Revitalisierung der Innenstädte – gemeinsam für die Wiederbelebung!
Die Revitalisierung der Innenstädte passiert nicht auf dem Reißbrett - sondern durch Bürger*inneneinbindung

Revitalisierung der Innenstädte – gemeinsam für die Wiederbelebung!

Wann waren Sie das letzte Mal in Ihrer Innenstadt unterwegs und warum? In den letzten Monaten waren ich und vielleicht auch Sie aufgrund des Lockdowns wenig in der Innenstadt. Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht mehr so genau, wann es war… Vielleicht war das letzte Mal vor ein paar Monaten als ich einen Blumenstrauß für meine Mutter gekauft habe. Und damit geht es meiner Heimatstadt Wittlich wie vielen anderen Städten: In der Innenstadt ist immer weniger los. Auch schon vor COVID-19 hielten sich die Bürger*innen nicht nur kürzer, sondern auch immer weniger in der Innenstadt auf. Natürlich wurde diese Entwicklung durch Corona katalysiert. Zusammen mit der geringeren Besucher*innenfrequenz sehe ich den Strukturwandel deutlich in meiner Stadt und auch in anderen Städten. Geschäfte, die sich ein paar Jahre hielten, werden durch neue ersetzt, die wahrscheinlich nur kurz Mieter sind. Ich befürworte die Revitalisierung der Innenstädte, indem sich Kommunen, Händler*innen und Bürger*innen verknüpfen. Wie ich mir das vorstelle, stelle ich Ihnen in meinem dritten Artikel vor.

Aktueller Stand der Innenstädte

Die IFH Köln, ein Marktforschungsinstitut, hat in seiner Untersuchung „Vitale Innenstädte 2020“ im Herbst 2020 in über 100 deutschen Innenstädten 58.000 Interviews durchgeführt. Folgendes kam dabei zutage:

Die Innenstadt ist bei älteren Bürger*innen beliebter. Für ältere Mitbürger*innen ist die Innenstadt Treffpunkt zum Spaziergehen, Kaffee trinken, zum Austausch oder zum Einkaufen. Die jüngeren Befragten gaben an, dass sie vorrangig online shoppen. Das belegen auch die Zahlen des größten deutschen Onlinehandelsverbands BEVH für das Jahr 2020. Dennoch sagte fast die Hälfte der Befragten der IFH, dass sie lokale Händler*innen stärken möchte.

Der Einzelhandel ist das Besuchsmotiv Nr. 1. Stellen Sie sich eine Großstadt vor, in der es belebte Einkaufsstraßen gibt, z.B. Köln, Frankfurt oder Leipzig – und als Gegensatz eine Stadt, in der viele Läden leer stehen. Sie werden wohl den gedanklichen Ausflug in die Großstadt attraktiver finden. Und so ist es: Der Handel beeinflusst maßgeblich die Gesamtattraktivität einer Stadt. Auf den weiteren Plätzen finden sich Gastronomie, Freizeit und Kultur. Um das Ziel, die lokalen Händler*innen zu unterstützen und somit auch wieder die jüngere Bevölkerung für die Innenstädte zu gewinnen, „muss Qualität vor Quantität und Freizeit vor Versorgung stehen“ (IFH Köln 2021). Die Lösung: Das innerstädtische Leben muss vielfältiger werden, (freie) Flächen müssen für Freizeitangebote genutzt werden und insbesondere müssen die Städte digitaler werden.

Bürger*innen als Mittelpunkt für digitale Innenstädte

In der Studie der IFH Köln gab gerade einmal die Hälfte der Befragten an, dass ihre Stadt gut mit der Digitalisierung mithält. Wir haben also zwei unterschiedliche Zielgruppen mit unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen: Die ältere Bevölkerung, für die die Innenstadt ein vielfältiger Lebensraum ist und die jüngere, die die Innenstädte zwar erhalten will, aber eben sehr online-affin ist. 

Aber beide Zielgruppen müssen erreicht werden, denn nur so kommt ein digitalisiertes Revitalisierungskonzept an. Die Vorstellungen und Erwartungen beider Zielgruppen oder sogar von verschiedenen Personas kann man mithilfe einer individuellen Customer bzw. Visitor Journey identifizieren. Ein mögliches Ergebnis ist, dass gewünschte lokale Händler*innen und auch Anbieter*innen von Freizeitaktivitäten bekannt sind und so kommerzielle und nicht-kommerzielle Kooperationen entstehen. 

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Aus meiner Sicht sollte ein Revitalisierungskonzept folgende Punkte beinhalten: Zuallererst muss das Konzept, egal ob digital oder analog, bürger*innenkonzentriert sein und den Bürger*innen spürbare Mehrwerte bieten! In Altenburg werden Fördermittel verteilt, um kleine Projekte in der Stadt zu realisieren. Mit dem Geld sollen Initiativen der Bürger*innen stattfinden, damit der Marktplatz ab dem frühen Nachmittag nicht mehr wie ausgestorben ist.

Der zweite, genauso wichtige Punkt: Das neue Konzept muss in erster Linie einfach sein. Einfachheit bedeutet kurze Wege und leichte Erreichbarkeit. Supermärkte, Einkaufsstraßen, Grünflächen und Kulturstädten wie Theater oder Kinos müssen so in das Stadtbild integriert sein, dass sie sich nicht konzentrieren und die Stadt praktisch fühlbar machen.

