#RemoteShadowing - Tag 4: Donnerstag

#RemoteShadowing - Tag 4: Donnerstag

Liebe Leserinnen, es ist Zeit für Tag 4. Hier findet ihr Intro sowie die Einträge zu Montag, Dienstag und Mittwoch. Wie üblich mein Spoiler/TLDR ganz oben: Spannender Tag, abwechslungsreich. Nicht ganz so eng getaktete Termine und am Ende ist etwas passiert, das euch total überraschen wird... !

Außerdem nochmal eine kleine Erinnerung für alle, die irgendwie zwischen drin einsteigen: Als Ausgleich für all diejenigen, die sich dem Gendern verweigern schreibe ich hier im generischen Femininum. Liebe Männer, ihr seid natürlich mit gemeint! (Zwinkersmiley)

Uhrzeit: 8:20 - 9:00

Erster Tagesordnungspunkt, business as usual: eMails checken. Nichts wichtiges über Nacht reingekommen?! Das ist echt mal ungewöhnlich (Reminder: Wir haben Kolleginnen in allen Zeitzonen der Welt). Von gestern Abend übrig geblieben war:

  • Bitte um Feedback von Michael Wittel, unserem Education & Research Lead, zu einem neuen Projekt. Angeschaut, rückgemeldet. Häkchen dran. (Anm. d. Autors: Das ist zwar immer Arbeit, aber ich fühle mich schon geschmeichelt, wie viele Kolleginnen mich um meine Einschätzung bitten.)
  • Info zum Envision Education-Konferenzband - fiel in dieser Serie schon öfter - an Pina & Bosse von PR & Communications; ein Mitglied des "GLT" (German Leadership Team, so heißt bei uns die Geschäftsführung intern) übernimmt die Rolle der Mitherausgeberin und schreibt das Vorwort (mit). Sehr cool!
  • Rechnung an Buchhaltung weitergeben zu einer virtuellen Konferenz. Spannend - das sind die echten Highlights dieses Jobs!
  • Eine Agenturbeauftragung korrigieren. Diesmal ist mir wohl wirklich irgendwo ein falscher Buchhaltungscode reingeraten. Ups.
  • Endlich die bereits seit Dienstag bei mir liegenden Texte für das Schul-Assessment reviewen. Ich versuche grundsätzlich, kurze Feedbackschleifen mit den Agenturen - und Kolleginnen - einzuhalten. Oft hängt sonst ein komplettes Projekt fest, weil meine Rückmeldung fehlt, das ist dann sehr ärgerlich. Aber zurück zum Review: Oft geht's im Marketing ja eher darum, sich lange damit zu beschäftigen, wie man etwas möglichst kurz und knackig auf den Punkt bringen kann. Das hier ist eher ein Marathon: Vieeeeel Text. So ein Assessment muss halt auch ordentlich gemacht sein, da braucht es mehr als einen knackigen Claim. Leider werde ich vor den ersten Terminen nicht mal ansatzweise fertig, schaffe nur 6 von 15 Seiten.

Und damit geht's los mit meinen Konferenzen und Arbeitsmeetings.

Uhrzeit: 9:00 - 11:45

Ein "Coffee Date" mit meiner Kollegin Sydney Loerch aus der Partnerorganisation - wir haben in letzter Zeit angefangen enger zusammenzuarbeiten - u.a. in einer großen Freiwilligen-Aktion rund um Bildung bei der unser Partnernetzwerk auch erstaunliches geleistet hat - und die Zusammenarbeit macht richtig Spaß. Ich erzähle ein bisschen ausholender, was ich in meiner Rolle so mache, Sydney ebenfalls. Dann tauschen wir uns darüber aus, wie wir noch besser bestimmte Branchenthemen (für mich natürlich Bildung, Sydney interessiert sich auch für die Industrien meiner Kolleginnen) in der Partnerkommunikation einbinden können. Freue mich sehr, wenn wir in Zukunft auch wieder mehr gemeinsam machen. Sydneys Manager, Andre Kiehne (der unsere Partnerorganisation leitet), ist persönlich unglaublich engagiert im Bildungsbereich - eines dieser tiefen Herzensthemen, die Menschen eben manchmal so mit sich herumtragen.

Danach steht das erste der ab jetzt zweiwöchentlichen 1:1 mit meinem Chef-Chef (falls das keinen Sinn macht: Der Manager meiner Managerin) Martin Grosse an. Vorher haben wir uns eher formlos und nicht regelmäßig hin und wieder mal ausgetauscht oder in gemeinsamen Terminen gesessen. Tatsächlich fällt uns beiden auf, dass wir in den letzten Jahren gar nicht so viel miteinander zutun hatten. Jetzt soll das regelmäßiger werden. Fühlt sich schon auch irgendwie besonders an, so ein regelmäßiger "privater" Termin mit dem Manager, der in Deutschland immerhin das gesamte Marketing leitet. Sehr angenehmes Gespräch, ehrliche Unterstützungsangebote wenn ich jemanden brauche der mir den Rücken stärkt oder einen kritischen Blick auf meine Ideen wirft. Wir reden etwas darüber, wie es langfristig mit dem Education Marketing weitergehen könnte (!) und Martin teilt ein paar Ideen und Einblicke mit mir.

