Rawdogging: Warum CEOs und Manager endlich innehalten sollten

Rawdogging: Warum CEOs und Manager endlich innehalten sollten

Heute ist für viele der letzte Arbeitstag des Jahres 2024. Besonders viele CEOs und Führungskräfte verabschieden sich auf dieser Plattform in die wohlverdienten Feiertage – eine Zeit, die traditionell mit Weihnachtsgrüssen und Reflexionen über das vergangene Jahr einhergeht. Besonders beliebt sind nun auf dieser Plattform von Führungskräften "gepostete" Buchempfehlungen, gerne in Form von Fotos, auf denen 5–8 Bücher prangen, die angeblich über die Feiertage von ihnen gelesen werden.

Diese Geste suggeriert, dass selbst zwischen Festtagsbraten, Familienfeiern und Neujahrsbrunch keine Zeit verschwendet wird immer produktiv, immer informiert.

Doch stellt sich die Frage: Müssen wir wirklich immer ganz vorne dabei sein? Oder gibt es eine Alternative zum Dauerlauf der Selbstoptimierung?


Der Trend zur bewussten Untätigkeit: Rawdogging

Bereits im Sommer berichtete die NZZ über einen ungewöhnlichen Trend mit dem provokanten Namen „Rawdogging“. Ursprünglich ein Slangwort mit anderer Bedeutung, beschreibt Rawdogging in diesem Kontext das bewusste Nichtstun – eine Art digitaler Detox in seiner pursten Form.

Das Szenario: Während eines Fluges verzichten Menschen auf Filme, Musik, Bücher, Gespräche oder das Scrollen am Smartphone. Sie sitzen einfach da und starren aus dem Fenster, auf die Rückenlehne vor ihnen oder in den Raum. Es klingt banal, doch in einer Welt voller Reizüberflutung ist es eine echte Herausforderung.

Warum Rawdogging für Führungskräfte relevant ist

Für CEOs und Top-Manager bedeutet Stillhalten oft Stillstand – eine gefühlte Bedrohung in einem von Geschwindigkeit und Wettbewerb geprägten Alltag. Doch gerade in Führungspositionen kann diese Haltung langfristig kontraproduktiv sein.

  1. Entschleunigung fördert Klarheit. In einem durchgetakteten Tagesablauf bleibt kaum Raum für echte Reflexion. Das bewusste Nichtstun, wie es Rawdogging vorschlägt, schafft Platz für neue Gedanken und Perspektiven. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Phasen der Inaktivität die Kreativität fördern und Entscheidungsprozesse verbessern können.
  2. Stressabbau und mentale Gesundheit Permanente Erreichbarkeit und Dauerbeschallung führen nicht nur zu Stress, sondern auch zu einem Gefühl der Überforderung. Rawdogging ist ein Gegenmittel: In diesen Momenten der Stille findet das Gehirn die Gelegenheit, sich zu regenerieren und den inneren Akku aufzuladen.
  3. Ein Zeichen von Stärke In einer Gesellschaft, die Produktivität glorifiziert, kann Untätigkeit als Schwäche erscheinen. Doch wer sich bewusst entschließt, aus dem Hamsterrad auszubrechen, zeigt echte Disziplin und Selbstbeherrschung. Genau diese Qualitäten sind essenziell für nachhaltige und authentische Führung.

Wie Rawdogging in den Alltag integriert werden kann

Für CEOs und Manager mag die Idee des „Nichtstuns“ zunächst kontraintuitiv klingen. Doch es gibt einfache Wege, diesen Ansatz in den Alltag zu integrieren:

  • Bewusst offline gehen: Planen Sie Zeiträume ein, in denen das Smartphone ausgeschaltet bleibt – sei es während eines Fluges, beim morgendlichen Kaffee oder vor dem Schlafengehen.
  • Die Kunst des Starrens üben: Erlauben Sie sich, einfach nur aus dem Fenster zu schauen oder die Umgebung wahrzunehmen – ohne den Drang, etwas Produktives zu tun.
  • Keine To-do-Liste für die Feiertage: Verabschieden Sie sich von der Idee, die Zeit „sinnvoll“ nutzen zu müssen. Manchmal ist das Beste, was Sie tun können, nichts zu tun.


Während wir uns auf das neue Jahr vorbereiten, ist Rawdogging mehr als nur ein Trend – es ist eine Einladung, loszulassen. Loszulassen von dem Zwang, immer produktiv sein zu müssen, und den Mut zu haben, die Stille zu geniessen.

Nutzen Sie die Feiertage, um die Welt für einen Moment stillstehen zu lassen. Gönnen Sie sich die Freiheit, einfach nur zu sein – ohne Ablenkung, ohne Ziel. Denn manchmal ist das größte Geschenk, das Sie sich selbst machen können, die bewusste Entscheidung, nichts zu tun. Das ist wahre Stärke.


 

Mirjam Staub-Bisang

Country Manager BlackRock Switzerland

3 Tage

Rawdogging… Sounds great.

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