Retrospektiven
Zurückschauen um besser zu werden
Was ist eine Retrospektive
Die Retrospektive (lat. retrospectare "zurückblicken") bezeichnet im Allgemeinen einen Rückblick. Zurückblicken, das machen wir Menschen fast täglich. Vielleicht mit einer Tasse Kaffee in der Hand während wir hinaus aus dem Fenster blicken und über unseren Tag nachdenken. Wenn wir mit Freunden über gemeinsame Erlebnisse sprechen, oder an Silvester wenn wir auf das Jahr zurückblicken und uns neue Vorsätze für das Neue machen.
Im Kontext Arbeit nutzen wir Retrospektiven ebenfalls um auf einen bestimmten Zeitraum (meist eine Iteration) zurückzublicken. Das ist aber nur der erste Schritt. Wir versuchen ebenfalls aus der Vergangenheit zu lernen, Erfolge und Misserfolge zu betrachten und aus ihnen entsprechende Veränderungen und Entscheidungen für die Zukunft abzuleiten.
Unter einer Iteration (lat. iterare "wiederholen") verstehe ich eine klar definierte Zeiteinheit, in deren Prozess sich wiederholende Schritte durchgeführt werden um sich dem angestrebten Projektziel zu nähern.
Was bringt mir und meinen Team das?
Vorteile einer Retrospektive
Der Scrum Guide schreibt dazu:
Das Scrum Team überprüft, wie der letzte Sprint in Bezug auf Individuen, Interaktionen, Prozesse, Werkzeuge und seine Definition of Done verlief. Die überprüften Elemente variieren oft je nach Arbeitsdomäne. Annahmen, die das Team in die Irre geführt haben, werden identifiziert und ihre Ursprünge erforscht. Das Scrum Team bespricht, was während des Sprints gut gelaufen ist, auf welche Probleme es gestoßen ist und wie diese Probleme gelöst wurden (oder auch nicht). Das Scrum Team identifiziert die hilfreichsten Änderungen, um seine Effektivität zu verbessern. Die wirkungsvollsten Verbesserungen werden so schnell wie möglich in Angriff genommen. Sie können sogar in das Sprint Backlog für den nächsten Sprint aufgenommen werden.
Wie läuft eine Retrospektive ab?
Die 5 Phasen einer Retrospektive
Für die Durchführung von Retrospektiven bietet sich das Modell von Esther Derby und Diana Larsen an, das in ihrem Buch Agile Retrospektiven vorgestellt wird.
Phase 1 - Rahmen schaffen
Diese Phase dient dazu alle Teilnehmer*innen abzuholen und auf die Retrospektive einzustimmen. Dazu gehört auch die Klärung der Agenda und der Zeitrahmen. Viele Facilitatoren nutzen in dieser Phase auch eine Check-In Frage die thematisch zur Retrospektive passt.
Phase 2 - Daten sammeln
Um ein gemeinsames Bild zu schaffen, werden in dieser Phase alle Informationen zusammengetragen die im letzten Sprint gut aber auch schlecht gelaufen sind. Auch der Rückblick auf Entscheidungen aus der letzten Retrospektive können hier auftauchen.
Phase 3 - Erkenntnisse gewinnen
Hier geht es darum aus den gesammelten Daten zu ermitteln, warum die Dinge so sind wie sie sind. Diese Erkenntnisse dienen als Grundlage um neue Experimente zu vereinbaren.
Phase 4 - Entscheiden was zu tun ist
Aus den gesammelten Erkenntnissen werden Handlungen, oder Experimente abgleitet von denen das Team ausgeht, dass sie eine Verbesserung bringen. Diese Entscheidungen werden dann in der nächsten Iteration umgesetzt.
Phase 5 - Abschluß
Zum Abschluß wird die Retrospektive noch einmal zusammen gefasst und die Teilnehmer*innen können je nach Aufbau ein kurzes Feedback geben. Gerne werden auf ROTI Charts verwendet auf denen das Team die Retro nach ihrem "Return of time invested" bewerten können und somit auch dem Facilitator die Möglichkeit der Verbesserung geben.
Und wie jetzt starten? Der einfache Einstieg in die Welt der Retrospektiven
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Facilitator
Nutzt einen Facilitator der allparteilich durch die Retrospektive führt und sich rein auf die Moderation konzentriert.
Ablauf
Haltet euch am Anfang an den Ablauf, das gibt euch Struktur und Sicherheit, gerade auch für frische Faciliatoren die erst in die Rolle schlüpfen.
Timebox
Achtet auf die Zeit und die jeweiligen Redeanteile
Maßnahmen treffen
Schnell ist es passiert das die Zeit zum Ende knapp wird und schon sind keine Maßnahmen vereinbart worden. Räumt diesem Punkt unbedingt Zeit ein und formuliert SMARTe Maßnahmen.
Drei Beispiele für eine schnelle Retrospektive
Nicht immer ist Zeit für eine mehrstündige Retrospektive, dann hilft es sich dennoch mit einfachen Möglichkeiten zu strukturieren.
Mad - Sad - Glad
Sammelt in drei Spalten was euch geärgert hat (Mad) - Was euch Unglücklich gemacht hat (Sad) und was euch positiv gestimmt habt (Glad). Clustert eure Erkenntnisse und leitet daraus neue Handlungsmöglichkeiten ab.
Star Fish
Zeichnet einen Seestern und unterteilt ihn in die folgenden Felder. Was wollen wir beibehalten? (Keep doing) Was wollen einführen? (Start doing) Mit was wollen wir aufhören (Stop doing) Davon wollen wir weniger sehen (Less of) Davon wollen wir mehr machen (More of)
Schnellboot Retro
Bei der Schnellboot Retrospektive zeichnet ihr ein Schnellboot auf ein Flipchart oder digitales Whiteboard.
Fragt euch dann: Was sind die Anker die uns aktuell aufhalten auf Speed zu kommen? Reflektiert eure Annahmen und leitet Handlungsmöglichkeiten ab.
Bücher zum Thema Retrospektive:
Retrospektiven in der Praxis - Marc Löffler
Agile Retrospektiven - Esther Derby / Diana Larsen
Retrospective Antipatterns - Aino Vonge Corry
Nützliche Quellen im Netz:
Der Retromat: Vorlagen für Retros
Retrium: Retro Tool
Reetro.io: Retro Tool
Meetroretro: Retro Tool
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8 MonateSchau mal Marc Kolbe - hab sofort an Dich gedacht
Organisationsentwicklung / ganzheitlich.agil.(r)evolutionär
8 MonateSuper, sehe ich genauso nur von der anderen Richtung: "wenn ihr nur eine Sache aus der agilen Welt nehmen wollt, nehmt die Retrospektive". Denn das ist für mich der Motor der Veränderung, alles weitere kann dort reflektiert und besprochen und erlernt und erprobt werden.