Passiv aggressiv oder blind vor Wut?
Wut ist ein natürliches Gefühl, das durch Verletzungen und Enttäuschungen entsteht. Es gibt viele Wege mit ihr umzugehen. Wir können sie verdrängen, hinter verschiedenen Arten freundlichen Verhaltens verstecken oder ihr ungefiltert Ausdruck verleihen. Letzteres scheint der gesündeste Weg zu sein, wenn auch nicht immer der beste. Ein Wutausbruch birgt die Gefahr des Kontrollverlustes und zieht Konsequenzen nach sich. Wir sagen oder tun Dinge, die sich später als schädlich herausstellen können - für die Beziehung, das Image in der Firma oder das eigene Seelenheil. Zu der eigentlichen Verletzung gesellt sich noch das schlechtes Gewissen. Dermaßen aus der Rolle gefallen zu sein und uns von unserer häßlichen Seite gezeigt zu haben, macht uns dabei nicht nur in den Augen anderer zum Täter.
Viele Menschen vermeiden deshalb die direkte Konfrontation. Wenn sie von der Angst beherrscht werden, gekündigt oder verlassen zu werden, besteht die Hauptstrategie in harmonisierenden Lösungen. Die Wut ist dann nicht weg, aber sie kann auch erst einmal keinen Schaden anrichten, gemäß dem Motto: passive Aggressivität ist besser als offener Krieg. Passiv aggressive Mitarbeiter wehren sich, indem sie beispielsweise vorgeben, Anweisungen nicht zu verstehen, sich ständig über Kleinigkeiten beschweren oder Vorgesetzte hinter ihrem Rücken schlechtmachen. In privaten Beziehungen lassen sich hauptsächlich drei Taktiken beobachten: vergessen, verpissen, (ver-)schweigen. Spitzen Sie die Ohren, wenn Ihr Gegenüber das nächste Mal sagt: „Dann machen wir es eben so.“ Es könnte Wut dahinter stecken.
Nicht selten wird Wut aber auch auf andere Lebensbereichen oder Personen „umgeleitet“. Oder es entstehen ambivalente Gefühle. Paare entwickeln oft eine Art Hass-Liebe. Denn lang unterdrückte Wut verhärtet sich und wird zur Feindseligkeit. Das ist umso mehr der Fall, wenn der Kern des Problems nicht gelöst wurde.
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Fazit: Wut sollte zwar nicht ungefiltert rausgelassen werden, aber eben auch nicht unterdrückt. Wichtig ist, dass sich ungute Gefühle nicht ansammeln bis der berühmte Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt und wir explodieren. Wer die Beziehungen aufrecht erhalten und Verhaltensveränderungen bewirken möchte, der sollte die Situation zeitnah ansprechen und seinem Ärger auf eine sachliche, nicht verletzende Art verbalisieren. Das ist gut für die Seele und das Image.
Autorin: Elke Antwerpen