Quo Vadis, KI-Regulierung?
Was Trumps Wahlsieg für die KI-Welt bedeutet
Mit der Wiederwahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten könnte sich ein grundlegender Wandel in der US-amerikanischen KI-Politik ankündigen. Bereits im Wahlkampf hatte Trump angekündigt, dass er am ersten Tag seiner Amtszeit das von Joe Biden erlassene „Artificial Intelligence Executive Order“ aufheben will. Dieses Gesetz diente bisher dazu, die Entwicklung und den Einsatz von KI zu regulieren und bestimmte Sicherheits- und Ethikstandards sicherzustellen. Beispielsweise mussten Unternehmen, die umfangreiche KI-Modelle wie „Foundation Models“ entwickeln, ihre Sicherheitsprüfungen und Testergebnisse an die Regierung übermitteln, bevor die Systeme der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Diese Vorschrift zielte darauf ab, mögliche Gefahren für nationale Sicherheit, wirtschaftliche Stabilität und die öffentliche Gesundheit zu minimieren.
Trumps mögliche Aufhebung dieses Gesetzes könnte eine weniger regulierte Ära für die KI-Entwicklung in den USA einläuten. In seinen Reden betonte er, dass die USA im Bereich der Künstlichen Intelligenz eine führende Rolle einnehmen sollen – was Experten vermuten lässt, dass er auf eine schnellere und ungehinderte KI-Entwicklung setzen möchte. Verbündete von Trump sprechen dabei von einer „America First“-Strategie für KI, die es US-amerikanischen Unternehmen ermöglichen soll, neue Technologien schneller auf den Markt zu bringen, ohne sich mit langen Prüfverfahren aufzuhalten. Ein zentrales Ziel dieser Initiative ist offenbar die Stärkung militärischer KI-Technologien.
Ein weiterer wichtiger Akteur in dieser neuen Politik könnte JD Vance, Trumps Vizepräsident, werden. Vance gilt als Verfechter von Open-Source-KI und hat in der Vergangenheit Bedenken geäußert, dass große Technologieunternehmen wie Google, Microsoft und OpenAI ihren Einfluss nutzen könnten, um gesetzliche Vorschriften zu ihrem eigenen Vorteil zu gestalten. Seine Sorge ist, dass eine zu starke Reglementierung kleineren Unternehmen und der Open-Source-Community schaden könnte, die Innovation im KI-Bereich vorantreiben wollen.
Interessant ist auch die Rolle von Elon Musk, der öffentlich als Unterstützer Trumps auftrat und möglicherweise Einfluss auf die zukünftige KI-Politik nehmen könnte. Musk betreibt selbst ein KI-Unternehmen und könnte von einer weniger regulierten KI-Landschaft profitieren, da dies seinem Unternehmen und seinen Ambitionen entgegenkommen würde. Oder auch nicht. Max Tegmark, Physiker am MIT und Gründer des Future of Life Institute vermutet, dass Musks seinen Einfluss nutzen könnte, um Trump davon zu überzeugen, Standards einzuführen, die die Entwicklung von künstlicher allgemeiner Intelligenz (AGI) verhindern.
Zusammenarbeit mit US-Regierung: KI für nationale Sicherheit
Die KI-Unternehmen Anthropic und Meta haben angekündigt, ihre KI-Modelle künftig für die US-Regierung zugänglich zu machen, um sicherheitsrelevante Anwendungen zu unterstützen. Anthropic arbeitet dabei eng mit Palantir und Amazon Web Services (AWS) zusammen. Ziel ist es, die Datenanalyse für Regierungsbehörden zu beschleunigen und wichtige Informationen schneller aus großen Datenmengen zu extrahieren. Dies soll die Entscheidungsprozesse in zeitkritischen Situationen erleichtern, beispielsweise durch automatisierte Dokumentenanalysen und Mustererkennungen.
Meta wird ebenfalls sein KI-Modell LLaMA für Regierungszwecke bereitstellen, insbesondere für nationale Sicherheitsbehörden. Unterstützt durch Partner wie Databricks, Microsoft und IBM soll LLaMA die Möglichkeiten der KI-gestützten Datenanalyse für staatliche Anwendungen weiter ausbauen. Beide Initiativen zielen darauf ab, KI als Analysewerkzeug zu nutzen, ohne dabei jedoch die Entscheidungsautorität der Menschen zu ersetzen.
OpenAI: Neue Führung, neue Domains und schnellere Ergebnisse für ChatGPT
OpenAI hat kürzlich mehrere wichtige Schritte unternommen, um seine Stellung im KI-Bereich weiter auszubauen. Zunächst gewann das Unternehmen Caitlyn Kalinowski, die bisherige Leiterin der Augmented-Reality-Sparte von Meta, als neue Hardware-Chefin. Kalinowski soll OpenAIs Hardware-Entwicklung vorantreiben, insbesondere in den Bereichen Robotik und KI für reale Anwendungen.
