Passionsblume: So gelingt die Aufzucht von Arzneipflanzen

Pflanzenanbau für Phytotherapie: Das möchte ich doch genauer wissen! Kennen Sie diesen Gedanken, der sich aufdrängt, wenn Sie ein neues Gebiet für sich entdecken? Heute möchte ich die Kultivierung von Arzneipflanzen unter die Lupe nehmen.

Wie kann eine Pflanze für die Phytotherapie (moderne Pflanzenmedizin) richtig angebaut werden? Nehmen wir als Beispiel die Passionsblume als Stammpflanze (Passiflora incarnata) und davon das Passionsblumenkraut (Passiflorae herba), die sogenannte Arzneidroge.

Herstellung von Pflanzenextrakten beginnt bereits bei Anbau

Kleiner Exkurs: Die moderne Phytotherapie benötigt Arzneimittel, die bei jeder Charge die gleiche Wirksamkeit, Qualität und Unbedenklichkeit besitzen. Jede Pflanze - und damit die sogenannte Arzneidroge - hätte beim Wildsammeln in der Natur ziemliche Schwankungen im Inhaltsstoffspektrum. Denn die Natur ist höchst variabel. Wir könnten nie genau sagen, wie die Arznei wirkt oder welche Dosis das Medikament ausmacht. Damit ein pflanzliches Arzneimittel aber genauen Medikamentenstandards entspricht, muss die Herstellung von Pflanzenextrakten bereits bei Anbau, Kultivierung und Ernte des Pflanzenmaterials beginnen – eben für eine einheitliche Qualität im Pflanzenextrakt. Nur so können wir tatsächlich sicherstellen, dass die Phytotherapie wirkt.

Illustration: © Monika Mondl

Jetzt aber zum Thema: Wenn Schwabe Austria das Passionsblumenkraut anbaut, sorgen wir für die präzise Einhaltung von Regeln im landwirtschaftlichen Partnerbetrieb. Denn dieser umsorgt unsere Pflanzen, was sehr viel mit Pflanzenbeobachtung, Pflanzenpflege und Pharmakognosie* zu tun hat.

Passionsblume: Faktoren für die Qualität

Für die Ausgangsstoffe von Herba passiflorae beachten wir insbesondere diese Faktoren auf den Feldern und darüber hinaus:

• Auswahl der Samen -> nur Samen der Passiflora incarnata
• Boden- und Witterungseinflüsse -> Bodenproben, nur Schädlingsbekämpfung laut Gesetz
• Pflanzenentwicklung -> optische Prüfung: mind. 2 Meter lange Triebe, an deren Ende korkenzieherartig gewundene Sprossranken den Blattachseln entspringen, Blätter wechselständig, dreiteilig gelappt und leicht gesägt.
• Perfekter Erntezeitpunkt -> Die optimale Erntezeit für die Blätter und die oberirdischen Teile für Herba passiflorae ist knapp vor der Blütezeit (Juni bis September je nach Anbauort).
• Drogenteil, Zerkleinerungsgrad, Wassergehalt bei der Ernte -> mindestens 1,5% Flavonoide in frischen bzw. getrockneten oberirdischen Teilen der Passiflora incarnata.
• Inhaltsstoffe im Arzneikraut -> C-Glykosylflavone von Apigenin und Luteolin (Flavonoide), Harmanalkaloide, freie Aminosäuren und Polysaccharide.

Bei optimalem Anbau und richtiger Ernte von Passiflora incarnata zur Herstellung von Phytopharmaka wird die Wirkung von Herba passiflorae schließlich so beschrieben: schlafinduzierend, angstlösend, motilitätshemmend. Pharmakognostisch einzuordnen ist Passiflora incarnata unter „Flavonoide als Sedativum“.

*Die Pharmakognosie ist eine spannende Wissenschaft und untersucht die Eigenschaften von Organismen darauf, wie sie biogene Arzneistoffe produzieren. Pharmakognosten beschreiben u.a. die Einflüsse auf die Qualität der Arzneidroge.

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