Perspektivenwechsel
Corona hält uns in Atem, und traurigerweise wird manchen auch der Atem genommen. Seit Wochen agieren wir im Sondermodus, viele bangen um die Zukunft, alleine in der Schweiz arbeiten 25 % der Arbeitnehmenden kurz oder gar nicht.
Es ist eine Zeit der Auszeit, der Familienzeit, der Un-Freizeit und des Wartens. Selten wurde unsere Geduld so auf die Probe gestellt. Und für einmal ist es nicht der Mensch, der den Takt angibt, sondern die Natur. Die Perspektive wechselt.
Perspektivenwechsel auch beim Blick auf die politischen Kräfte. Die Lauten werden kleinlaut und die Leisen werden endlich gehört. Nun hören wir plötzlich auf die Wissenschaft, werden demütig vor jenen Menschen, welche im Tayloristischen Weltbild bislang nur eine menschliche Ressource dargestellt haben. Noch vor wenigen Monaten wurden die jungen Menschen auf den Strassen ignoriert.
Dabei sind es gerade die jungen Menschen, welche die aktuelle Situation mit viel Weitsicht meistern. Ich durfte das vergangene Wochenende am #VersusVirus Hackathon in der Schweiz in der Rolle eines Mentors diverse Teams begleiten und fand diese Erfahrung einzigartig. Junge Menschen, teilweise aus Indien oder den USA, und aus allen Landesteilen der Schweiz (insgesamt rund 5'000) haben innert 48 Stunden an über 500 Projekten gearbeitet. Für die Gemeinschaft und im kreativen Austausch über digitale Kommunikationskanäle. Auch dies ein Perspektivenwechsel.
Ich wünsche mir nun, dass wir alle diese Krise möglichst bald hinter uns bringen können. Dass wir dabei aber den einen oder anderen Perspektivenwechsel nicht zu rasch wieder vergessen und nachhaltig etwas davon mit in die Zukunft nehmen.
Der Verkehr ist um rund 90 % zurückgegangen, aber es arbeitet immer noch mehr als die Hälfte der Bevölkerung produktiv. Müssen wir wirklich unser Verkehrssystem für Peaks weiter ausbauen? Reicht es nicht, wenn wir auch in Zukunft etwas mehr zu Hause bleiben? Wenn wir nicht für den Wochenendtrip in den Billigflieger steigen und wenn wir wieder mehr schätzen, was wir bereits haben?
Ich wünsche Ihnen gute Gesundheit, und dass dieser Perspektivenwechsel den Horizont nachhaltig erweitert.