In Düsseldorf gibt es ein innovatives Konzept, dass eine „Die Kombination aus urbanem Genuss und Sinnlichkeit“ sein soll. Trotz umständlicher Beschreibung, die in meinem Kopf auch andere Assoziationen weckt als von den Planern gewollt, gefällt mir das Konzept und entspricht meinen Vorstellungen einer Innenstadt.

Dabei muss es in meinen Augen gar nicht ein super innovatives Konzept sein. Es geht eben auch einfach: Als großer Fan des FC Bayern wirkt auch der lokale Fußballverein als Magnet für eine wiederbelebende Innenstadt (zumindest meistens). Ein gutes Beispiel ist Leipzig: Das Stadion liegt mitten in der Stadt und die Fans haben kurze Wege zur Bahn, den Bars und eben zum Stadion.

In Bezug auf einfache, benutzerfreundliche und digitale Lösungen erwarte ich keine fliegenden Taxis. Bereits einfache Lösungen, wie die digitale Anzeige von freien Parkplätzen sind in Großstädten genauso nachgefragt wie in Städten mit weniger als 100.000 Einwohner*innen.

Mir liegt die Revitalisierung und damit die die Digitalisierung der Innenstädte sowohl privat als auch als Geschäftsführer der S-Public Services am Herzen. Meinen privaten Beitrag leiste ich, indem ich mich konkret für meine Stadt einsetze. In beruflicher Hinsicht bieten wir von der S-Public Services Lösungen für Kommunen an, um ihren Bürger*innen eine digitale, reale Welt zu ermöglichen, die keine Zukunft, sondern bereits Realität ist. Die S-Public Services, als Tochter der Sparkasse, unterstützen wir ihr Leitbild, den Menschen und der Wirtschaft vor Ort zu dienen!

Die Revitalisierung der Innenstädte beschäftigt uns alle. Ich bin mir sicher, dass dort noch viel Potenzial liegt. Dieses Potenzial können einzelne Interessen nicht allein heben. Nicht der Handel und nicht die Politik. Ich plädiere dafür, dass sich kommunale Händler*innen, Bürgermeister*innen, Immobilienanbieter*innen sowie Verantwortliche für Verkehr und Infrastruktur mit Bürger*innen zusammentun, und unsere städtischen Strukturen für alle jene neu denken, für die sie auch gedacht sind: die Bürger*innen. Und dann weiß jede*r von uns, wann er oder sie das letzte Mal in der Innenstadt war. Im besten Fall sogar erst kürzlich und wegen eines großartigen Erlebnisses 😊.

Ein kleiner, aber wichtiger Beitrag ist die durchgängige Verfügbarkeit von WLAN, denn das Smartphone ist auch in der realen Welt und bei jeder Generation immer dabei 😊 Bereits 2019 hatten wir mit unserem landesweiten Gratis-WLAN über eine Million registrierte Nutzer 💪 https://m.kn-online.de/Nachrichten/Wirtschaft/SH_WLAN-Eine-Million-Nutzer-sind-schon-dabei?fbclid=IwAR0dzW-Wc4dAOnV5mfMgnzAkIO_ZoCpUfVB7lROyOXMEc-eq0FVrrNiuIAw #SH_WLAN #SmartCity

Lieber Ralf, Deinen Ideen zur Revitalisierung kommt zu Gute, dass wir zunehmend neue Prozesse in der Produktion haben. Zum Beispiel können „digitale“ Handwerker, heute schon per digitalem Plan, lokal Produkte herstellen, die früher zentraler industrieller Prozesse bedurften. Die Maschinen werden günstiger, dass wir in einigen Branchen wie Schreiner, Textilhersteller, Müller, Juwelier bereits heute lokal einige Produkte zu Stückkosten wie in industriellen Strukturen herstellen können. Nach dem „Mind-Worker“ der inzwischen weltweit an jedem Ort arbeiten kann, kommt auch der „Production-Worker“ zurück – nur eben digital unterstützt. Innenstädte sollten dann wieder eine bunte Mischung werden: aus Geschäften, Wohnen, Freizeit, Handwerk (digital) und Kultur. Damit können Innenstädte, bzw. Zentren in Stadtvierteln, wieder revitalisiert werden. Das wird den kleineren Städten sogar leichter fallen. Denn die großen Innenstädte, wieder derzeit in den Metropolen, werden länger brauchen für die Umstrukturierung.

Hans J. Friedrich

Unternehmensberater I Vertriebs-& Marketingprojekte in der TK/IT, KI, Glasfaser, Newtech I Neue & optimierte Vertriebsstrukturen durch innovative off- & online Touchpoint-Kombinationen B2C & B2B

3 Jahre

Ralf Linden super wichtiges Thema, hier auf dem Land sind die Geschäftsinhaber ja auch gleichzeitig meine Nachbarn, bei denen ich gerne einkaufe und die ich gerne unterstütze und nicht zu vergessen, die auch mich unterstützt haben besonders in den letzten 2 Jahren. Was für ein Fortschritt, wenn die Entscheider in den Kommunen erkennen, wie man Innenstädte aber auch Kleinstädte wieder attraktiver für alle Bürger gestalten kann.

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