Zwischendurch kommt kritisches Feedback zu dieser Artikelserie bei mir an. Wir vereinbaren ein Gespräch.

Danach bin ich im Team von Margit Zöller, Event & Digital Lead in der Marketing-Organisation. Es geht um die jährliche Mitarbeiterbefragung (ihr erinnert euch sicher), für die ich alle Teams besuche. Da alle Kolleginnen im Team schon mehrmals daran teilgenommen haben in den letzten Jahren lasse ich die Basics weg. Ich gehe nochmal kurz auf die Sondersituation mit COVID19 ein und erläutere ein paar Veränderungen zum letzten Jahr, dann nutzen wir die Zeit lieber für ein Gespräch. Kleiner Rückblick, was sich seit der letzten Mitarbeiterbefragung so getan hat; eine persönliche Frage, wie zufrieden ich mit meiner Arbeit als Champ im letzten Jahr war (manches war gut, an einigen Stellen war ich etwas enttäuscht von mir selbst). Sehr angenehmer Austausch, freue mich immer bei dem Team mal vorbei schauen zu können. Vor allem sehr ehrlich und offen, die Kultur des Austauschs und der Transparenz bei den Kolleginnen ist für mich immer wieder schön zu erleben.

Uhrzeit: 11:45 - 13:00

Zeit für die erste richtige Pause und Mittagessen. Die letzten Tage waren echt intensiv, deshalb nehme ich mir heute etwas mehr Freiräume. Der Junior ist in einer Videokonferenz-Schulstunde, deshalb heute "Lunch to Go", alle machen sich einfach in der Küche was zu essen wenn es grad passt. Schreibe in der Pause an meinem heutigen #RemoteShadowing-Artikel, damit das nicht so in den (späten) Abend reinfällt.

Uhrzeit: 13:00 - 15:00

Zurück an die richtige Arbeit (sorry, ihr seid nur Hobby): Als erstes steht wieder mal organisatorisches an, ich muss in einer Agenturbeauftragung nochmal eine Kleinigkeit korrigieren. Dieser Buchhaltungs-Rechnungs-Beauftragungs-Kram ist echt nicht die Sternstunde meines Jobs, da gibt's nichts dran zu diskutieren. Zum Glück mache ich das so regelmäßig, dass da viel Routine drin ist. Kostet mich vielleicht eine Stunde pro Woche, manchmal sogar weniger - verschmerzbar.

Dann ein wirklich blöder Fehler: Ich habe eine eMail nicht exakt gelesen und eine Änderung an einer Webcast-Anmeldeseite weitergegeben, die keinen Sinn macht. Entschuldige mich beim Kollegen von der Agentur, Patrick, der das gebaut hat. Müssen wir leider nochmal ran. Wir besprechen kurz, wie das eigentlich aussehen soll und er macht sich an die Arbeit. Sehr ärgerlich. Meine Schlampigkeit kostet den Kollegen zusätzliche Arbeit.

Dann weiter ins Review der Assessment-Texte. Bin etwas abgelenkt und schweife mental immer wieder zum nächsten Termin ab. Werde trotzdem fertig und bitte die Kolleginnen Alex, Marcelo und Cornelia nochmal um ihre Einschätzung & Korrekturen, weil die täglich mit Schulen arbeiten und da einfach näher dran sind.

Mit dem Kollegen Marc nochmal ein "last minute"-Austausch via Teams-Chat für den Termin um 14:00 zu unserer Kreation der Schulkampagne. Wir sind gut vorbereitet und inzwischen freue ich mich auf die Gelegenheit, das Kreativkonzept nochmal zu diskutieren und zu "Challengen", wie das Neudeutsch bei uns genannt wird. Schwer zu übersetzen, aber in der Praxis kann das etwas ähnlich der Verteidigung einer Abschlussarbeit sein: Jeder Kritikpunkt, jede Schwachstelle wird angesprochen, wir betrachten das Thema aus möglichst vielen Perspektiven - und kommen so zum bestmöglichen Ergebnis. Das läuft natürlich freundschaftlich ab und es geht ausschließlich um die Idee oder das Projekt - niemand würde dabei mich oder meine Kolleginnen als Person angreifen.

Dann steht der Termin endlich an. Ich gehe fünf Minuten vorher rein und lege mir alles bereit (Konzept, Kreation, Entwürfe der Webseiten). Der Termin ist - wie will man das bei Profis anders erwarten - super produktiv. Kurzes Intro zu Beginn in dem wir Kampagnenkonzept, Customer Journey (s. meine Ausführung dazu gestern) und die Entwürfe der dazugehörigen Webseiten in Kontext bringen. Allgemeine Zustimmung: Das sieht sehr gut aus. Dann gehen wir in die Diskussion zur Kreation, hier gab es auch die meisten Fragen. Gute Anregungen zur grafischen Umsetzung, kritische Fragen rund um "Reason WHY" (manchmal auch bekannt als "Reasons to Believe").