Zusätzlich hat OpenAI mit dem Kauf der Domain „Chat.com“ seinen Zugang vereinfacht: Nutzer werden nun direkt zu ChatGPT weitergeleitet, wenn sie „Chat.com“ aufrufen. Bereits zuvor hatte OpenAI die Domain „AI.com“ erworben, die ebenfalls auf ChatGPT verweist.
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Zuletzt hat OpenAI die Reaktionsgeschwindigkeit seines Modells verbessert. Dank der neuen „Predicted Outputs“-Technologie werden Antworten von GPT-4 spürbar schneller generiert. Diese Änderungen unterstreichen OpenAIs Ziel, sowohl den technischen Fortschritt als auch die Zugänglichkeit ihrer KI-Plattform kontinuierlich zu optimieren.
Roboter im Test: Nvidia trainiert virtuell, Unitree bleibt standfest
Nvidia lässt Roboter nun in virtuellen Welten trainieren. In digitalen Kopien von Lagerhallen, Produktionsstraßen und anderen realen Umgebungen lernen sie ihre Aufgaben, ohne dabei die Risiken echter Fehler einzugehen. In dieser Simulation testen die Roboter ihre Sensoren, navigieren durch Hindernisse und entwickeln Bewegungsmuster, die später in der echten Welt funktionieren. Für Nvidia bedeutet dies ein schnelleres und sichereres Training, bevor die Roboter an die Arbeit gehen.
Unitree Robotics präsentiert parallel einen Roboterhund, der durch außergewöhnliche Stabilität auffällt. Der Roboter balanciert auf zwei Beinen, hält selbst kräftigen Stößen stand und weicht Hindernissen aus. Auch auf einem Bein bleibt er stabil und steht fest. In Tests übersteht der Roboter selbst Tritte und Schläge, ohne das Gleichgewicht zu verlieren.
Erste Tests für kostenlosen Zugang zur Musk-KI
Das von Elon Musks Unternehmen xAI entwickelte KI-Modell Grok wird voraussichtlich bald kostenlos verfügbar sein. Bisher war der Zugriff auf den KI-Chatbot Grok ausschließlich über ein kostenpflichtiges Premium-Abonnement des sozialen Netzwerks X (ehemals Twitter) möglich. Das Modell galt als exklusiver Mehrwert, um Premium-Abonnenten anzuziehen. Nun deutet alles darauf hin, dass xAI die Bezahlschranke aufheben könnte, zumindest teilweise. Laut TechCrunch finden erste Tests für eine kostenlose Nutzung bereits in Neuseeland statt. Am Wochenende berichteten Nutzer auf X, dass Grok in weiteren Regionen kostenfrei zur Verfügung stehe.
Die kostenlose Nutzung wird jedoch limitiert sein: Nicht zahlende Nutzer dürfen alle zwei Stunden maximal zehn Fragen an das Modell Grok-2 stellen. Mit der kleineren Version Grok-2 mini sind alle zwei Stunden bis zu 20 Anfragen möglich. Zudem ist die Analyse von Bildern pro Tag auf drei beschränkt. Gerüchteweise wird bereits ein X-Account mit Telefonnummer zur Nutzung vorausgesetzt.
Grok-2 wurde im August veröffentlicht und bietet seither erweiterte Funktionen, darunter die Generierung von Bildern und verbesserte Text- sowie Programmierfähigkeiten. Diese neue Version sorgte nach ihrer Einführung für Aufsehen, da sie im Gegensatz zu anderen Modellen weniger strikte Inhalteinschränkungen aufwies.
Ein KI-Lehrer mit Schulbuch-Flair
In den USA haben ausgewählte Nutzer erstmals Zugriff auf Googles neues KI-Tool „Learn About“, das sich bewusst von klassischen Chatbots abhebt. Anders als bei Modellen wie Claude oder ChatGPT legt „Learn About“ den Fokus auf bildungsorientierte Inhalte, die gezielt Wissen vertiefen und Lernanreize schaffen. Die Antworten ähneln dabei eher einem interaktiven Schulbuch, das zusätzliche Informationen und kontextbezogene Infoboxen einblendet, um den Nutzer auch über das ursprüngliche Thema hinaus zum Lernen anzuregen.
Das Tool basiert auf dem speziellen Sprachmodell LearnLM und nicht auf Googles üblichen Gemini-Modellen. LearnLM wurde mit einem Schwerpunkt auf Bildungs- und Forschungsdaten entwickelt und speziell auf menschliche Lernprozesse zugeschnitten. So präsentiert „Learn About“ nicht nur reine Antworten, sondern regt durch interaktive Elemente und erklärende Bilder eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Inhalten an. In ersten Tests zeigt sich, dass sich „Learn About“ damit deutlich von den oft rein funktionalen Antworten klassischer Chatbots unterscheidet.