. All das verursacht wiederum große wirtschaftliche Schäden.

Erkennen !

Erkennen ist nun hier wichtig und der erste Schritt.

Erkennen, daß du deiner eigenen Wahrnehmung sehr wohl vertrauen kannst.

Erkennen, daß du für dich einstehen darfst, egal ob im Job oder in der Beziehung.

Erkennen, daß dein Gegenüber dich versucht zu manipulieren, um keine Selbstverantwortung zu übernehmen.

Erkennen, daß du lernen darfst dich abzugrenzen, ohne Angst – oder Schuldgefühle.

Erkennen, daß du gerade klein gemacht wirst, damit jemand anderer sich groß fühlt.

Erkennen, daß auch dazu immer zwei gehören. Einer der es macht. Und einer der es mit sich machen lässt.

Erkennen, daß du immer Entscheidungs – und Handlungsfähig bist, auch wenn du dich im jeweiligen Augenblick ohnmächtig und hilflos fühlst.

Erkennen, daß du Verhaltensmuster und Glaubenssätze in dir hast, die dazu führen, dass du das gerade erlebst oder erlebt hast.

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Alles Liebe,

Deine Daniela