Neues CeBIT-Konzept beweist auch, wie zerstritten die Aussteller sind
Von der Sommer-CeBIT als Event und Festival profitieren längst nicht alle Teilnehmer – die Interessen streben weiter auseinander.
Es dürfte eine anstrengende Woche für Oliver Frese gewesen sein: Nicht nur, dass sich der Vorstand des CeBIT-Ausrichters Deutsche Messe AG um den möglichst reibungslosen Ablauf der immer noch weltgrößten IT-Messe kümmern musste.
Zugleich lies der CeBIT-Chef Mitte der Woche – zur Halbzeit der Messe – eine regelrechte Bombe platzen: Die seit Jahren unter Aussteller- und Besucherrückgang und damit einhergehend mit Bedeutungsverlust geplagte Messe wagt den radikalen Befreiungsschlag: Im kommenden Jahr will sich die Computerschau mit neuem Timing im Frühsommer als Event und Festival nach dem Vorbild der SXSW neu erfinden.
Für die Beantwortung der Frage, ob die Wiederauferstehung der CeBIT mit dem Umbauplan tatsächlich gelingen kann, ist es noch zu früh. Aber das neue CeBIT-Konzept zeigt noch etwas anders: Denn es spiegelt wieder, wie zerstritten – hinter den Kulissen – die Aussteller untereinander sind.
Denn während eher Business-to-Business orientierte Unternehmen wie SAP, IBM oder die Datev kaum von den neuen Außenthemen der rundereneuerten Messe profitieren, dürften sich Anbieter wie etwa die auch im Endkundengeschäft tätige Deutsche Telekom freuen. Vielleicht hilft Frese ja genau der jetzige Schritt, um die Bonner doch noch an Bord zu halten, die in diesem Jahr ja offenbar nur unter politischem Druck nach Hannover gekommen sind, wie ich am Montag hier im Blog dargelegt hatte.
Mehr noch: „Das neue Konzept zieht die Interessen der bisherigen CeBIT-Teilnehmer weiter auseinander“, sagt ein Kenner der IT-Szene, der ungenannt bleiben will. „Im Messebeirat haben sich die Fraktion der großen IT-Hersteller durchgesetzt“, sagt ein anderer Insider aus dem Bitkom-Umfeld. „Eigentlich war die Meinung im Messebeirat mehrheitlich so, dass man zur Hannover Messe gehen wollte.“
Eins konzediert einer der Insider aber auch: „Immerhin hatte Frese den Mut, an die CeBIT radikal ranzugehen.“ Jetzt muss er nur noch Freund und Feind in den nächsten Monaten davon überzeugen – und hoffen, dass auch die Besucher mitmachen.
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