Pflegereform: Kreative Projekte vor dem Aus?
Bislang ist völlig unklar, wie die angekündigte Pflegereform genau aussehen wird. Unstrittig ist, dass mehr Geld ins System soll und muss, höchst strittig dagegen, woher es kommen soll. In der Diskussion sind höhere Beiträge, Steuerzuschüsse – oder eine Kombination aus beidem.
Mit den zusätzlichen Mitteln will der Bundesgesundheitsminister vor allem Heimbewohner (beziehungsweise ihre Angehörigen) finanziell entlasten. Weniger Grund zur Freude an der Reform dürften – nach allem was bisher bekannt ist – ambulant Betreute haben. Zwar formuliert das Eckpunktepapier zur Pflegereform die Absicht, auch den ambulanten Sektor zu stärken, doch die Details darin bewirken eher das Gegenteil.
So hält das Bundesgesundheitsministerium die kombinierte Förderung von Betreutem Wohnen und Tagespflege für eine fehlgeleitete „Stapelleistung“, die es abzuschaffen gilt. Ähnlich wird auch das sogenannte „Stambulante Betreuungsmodell“ bewertet, bei dem sich Angehörige an der Pflege von Familienmitgliedern, die im Heim leben, beteiligen. Wodurch nicht nur die Familie Geld spart. Auch die Pflegekassen profitieren finanziell massiv davon.
Jens Spahn und seine Mitarbeiter scheinen das anders zu sehen. Um Modelle, die ambulante und stationäre Leistungen kombinieren, nicht „unangemessen zu privilegieren“ – so das Eckpunktepapier des Gesundheitsministeriums, will man hier die Zahlungen der Pflegeversicherung künftig deckeln.
Projekte, die – zum Nutzen der Pflegebedürftigen – auf die beschriebene Kombination von ambulant und stationär setzen, stehen damit vor dem Aus.
Zum Beispiel das BeneVit-Seniorenheim in Wyhl, deren Betreiber eigentlich vier weitere Standorte nach diesem Modell geplant hatte.