Kurzer Exkurs zu "Reason WHY", für alle Leserinnen die keinen Bezug zum Marketing haben, weil das ein wichtiger Grundstein unserer Arbeit ist. "Reasons to Believe" heißt eine Antwort zu finden auf die (imaginäre) Kundenfrage: Warum ist das so, was ihr mir da sagt? Warum seid ihr einfach, günstig, schön, schnell, besser, weiter oder höher? 3-5 gute "Reasons WHY" sind eine gute Orientierung (selten reicht auch einer, der muss aber knallen!). Wenn man die nicht findet, dann sollte man das Konzept nochmal komplett hinterfragen. Am Ende notieren wir ein paar Punkte, an denen meine Kolleginnen und ich noch arbeiten wollen. Abschließend gibt's - quasi als "Ausgleich" zur intensiven Diskussion - positive Worte von jedem.

Beim "Challengen" kann schnell mal der falsche Eindruck entstehen, alles wäre irgendwie Schrott, obwohl es eigentlich nur um Kleinigkeiten ging - deshalb ist es wichtig, bewusst das Positive nochmal gemeinsam hervorzuheben.

Ich fasse die Diskussionspunkte zusammen, schicke alles an die Kreativ-Agentur. Und dann passierte etwas unglaubliches!

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Feierabend. 15:00 Uhr. Ich überlege noch, ob ich als Zuschauer in die LearnEd-Session von Tobias Raue gehe (Moderation übernimmt unser Customer Success Manager, Marcelo Rauscher; auch einer dieser Kollegen, die mich immer wieder mit ihrem Knowhow begeistern). Habe eigentlich richtig Lust, andererseits war echt viel Bildschirm & Arbeit diese Woche. Entscheide mich dagegen.

Der Microsoft-Ansatz "Vertrauensarbeitszeit, Vertrauensarbeitsort" fordert mich als Mitarbeiter auch persönlich heraus.

Ich muss mich selbst schützen und darauf achten, dass Arbeits- und Freizeit für mich in der richtigen Balance sind.

Gute Managerinnen unterstützen einen dabei, aber am Endes des Tages bin ich selbst verantwortlich. Die einen Kolleginnen sind da sehr strikt (9-5 und so - auch wenn ich kaum eine kenne, bei der es dann echt 9-5 wäre...) und haben feste Arbeitszeiten, andere machen das weniger strukturiert und achten eher darauf, dass es im Mittel im Rahmen bleibt. Manche haben wirklich Schwierigkeiten mit der Regulierung und arbeiten - für mein Empfinden - viel zu viel. Es ist halt auch nicht immer einfach, nein zu sagen ("The Power of No" heißt das bei uns so schön), vor allem, weil alle Kolleginnen die ich kenne einfach für ihre Arbeit brennen und den Job mit Begeisterung machen. Da sagt man schnell mal "Ja klar, klingt super spannend!" - und merkt dann erst später, dass man eigentlich nicht mehr kann. In unserem Gespräch zur Mitarbeiterbefragung brachte eine Kollegin das passend auf den Punkt: "Wir sind halt alle Triebtäter."

Für mich persönlich ist "Work-Life-Balance" eher "Work-Life-Flow": Manchmal arbeite ich am Wochenende konzentriert an einem Thema, weil ich da Ruhe habe. Es gibt Wochen, da komme ich auf 50 Arbeitsstunden und mehr. Dafür mache ich aber auch unter der Woche einfach mal um 14:00 Uhr den Laptop aus und habe am Freitag - außer in Ausnahmen - keine Termine nach 13:00 Uhr. Manchmal arbeite ich dann trotzdem noch, oft ist nach dem Mittagessen wirklich Feierabend.

Apropos Flow: Die Kreativagentur unserer Schulkampagne hat kurzfristig Zeit und würde gerne das Feedback nochmal telefonisch durchsprechen. Also unterbreche ich meinen Feierabend nochmal für 20 Minuten, hole meine Kollegin Lea ins Boot und wir besprechen eben die Anpassungen.

Dann ist wirklich Schluss. Heute Abend noch ein "privat-berufliches" Gespräch mit Cornelia, manchmal tauschen wir uns gern in einer Art Mentoring-Beziehung miteinander aus. Das zählt für mich aber zu Privatleben.

Jetzt Kaffee, kochen (Königsberger Klopse, lecker!) und entspannen. Hab ich mir verdient.



Michael Wittel

Head of Education & Research @ AWS | Cloud Computing, IT Strategy

4 Jahre

Schätze deine Arbeit Jakob und freue mich immer über deine kompetenten und ehrlichen Einschätzungen. Teamplay ist alles und gemeinsam ist man stärker #Schwarmintelligenz ;-)

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