Reichweite vs. Qualität - das haben wir davon

Reichweite vs. Qualität - das haben wir davon

Tötet die Hatz nach Reichweite die Qualität? Manchmal hat man schon das Gefühl. Merken die Empfänger die fehlende Qualität nicht? Meistens doch.

(Den Beitrag gibt es übrigens auch in einer Hörfassung unter: https://anchor.fm/w/a398b0)

Facebook vs. Click-baiting

Spätestens jetzt, als Facebook begonnen hat, Clickbaiting abzustrafen, stellt sich wieder heraus, dass die Fokussierung auf Klickzahlen nicht ausreicht. Die Überlegungen, die Facebook anstellt, dürften ziemlich simpel sein: Wenn viel geklickt wird, aber dahinter keine Verweildauer steht, darf man davon ausgehen, dass der User sich schnell enttäuscht abgewendet hat. Eine unangenehme User Experience sozusagen - kein fördernswerter Inhalt also.

Aber nicht nur auf Facebook ist die Gier nach Reichweite und Klicks nun kontraproduktiv. Wie oft habe ich stundenlange Diskussionen  unter Bloggern miterleben müssen, an welchen Stellschrauben man noch drehen kann, um sich noch mehr für Google aufzuhübschen und um noch mehr Besucher auf seine Seite zu lenken. Wenn ich mir überlege, wie viel Zeit dafür draufgeht, den Blog oder den Beitrag technisch zu optimieren - wie viele tolle Inhalte könnte man in der Zeit produzieren. Damit ließen sich vermutlich echte Leser gewinnen, die bis zum Schluss des Beitrags lesen und nicht spontan enttäuscht abspringen, weil Google sie zwar hergebracht hat, sie aber nicht das erhoffte in der gewünschten Tiefe finden.

Reichweite verdirbt die Preise

Und wenn explizit nach "reichweitenstarken Influencern" gefragt wird, wird man feststellen, dass diese "Meinungsführer" oft an Banalität und Mainstreamigkeit nicht zu übertreffen sind. Die Fantasiepreise, die für Promiposts auf Instagram gezahlt werden, entsprechen wohl meistens nur der Eitelkeit irgendwelcher consumerisierten Social-Media-Marketing-Manager, weniger tatsächlichem ROI. Vor allem die angeblich so wichtigen Werte Glaubwürdigkeit und Authentizität bleiben auf der Strecke, wenn am nächsten Tag das nächste Produkt vom gleichen Promi in Szene gesetzt auftaucht. Andererseits, vielleicht irre ich mich da auch in der Welt der Stars und Sternchen und ihrer Fans. Schließlich lebten Modemagazine ja immer schon von der untrennbaren Mischung aus Werbung, Fotografie, Kunst und Bericht.

Zurück zu Online: Leider tötet die Gier nach Reichweite die Qualität - wenn Auftraggeber heute unglaubwürdige Followerzahlen verlangen und bereit sind, dafür unendlich viel Geld auszugeben, werden alle, die davon nicht profitieren, versuchen, auch die geforderten Zahlen zu erreichen - egal wie: zur Leblosigkeit optimierte Texte, technisch durchgestylte Blogs ohne Inhalt, gekaufte Klick-Sklaven, programmierte Bots, Follow-und Like-Software; das Diktat der großen Zahl siegt, nicht die Qualität. Und dann? Dann kommen sich die Leser wieder verar... vor und Facebook muss das große Saubermachen per Algorithmus organisieren. Das wollten wir doch eigentlich nicht, oder?

(Bild privat: Robotwall von Autodesk auf der re:publica 2016)

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