Obsolezenzmanagement in Produktionsbetrieben, eine Herausforderung für die Verantwortlichen in der Instandhaltungsorganisation

Was bedeutet der Begriff Obsoleszenz?

Generell beschreibt der Begriff „Obsoleszenz“ die Nichtverfügbarkeit von Material, Komponenten, Produkten, Prozessen und Fachwissen. Diese Problematik ist nun auch in vielen Produktionsbetrieben angekommen.

Die eigentliche Problematik besteht darin, dass die betreffende Nichtverfügbarkeit einer Komponente oder der daraus resultierende Ausfall einer kompletten Baugruppe, einen ungeplanten Ausfall zur Folge hat, welcher zwangsläufig die Gesamtanlageneffizienz (OEE= Overall Equipment Effectiveness) beeinträchtigt. Wirtschaftlich betrachtet, kann dies je nach Alter des Maschinenparks katastrophale Folgen haben. Gerade im Bereich der Elektronik, kennen die Instandhaltungsverantwortlichen die regelmäßige Abkündigung elektronischer Bauteile, durch die jeweiligen Hersteller. Der Preisdruck für die Hersteller von Komponenten und Baugruppen wird immer größer, daher wird auch global nach Lieferanten gesucht, welches sich wiederum negativ auf die Ersatzteilverfügbarkeit auswirkt.

Obsoleszenz betrifft nicht nur die Bereiche Elektronik und Mechanik, sondern auch zunehmend, die für viele Anlagen erforderliche Software. Eigentlich ist diese Thematik nicht neu, denn in  den Bereichen Wehrtechnik, Schienenverkehr, Luftfahrt und Kraftwerkstechnik ist dies eine generelle Forderung und deshalb auch genormt (DIN EN62402).

Jeder Instandhaltungsverantwortliche wird mit dieser Thematik zunehmend konfrontiert und stellt sich die Frage: Welche Gegenstrategie können wir anwenden?

Die Antwort lautet: Obsolezenzmanagement

Obsolezenzmanagement ist eine präventive Strategie um den operativen Ausfall von Maschinen und Anlagen zu minimieren, es ist zugleich ein Bestandteil des Risikomanagements. Die neu erschienene VDI-Richtlinie 2882 beschreibt diesen Prozess, dabei wird die Verfahrensweise, welche zur Sicherstellung der Ersatzteilverfügbarkeit von Maschinen und Anlagen, bei einem Alter von mehr als 20 Jahren, erforderlich sind erläutert.

Welche Maßnahmen sind erforderlich:

1) Analyse und Bestandsaufnahme der Maschinen und Anlagen

2) Risikoeinschätzung der Wiederbeschaffung von Ersatzteilen

a)   ist die erforderliche Technologie noch verfügbar

b)   gibt es noch Lieferanten

3) Abklärung der Verfügbarkeit durch den Anlagen- oder durch den Komponentenhersteller

4) Entscheidung und Maßnahmen:

a)   Neuinvestition

b)   Reinvestition

c)   Suche nach Ausweichlieferanten

d)   Aufkauf von Ersatzteilen

 Der o.g. Prozess ist also keineswegs nur ein Thema der Instandhaltung, sondern er ist auch primär bei der Planung von Investitionen im Vorfeld zu berücksichtigen. In vielen Unternehmen ist genau dies eine gravierende Schwachstelle, da die mittel- und langfristige Investitionsplanung, genau diesen systematischen Ansatz des Obsolezenzmanagement, nicht verfolgt.

Wolfgang Fischer


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