Realities der Medientage München

Realities der Medientage München

„Realities“ lautete das Motto der Münchner Medientage, die vom 23. bis 25. Oktober 2024 nach Angaben des Veranstalters rund 5.000 Teilnehmer anzogen. Denen begegnete zunächst die „Realität“ des Eintrittspreises von 749 Euro, mit zusätzlichen 199 Euro für die Abendveranstaltung. Auch ein eintägiger Besuch war mit 349 Euro netto (exkl. Mehrwertsteuer) nicht günstig. Vergleicht man das mit dem Breitbandkongress des Fachverbands Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK) in Leipzig, der kostenfrei ist, oder der ANGACOM in Köln, die nur 25 Euro Eintritt verlangt, wird schnell klar, dass die Medientage München vor allem Fachleute aus Unternehmen anziehen, die von ihren Firmen entsandt werden.

Zankapfel Rundfunkbeitrag

Ein zentrales Thema der Veranstaltung, vorgestellt von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), war der Rundfunkbeitrag und die geplante Abschaltung mehrerer Programme der öffentlich-rechtlichen Sender. Insgesamt sollen sechs TV- und 20 Radiosender eingestellt werden, was bereits während der Medientage Spannungen zwischen ARD und ZDF hervorrief. Politiker, die auf den Medientagen sprachen, warnten beide Anstalten mehrfach davor, gegen die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz der Bundesländer vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen. Ein solcher Schritt würde den Willen der Länderparlamente umgehen und das ohnehin gespannte Verhältnis zu den 9 Milliarden Euro kostenden Rundfunkanstalten weiter belasten.

Schwarzseher im Kabelnetz

Für die MediaLABcom-Leser besonders interessant war das Panel „Kassensturz und Ausblick“ zur aktuellen Situation nach dem Ende der Umlagefähigkeit der Netzbetriebs- auf die Mietnebenkosten. Hier trafen die vermeintlichen Verlierer Vodafone und Tele Columbus auf die „Gewinner“ Deutsche Telekom, waipu.tv und Zattoo. Christian Heinkele moderierte das Panel als neutraler Schiedsrichter. Die „Gewinner“ warfen den „Verlierern“ vor, sogenannte Schwarzseher weiter zu dulden, die nach wie vor Kabelfernsehen beziehen, obwohl keine Geschäftsbeziehung mehr bestünde. Das führe, so die Argumentation, zu einer Marktverstopfung. Wer kostenlos TV sehe, schließe keinen Vertrag mit den „Gewinnern“, lautete das Argument. Ein Vertreter der Telekom nannte einen Verlust von 3 bis 5 Millionen Haushalten für Vodafone – ein Wert, dem die Vertreterin von Vodafone nicht widersprach.

Telekom droht mit Klage

Genaue Zahlen über den Verlust von Kabelfernsehanschlüssen gaben jedoch weder Vodafone noch Tele Columbus preis. Zwar sprachen die „Gewinner“ von einem lukrativen Geschäft, doch bleiben die Ergebnisse offenbar hinter den Erwartungen zurück, was sie auf die Marktverstopfung zurückführten. Die Telekom drohte sogar mit einer Klage im kommenden Jahr, falls Vodafone nicht aktiv die nicht zahlenden Haushalte abschalte. Die Zuhörer des Panels blieben mit Spannung zurück und warten darauf, ob Vodafone auf diese Drohung reagiert und bis zum 1. Juli 2025 die nicht zahlenden Kunden vom Kabelfernsehen ausschließt.

Michael Kayser


Unser Infodienst für Sie MediaLABcom informiert Sie einmal pro Monat über aktuelle Entwicklungen in den Bereichen KabelTV, Breitbandnetze, Medienpolitik und Regulierung. Schwerpunkt sind die Geschichten hinter den Geschichten: Sie erfahren bei uns nicht nur, was passiert, sondern auch warum.


Damit Sie alle Beiträge bei Erscheinung lesen können, abonnieren Sie hier: https://lnkd.in/eAzzZgRw unseren Newsletter.

Oder aber aktivieren Sie die Glocke und lassen sich benachrichtigen, wenn wir einen Newsletterbeitrag hier online stellen.

Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Themen ansehen