NETZAUSBAU: AUFMERKSAMKEIT SCHAFFEN, AKZEPTANZ HERSTELLEN
Bei der Kernaufgabe Netzausbau spielt die Kommunikationsarbeit von TransnetBW eine entscheidende Rolle. Gemeinsam mit dem Dialog Netzbau begleitet die Unternehmenskommunikation die Netzausbauprojekte von ihrer Planung bis zur Inbetriebnahme. Andrea Jung, neue Leiterin der Unternehmenskommunikation bei TransnetBW, erläutert die kommunikative Herangehensweise speziell für den Netzausbau.
Andrea, du bist seit rund vier Monaten Leiterin der Kommunikation bei TransnetBW, du kennstdie Branche aber schon länger. Welchen Blick hast du von außen mitgebracht?
TransnetBW habe ich immer als sehr professionell wahrgenommen, als junges, frisches und modernes Unternehmen. Über den Webauftritt und die sozialen Medien habe ich ihre Aktivitäten schon länger verfolgt. Und der erste Eindruck hat sich dann auch bestätigt.
Du bist gleich mitten im Geschehen in einer Zeit, in der viele Netzausbauprojekte Gestalt annehmen: einige, die schon laufen, andere, die neu dazukommen. Welchen Anteil in deiner täglichen Arbeit nimmt bisher das Thema Netzausbau ein?
Einen sehr großen, weil es eine große kommunikative Herausforderung ist. Es wird viel Netzausbau kommen müssen in den nächsten Jahren, und es ist schon jetzt einiges passiert. Wir haben zum Beispiel den Baustart von SuedLink in Leingarten Ende Juli gefeiert, bei dem auch Minister Habeck und Umweltministerin Walker zu Gast waren. Man sieht, dass der Netzausbau die nötige politische Aufmerksamkeit erhält und auch in der Presse ein großes Echo findet. Das setzt ein positives Zeichen. Und es ist viel Vorarbeit geleistet worden, um Akzeptanz zu schaffen – in enger Zusammenarbeit mit der Projektkommunikation. Daran werden wir auch in Zukunft gemeinsam arbeiten.
Wie fügt sich der Netzausbau in die allgemeine tägliche Arbeit von TransnetBW ein?
Die Gewährleistung von Netzstabilität und Stromsicherheit sind unsere Kernkompetenzen. Der Netzausbau, die Entwicklung hin zu einem robusten klimaneutralen Stromsystem, ist insofern unsere tägliche Aufgabe.
Glaubst du an die neue „Deutschlandgeschwindigkeit“?
Ja, sie muss kommen. Aber wenn es nur eine Ansage auf Bundesebene ist und auf Landes- und Kommunalebene nicht ankommt, dann ist wenig gewonnen. Wenn wir den Kohleausstieg bis 2030 schaffen wollen, dann ist der Netzausbau ein entscheidender Hebel. Und das heißt, dass wir bei Projekten, die jetzt in die Planung gehen, viel schneller und zielorientierter unterwegs sein müssen als bisher. Dieses Bewusstsein muss überall vor Ort geschaffen werden.
Erfordert der Netzausbau eine besondere Art der Kommunikation?
Die Kommunikation in meinem bisherigen Umfeld, der EnBW, war auch oft politisch. Das wird sich durchziehen. Die Detailtiefe wird zunehmen, weil es sich um hochkomplexe Projekte handelt – das Technische, auch das Erklären der Energiewende an sich. Und schließlich sind wir vor allem bei den Großprojekten zunehmend deutschlandweit unterwegs. Das bringt nicht nur Abstimmungsbedarf mit den anderen ÜNB mit sich, sondern auch eine stärkere bundesweite Kommunikation.
Wie weit richten wir uns da auf Baden-Württemberg, als unserem Hauptbetätigungsfeld, und wie weit müssten wir tatsächlich groß denken und bundesweit kommunizieren?
Wir haben natürlich eine besondere Verantwortung in Baden-Württemberg, aber wir müssen den Blick auch nach außen richten. Sicher gesamtdeutsch, aber wir sind auch in einem europäischen System unterwegs. Wir wären nicht gut beraten, wenn wir nur Baden-Württemberg betrachten. Das sieht man zum Beispiel auch aktuell bei unserer Strom-Gedacht-App, die ja in Baden-Württemberg angefangen hat, aber letztlich Gesamtdeutschland in den Blick nehmen muss.
Siehst du die derzeitigen Rahmenbedingungen als ausreichend an, damit genug investiert wird?
Das Signal aus der Politik ist da, das nehme ich so wahr, dass man da auch jetzt vorankommen möchte. Zum Beispiel schnellere Genehmigungen, da ist schon einiges in den letzten Monaten passiert. Aber es müssen vor allen Dingen Anreize geschaffen werden, in Netzausbau und in Netzerhaltung und -modernisierung zu investieren, Stichwort wettbewerbsfähige Kapitalverzinsung. Und ja, ich glaube, da ist noch ein gutes Stück Weg zu gehen.
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Wie ist dein Kommunikationsstil? Wie viel Kommunikation beim Netzausbau ist nötig und wie viel ist möglich aus deiner Sicht?
Neben der Professionalität in der Umsetzung ist für die Akzeptanz vor allem eine transparente Kommunikation der Projekte entscheidend. Es empfiehlt sich, sehr frühzeitig und dialogorientiert zu kommunizieren. Das ist ein Stil, den ich bisher von TransnetBW so wahrgenommen habe und den ich fortführen werde.
Wir wollen proaktiv unterwegs sein und auch vielleicht ein bisschen breiter aufgestellt. Nicht aus Imagegründen, sondern weil es dem Zweck dient, die Energiewende nach vorne zu bringen.
Bei einer Rückschau in ein paar Jahren: Wann würdest du sagen, dass die Kommunikation unserer Netzausbauvorhaben erfolgreich war? Was muss dann geschehen sein?
Es darf dann auf politischer Ebene und vor allem auch in der Bevölkerung nicht mehr über das Ob, sondern es sollte über das Wie gesprochen werden. Warum der Netzausbau notwendig ist, das ist noch nicht in allen Teilen der Bevölkerung angekommen, und für die Außenkommunikation ist das ein Punkt, wo ich sage: Wenn wir dieses Bewusstsein geschaffen haben, dann ist viel erreicht.
Und wo kann TransnetBW mit deiner Hilfe noch besser werden in der Kommunikation?
Ein Beispiel ist sicherlich die Herausforderung, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Wir müssen unsere Attraktivität, die Vielfalt all der spannenden Jobs, die wir bieten, deutlicher machen. Das zweite Beispiel ist die Winter-Kommunikation. Der nächste Winter steht vor der Tür, mit Herausforderungen für die Energieversorgung in Europa. Ich glaube, wir haben im letzten Winter einige Erfahrungen gesammelt. Diese Erfahrungen zu nutzen, ist der entscheidende nächste Schritt.
Neue Leitung der Unternehmenskommunikation bei Transnet BW Seit Juni 2023
Andrea Jung war zuletzt als Senior-Corporate-Communications-Managerin bei EnBW unter anderem für die Positionierung des Vorstands verantwortlich. Zuvor war sie unter anderem für die Bosch-Tochter ETAS, den Finanzdienstleister MLP und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC in den Bereichen Presse- und Kommunikationsarbeit tätig.